0885 - Kampf in der PAN-THAU-RA
daß ihm erst allmählich bewußt wurde, daß er nicht an der Flucht teilnahm. Eng gegen die Außenwand einer Röhre gepreßt, stand er in der Schlucht und beobachtete, wie seine Artgenossen aus Weydel flohen.
Innerhalb kürzester Zeit war die Schlucht wie leergefegt. Obwohl Zorg nicht sehen konnte, was sich außerhalb des Röhrensystems zutrug, konnte er sich die weitere Entwicklung so genau vorstellen, als würde er ihr als Augenzeuge beiwohnen. Die Ströme der aus den verschiedenen Schluchten von Weydel fliehenden Voghen würden sich außerhalb des Röhrensystems vereinigen und sich wie ein einziges gigantisches Wesen in Richtung Varra-Krater wälzen.
Am Boden des Kraters - so jedenfalls berichtete die Legende - lagen noch die sterblichen Überreste jener Panik-Katastrophe, die die Voghen in ferner Vergangenheit betroffen hatte.
Zorg konnte sich einfach nicht vorstellen, daß sich alle Bewohner Weydels in blinder Panik in den Krater stürzen würden - es waren doch denkende, intelligente Wesen.
Zorg erbebte innerlich. Seine Unfähigkeit, irgend etwas zu tun und eine Wende herbeizuführen, wurde ihm schmerzhaft bewußt. Was nutzte es ihm, wenn er anders war als seine Artgenossen? Als einziger Überlebender von Weydel hatte er keine Zukunft.
Da schmeckte er Bern!
Der Schock traf ihn so tief, daß er taumelte. Als er sich langsam umwandte, sah er seinen Erzeuger aus einer der Röhren heraustreten. Bern war ein großer und kräftiger Voghe, ein Mann, der sich so aufrecht hielt, daß man bei seinem Anblick beeindruckt war, ob man wollte oder nicht. - Bern kam auf Zorg zu. Zorg blickte in die verlassene Schlucht und wieder zu Bern zurück, als wollte er sich davon überzeugen, daß nicht alles, was er in den letzten Minuten erlebt hatte, nur ein schrecklicher Traum war. „Ich schmecke dich", sagte Bern.
Zorg brachte keinen Ton hervor, er konnte nur dastehen und seinen Erzeuger anstarren. „Es wird ihnen nichts geschehen", führ Bern fort. „Außerhalb von Weydel werden sie anhalten und wieder zu sich kommen."
„Wieso kannst du davon so überzeugt sein?" fragte Zorg stoßweise.
Bern hob den Kopf und blickte zu der strahlenden Decke über Weydel hinauf. „Weil ich weiß, wer dieser Besucher ist!"
„Was?" schrie der junge Voghe. „Ja", bestätigte Bern. „Ich weiß außerdem, warum er nach Barun gekommen ist."
Zorg dachte, daß der Architekt-Philosoph den Verstand verloren haben mußte. Aber Bern gab sich so ruhig und so überzeugt, daß man ihm zubilligen mußte, im Besitz seiner vollen geistigen Kräfte zu sein.
Was geschah hier? fragte sich Zorg fassungslos. Ein Schwindelgefühl ergriff ihn, und er mußte sich mit einer Hand an der Außenwand der Röhre hinter ihm stützen. Er, der sich immer eingebildet hatte, die Welt und das Universum nicht nur vom voghischen Standpunkt aus zu" betrachten, war völlig ratlos. „Du wirst uns jetzt verlassen", klang Berns Stimme wieder auf. Sie schien aus weiter Ferne zu kommen. „Für unser Volk ist es eine große Ehre, daß einer der Unseren auserwählt wurde. Mich erfüllt außerdem ein Gefühl großer Freude, daß meine Zeugung der Auserwählte ist."
Die Umgebung schien vor Zorgs Augen zu verschwimmen. Er wollte sich auf Bern stürzen, um ihn zu schütteln. Bern sollte zugeben, daß alles, was er sagte, gelogen war.
Aus der Lichtdecke griff nun ein breit gefächerter Strahl nach Weydel hinab und tastete sich durch die Schlucht auf die beiden Voghen zu. „Ich werde es niemals ganz überwinden, daß ich dich auf diese Weise verlieren muß", sagte Bern traurig. „Ich wußte es seit der Stunde deiner Geburt und habe daher nie versucht, die Bande zwischen uns besonders eng zu flechten. Wahrscheinlich habe ich viele Fehler begangen. Später wirst du sicher verstehen, warum ich mich so und nicht anders verhalten habe."
Der Lichtstrahl wanderte weiter, ruhte einen Augenblick auf Bern und machte ihn transparent. Dann glitt er auf Zorg zu und hüllte ihn ein. Zorg fühlte sich förmlich in Licht erstickt. Er zog seinen Kopf in den Panzer zurück. „Ich glaube, daß du oft gespürt hast, daß du kein Voghe wie jeder andere bist", sagte Bern.
In diesem Augenblick schmeckte Zorg das Licht, und dieser Geschmack rührte ihn tief in seinem Innern. Er übermittelte ihm etwas von den unermeßlichen Weiten des Universums, von Sternen, Planeten, Materiewolken, Nebeln und Wesen, die überall im Kosmos lebten. Zorgs Bewußtsein öffnete sich weit für diese Empfindung und
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