0884 - Sklaven der Hölle
würde, konnte ihn auch Merlins Sterns Schutz nicht mehr retten. Erneut verfluchte er die Tatsache, dass Laertes nicht hier war. Der Uskuge hätte sich und Zamorra mit einem Sprung aus der Gefahrenzone bringen können.
Zamorra stolperte, fing sich wieder, doch er bemerkte, wie sich der Boden unter seinen Füßen veränderte. Aus dem felsigen, teils sandbedeckten Belag wurde unebenes Gelände, das mit kleinen Büschen und Grasflächen überzogen war. Er hatte nicht auf die Richtung geachtet, in die er seine Flucht lenkte - sie ergab sich automatisch, denn sie konnte ja nur fort von den Flammen heißen.
Ganz unvermittelt änderte sich nun nicht nur die Vegetation, sondern auch die Beschaffenheit des Geländes - es ging zunächst sanft, dann immer steiler bergab. Zamorra nahm all seine verbliebene Kraft zusammen. Dann begann er den Halt unter den Füßen zu verlieren, stützte sich mit beiden Händen seitlich am Boden ab. Er schlitterte einen Hang hinunter… und verlor schließlich die Kontrolle über seinen Körper. Hart schlug er auf, rollte ein paar Mal um die eigene Achse, bis er zum Liegen kam.
Die Hitze… sie war noch da, aber sie war nun irgendwo über ihm, strich über diese Senke hinweg. Das war die Rettung für ihn. Doch er konnte nicht verhindern, dass ihm nun rabenschwarz vor Augen wurde. Die Ohnmacht war nur knapp unter der Oberfläche seines Bewusstseins, nicht sehr tief, doch sie machte ihn handlungsunfähig.
Der Professor ergab sich ihr dennoch kampflos…
***
Sinje-Li verlor die Geduld.
Ihr Feind reagierte nicht auf den Köder, den sie für ihn ausgelegt hatte. Möglich, dass diese Rola DiBurn richtig lag, möglich also, dass van Zant Sinje-Lis Nachrichten nicht erhalten hatte. Vielleicht hatte ein anderer ja das erledigt, was ihre gekränkte Eitelkeit so dringend von ihr einforderte: den Tod des Menschen, der sie daran gehindert hatte, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Vielleicht soll es ja so sein? Möglich, dass ich weit über jedes Ziel hinaus geschossen bin.
Sinje-Li verstand sich oft selbst nicht mehr. Wahrscheinlich hätte nahezu jeder andere die Sache auf sich beruhen lassen… oder auf einen passenden Moment gewartet, der vielleicht von selbst kommen mochte. Sinje-Li war anders, ganz anders. In den Minuten, in denen sie vor ihrer Geisel praktisch ihr Leben ausgebreitet hatte, war ihr das wieder einmal bewusst geworden.
Niemand konnte hassen wie sie. Niemand war so unnachgiebig, so hart gegen sich und andere. Yorick - ja, vielleicht kam er ihr da gleich. Auch er hatte sich mit knallharter Hand zu dem gemacht, was er nun war.
Die Vampirin schob diese Gedanken beiseite. Sie mochte nicht länger warten. Also würde sie Rola DiBurn töten. Ihre leere Hülle würde dort einen Platz finden, wo van Zant sie sicherlich eines Tages finden musste. Die Kokonwand… Sinje-Li horchte tief in sich hinein, doch sie fand dort keine Skrupel, die sie an dieser Tat hätten hindern können.
Sie gab es zu - Rola DiBurn war ein besonderer Mensch, einer, der auch sie beeindruckt hatte. DiBurn tat im Grunde nichts, was außergewöhnlich zu nennen war. Doch während ihres langen Gesprächs, das im Grunde ja ein Monolog von Sinje-Li gewesen war, hatte die Vampirin sich seltsam vertraut mit dieser jungen Frau gefühlt. Rola besaß eine latente Fähigkeit, die Sinje-Li nicht benennen konnte. Da war irgendetwas… ihre Geschichte hatte Sinje-Li zuvor so noch niemandem erzählt.
Dennoch würde die Raubvampirin Rola nun töten.
Eine Stichflamme schoss eruptiv in den Himmel über den Schwefelklüften.
Sinje-Li stand wie erstarrt da, wandte den Blick zu Boden, weil die Helligkeit in ihren Augen einfach unerträglich war. Sie musste nicht erst überlegen, wo diese Katastrophe stattfand - es gab keinen Zweifel, es war der Sklavenmarkt ihres Clans, der dort innerhalb weniger Sekunden zu einem Pfuhl aus Hitze und Feuer wurde.
Ihr Clan… Zoltan Yorick… die Clanmitglieder… das, was sie manchmal Heimat genannt hatte, hörte auf zu existieren. Es verging - ganz einfach so!
Sinje-Lis Schrei blieb ungehört, denn überall war nur Tod und Vernichtung. Nahe dem Wahnsinn und ohne jede Vernunft sprang sie mitten hinein in die Flammenhölle.
Die Hitze sengte ihr die Haare an. Viel mehr als ein paar wenige Augenblicke konnte sie hier nicht bleiben, denn auch wenn sie dem Feuer selbst ausweichen konnte, so reichte die Temperatur voll und ganz aus, die Vampirin wortwörtlich zum Kochen zu bringen.
Wie ein Kreisel rotierte sie
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