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0885 - Kampf in der PAN-THAU-RA

Titel: 0885 - Kampf in der PAN-THAU-RA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einsetzen. Diese Haltung war jedoch unbequem, und ein Voghe, der sie einnahm, fühlte sich in der Regel nicht besonders sicher auf den beiden Beinen. Sie war jedoch auch Ausdruck großer innerer Erregung, und für Zorg gab es keinen Zweifel daran, daß Tara in dieser Nacht allein von ihren inneren Gefühlen beherrscht wurde. „Ich möchte dieses Licht schmecken", verkündete Zorg. „Aber bisher hat es ich allen Versuchen entzogen."
    „Ja", bestätigte Tara. Sie ließ sich wieder auf alle viere sinken und schaufelte mit einer hohlen Hand Wasser aus dem Brunnen in ihre vorgestülpte Magenöffnung. Zorg beobachtete, wie gierig sie trank. Ob sie wußte, daß sie mit diesem Verhalten Angst signalisierte? Tara war in mancherlei Beziehung naiv, vor allem aber, was ihre Beziehung zu Bern anging. Zorg wußte, daß Bern ihre Gutmütigkeit mißbrauchte und sie ausnutzte, aber das würde er ihr niemals begreiflich machen können. „Du verstehst Bern nicht", sagte sie jedesmal, wenn Zorg die Sprache auf ihren Gefährten brachte. „Er ist allein mit sich und seinen großen Gedanken."
    Eines mußte man Bern allerdings lassen: Er ertrug Zorgs offen zur Schau getrangene Antipathie mit Gelassenheit. Nicht ein einziges Mal hatte Bern sich zu einer unfreundlichen Geste gegenüber Zorg hinreißen lassen. Er war eben ein typischer Voghe. „Ich glaube", sagte Zorg, „wir erleben eine Invasion aus dem Weltraum."
    In dem Augenblick, da er diese Worte ausgesprochen hatte, bereute er sie bereits wieder. Es war einfach unfair gegenüber Tara, solche Bemerkungen zu machen. Wenn sie sie überhaupt verstand, waren sie nur dazu geeignet, ihre Angst zu steigern. „Bist du krank, Zorg?" fragte sie ihn. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist", gab Zorg zurück. „Aber die Welt ist nicht so, wie wir sie beurteilen, das habe ich längst begriffen. Manchmal träume ich davon, Burän zu verlassen."
    „Und wohin möchtest du gehen?" Zorg antwortete nicht. Er fand es unverantwortlich, so mit seiner Erzeugerin zu reden, aber wenn er sich in diesem Zustand befand, handelte er oft wie unter innerem Zwang. Manchmal glaubte er, eine gespaltene Persönlichkeit zu besitzen. „Weydel ist das wichtigste Röhrensystem der Voghen auf Buran", sagte er zu Tara. „Hältst du es für einen Zufall, daß das Licht hier aufgetaucht und nur hier zu sehen ist?"
    „Zumindest ist es kein Indiz für eine Invasion", antwortete sie sanft. „Besinne dich auf dich selbst, Zorg.
    Schließe Frieden mit dir selbst und vergiß die quälenden Fragen, mit denen du dich beschäftigst."
    Wie könnte ich sie vergessen, fragte Zorg sich bedrückt, wenn sie meine Träume beherrschen?
    Wieder sackte das Licht ein Stück näher auf Weydel herab. Es bildete jetzt eine strahlende Decke unmittelbar über dem Röhrensystem. Kein Luftzug rührte sich. Zorg blickte in den Brunnen und sah, daß die Wasseroberfläche wie erstarrt unter ihm lag. Seltsamerweise reflektierte sie das Licht nur schwach, und Zorg hatte den Eindruck, auf eine Scheibe aus poliertem Gold zu blicken. Unwillkürlich streckte er die Hand aus und schöpfte Wasser aus dem Brunnen. Die goldene Scheibe zerbrach in einen chaotischen Wirbel.
    Zorg schlürfte das Wasser. Es hatte einen völlig anderen Geschmack als sonst, aber Zorg konnte ihn nicht beschreiben. Die Flüssigkeit hatte ihre Konsistenz geändert, und dieser Prozeß konnte nur auf das Licht am Himmel zurückzuführen sein.
    In diesem Augenblick brach die Panik aus. Zorg hörte einen Aufschrei, den er in seinem ganzen Leben nicht wieder vergessen sollte, einen Schrei tiefempfundener Qual und unbeschreiblicher Verzweiflung. Zuerst dachte er, nur Tara hätte geschrien, dann wurde ihm bewußt, daß dieser Schrei von vielen tausend Voghen gleichzeitig kam. Zorg wich vom Brunnen zurück. Er sah, daß Tara sich abrupt von ihm abwandte und davonstürmte. Gleichzeitig mit ihr setzten sich alle in der Schlucht befindlichen Voghen in Bewegung. Trotz der beunruhigenden Ursache und der drohenden Konsequenzen hatte der Vorgang für Zorg etwas Faszinierendes. Es war überwältigend, wie die vielen tausend Voghen sich Panzer an Panzer durch die Schlucht bewegten, einem gemeinsamen Ziel entgegen. Ihre Schilde und Schuppen leuchteten im Licht der rätselhaften Erscheinung, und sie bewegten sich jetzt, nachdem ihre Gefühle in einem einzigen Aufschrei ein Ventil gefunden hatten, fast völlig lautlos. Das unheimliche Bild prägte sich tief in Zorg ein. Er war so darin vertieft,

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