0885 - Kampf in der PAN-THAU-RA
Androide blieb vor einem Seitengang stehen. „Es ist wichtig", fuhr er fort, „daß du dich zunächst einmal an die neue Umgebung gewöhnst. Der Ritter der Tiefe wird Geduld mit dir haben und dich nicht drängen."
Er deutete in den Seitengang. „Du wirst deine Unterkunft jetzt ohne meine Hilfe finden. Sie wird dir nicht vertraut erscheinen. Natürlich hätten wir sie den Verhältnissen auf Buran anpassen können, doch das hätte nur deiner Sehnsucht nach dieser Welt Vorschub geleistet. Ein Orbiter darf jedoch nicht abgelenkt werden."
Zorg zögerte, allein in den Nebengang zu gehen. „Warum wurde ausgerechnet ich ausgewählt?" erkundigte er sich. „Das hängt mit der Mentalität deines Volkes zusammen. Igsorian von Veylt hat die Voghen lange Zeit beobachtet und festgestellt, daß sie anständig und friedfertig sind. Die Grundhaltung eines jeden Orbiters darf keine Bösartigkeit und Aggressivität kennen."
„Aber ich bin nicht wie die anderen Voghen!" warf Zorg ein. „Natürlich nicht!" bestätigte Donnermannn. „Dafür hat der Ritter Sorge getragen. Schließlich muß ein Orbiter in der Lage sein, sich im Ernstfall verteidigen zu können."
Zorg war bei diesen Worten zusammengezuckt. „Im Weltraum finden also kriegerische Auseinandersetzungen statt?"
„Im Weltraum und auf vielen Planeten", bestätigte Donnermann. „Wozu wäre sonst der Wächterorden gegründet worden? Solange man zurückdenken kann, kämpfen die Ritter der Tiefe für Recht und Ordnung im Universum. Einst zogen sie in großen Gruppen durch das Universum, aber ein unerbittliches Schicksal..."
„Das genügt!" wurde er von einer donnernden Stimme, die scheinbar aus dem Nichts kam, unterbrochen. „Erfülle jetzt deine Aufgabe, Androide."
„Ich bin ein bißchen geschwätzig", entschuldigte er sich bei Zorg. „Er hat es nicht gern, wenn ich zuviel ausplaudere. Schließlich steht es noch nicht einwandfrei fest, ob du dich als Orbiter eignest. Wenn du unbrauchbar bist, würde dich zuviel Wissen nur belasten."
„War das der Ritter, der gesprochen hat?" fragte Zorg erregt. Er konnte den Klang dieser Stimme nicht vergessen. „Ja", sagte Donnermann. „Wo befindet er sich?"
„Irgendwo in den zentralen Räumen der ZYFFO."
Zorg wollte weitere Fragen stellen, doch Donnermann deutete mit einem Arm in den Seitengang und sagte mit einem Unterton, der keinen Widerspruch duldete: „Geh jetzt!"
Zorg ließ ihn stehen und bewegte sich in den Gang hinein. Er stieß auf eine Art Tor, und nach wenigen Versuchen fand er heraus, wie der Verschlußmechanismus funktionierte. Als er geöffnet hatte, blickte er in einen großen Raum, dessen Einrichtung zwar fremdartig war, aber dennoch gefällig aussah. Zorg stülpte seine Magenöffnung nach außen und schmeckte die Luft seiner neuen Behausung. Abgesehen vom vertrauten Geschmack der Sauerstoffmoleküle wirkte nichts vertraut, aber nichts von dem, was Zorg in sich aufnahm, war abstoßend.
Er zog das Tor hinter sich zu und wanderte langsam durch den Raum, wobei er die verschiedenen Einrichtungsgegenstände betastete. Die meisten davon dienten offenbar seiner Bequemlichkeit. Natürlich gab es keinen Bodenbrunnen, aber ein an der Decke befestigtes Flüssigkeitsreservoir, aus dem sich Wasser abzapfen ließ. Auch für Nahrung war ausreichend gesorgt. Zorg kostete von den Dingen, die in einem schalenförmigen Behälter lagen, und fand, daß sie einen angenehmen Geschmack besaßen. Wahrscheinlich handelte es sich um synthetische Nahrung. Zorg bedauerte, daß er auf Buran nicht häufiger das Gespräch mit Techniker-Philosophen gesucht hatte, denn dann hätte er sich ein Wissen aneignen können, das ihm jetzt zustatten gekommen wäre. Das Lager, das man für ihn hergerichtet hatte, bestand aus einer breiten Bodenmatte, die sich den Konturen seines Körpers anpaßte, als er sich darauf niederließ. Er nahm die für einen Voghen typische Ruhestellung ein, indem er sich auf die Bauchseite legte und den Kopf einzog. Das Licht im Raum ließ an Intensität nach, aber es wurde nicht völlig dunkel.
Von irgendwoher kam Donnermanns Stimme. „Kommst du zurecht?"
„Ja", sagte Zorg schläfrig. Er wunderte sich über seine innere Ruhe. Argwöhnisch überlegte er, ob man seine psychische Verfassung manipulierte, denn in dieser Situation hätte er eigentlich aufgeregt und ängstlich sein müssen.
Bald darauf schlief er ein. Er wußte nicht, ob er träumte oder einen Teil der realen Ereignisse miterlebte, aber plötzlich
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