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0884 - Sklaven der Hölle

0884 - Sklaven der Hölle

Titel: 0884 - Sklaven der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Duval ließ sich flach auf den felsigen Boden fallen, als der mörderische Aufschrei des Feuers ertönte. Ja, Aufschrei - Nicole hatte großen Respekt vor der Macht des Feuers, von dem sie glaubte, dass in ihm manchmal so etwas wie eine Art eigenes Leben existierte. Feuer fauchte, brüllte, konnte kreischen, manchmal sogar flüstern… es suchte sich Wege, die vollkommen ungangbar, völlig unlogisch schienen, doch es fand immer sein Ziel. Wie ein lebendes, denkendes Wesen. Und jetzt schrie dieses Wesen grässlich auf!
    Nicole sah, was in diesem Augenblick an dem Ort geschah, an dem sie sich von Zamorra getrennt hatte… Zamorra! Wenn er sich noch dort unten befand, dann würde auch Merlins Stern ihn nicht vor diesem Inferno schützen können. Zumindest nicht sehr lange.
    Natürlich war es Irrsinn, denn Nicole konnte ihm dort nicht helfen, würde sicher selbst ein Feueropfer werden, aber der Drang, ihrem Lebensgefährten zu Hilfe zu eilen, wurde geradezu übermächtig.
    Es war die plötzliche Helligkeit, die Nicole Duval von ihrem irrwitzigen Vorhaben abhielt.
    Eine Helligkeit, die ihr plötzlich ermöglichte, einige Geschehnisse klar und deutlich erkennen zu können: Aus dem tosenden Ozean der Flammen heraus, kam mit weit ausladenden, aber durchaus gemessenen Schritten eine Gestalt, die riesig groß erschien - und es wohl auch war. Sie war nackt, geschlechtslos, vollkommen unbehaart. Von weitem erinnerte sie an einen wandelnden Stein, unter dessen Armbeugen zwei zappelnde Kreaturen klemmten.
    Zwei Menschen… zwei Frauen!
    Das makabere Dreiergespann hielt direkt auf Nicole zu. Doch schnell erkannte die Französin, dass das Ziel der Prozession, bei der nur ein Drittel die ganze Arbeit und Kraft aufwenden musste, weiter südlich lag - sie wollten zum Kokon.
    Was wollte der Ductor mit zwei Menschenfrauen? Der Groschen fiel bei Nicole heute erst recht spät, doch dann fiel er mit lauten Aufprall. Um sich allerdings weiter Gedanken um die neue Erkenntnis zu machen, fehlte ihr schön in der nächsten Sekunde die Zeit.
    Das Licht warf scharfe Schatten auf den Felsboden, zeichnete wie mit hartem Graphit Dinge auf, die so vorher nicht zu erkennen gewesen waren. Unter anderem einen Körper, der in unnatürlich gekrümmter Lage in einer Steinsenke kauerte… gebunden wie ein Tier, das man zur Schlachtbank führen wollte.
    Rola DiBurn - sie lag kaum fünf Schritte von Nicole Duval entfernt, unfähig, sich bemerkbar zu machen. Nicole unterdrückte den Instinkt, die junge Frau sofort und unverzüglich zu befreien, sich schützend vor sie zu stellen. Nein, zuvor musste sie unentdeckt den Ductor und seine beiden Opfer passieren lassen. Es half niemandem, wenn diese Kreatur aufmerksam wurde. Wahrhaftig nicht.
    Die Flammen, die, da war Nicole nun sicher, sein eigenes Produkt waren, schienen ihm zu folgen, doch sie hielten ehrfürchtigen Abstand. Nicole spürte einen Schauder, der über ihren Körper lief. Was für ein Wesen war dieser Ductor? Welche Kräfte steckten noch in ihm?
    Schließlich, lange Minuten später, war er an Nicole vorbei, ging ohne Umweg geradewegs zum Kokon. Nicole wartete noch weitere Sekunden, dann sprang sie hoch, befreite die halb bewusstlose Rola von Knebel und Fesseln.
    Die junge Frau stand unter Schock, was nicht verwunderlich war. Der entlud sich in einem heftigen Weinkrampf, den Rola jedoch selbst mit großer Willenskraft beendete. Heulen konnte sie später noch genug. Ihre Stimme war noch tränenerstickt.
    »Sinje-Li wird bald wieder zurückkommen. Van Zant ist nicht gekommen - sie verliert die Geduld. Nicole, wo ist Artimus?«
    Nicole beruhigte die Amerikanerin. »Auf einer der Knotenwelten - in einem Kokon gefangen. Keine Sorge, dazu kommen wir später. Wir müssen hier verschwinden.«
    Rolas Blick ging in Richtung des Flammenmeeres. Dann entdeckte sie den Ductor, dessen Bekanntschaft sie unfreiwillig in Armakath gemacht hatte. Nicole konnte sehen, wie es hinter der Stirn der jungen Frau arbeitete. Die Fragen, die sie wälzte, mochten denen von Nicole sehr ähnlich sein. Doch Rola sprach sie nicht aus.
    »Wo ist Zamorra?«
    Nicole zuckte die Schultern. »Ich hoffe in Sicherheit. Komm, wir müssen…«
    Rola DiBurn stoppte Nicole. »Nicole, was auch immer hier geschieht - ich behaupte nicht, dass ich auch nur zehn Prozent davon verstehe - aber eine Sache ist für mich sicher. Sinje-Li muss sterben. Wenn sie mich hier nicht mehr findet, dann bläst sie die ganze Aktion ab, verschwindet, taucht irgendwann

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