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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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John Sinclair erreichte, damit er sie von diesen Problemen befreite. Nur durfte Lucy davon nichts erfahren und es auf keinen Fall mitbekommen.
    Noch eine Station.
    Sie waren jetzt zu dritt und blieben auch zusammen, denn der Typ mit der Mütze machte keinerlei Anstalten, sich zu erheben und den Platz zu wechseln. Er blieb sitzen, hatte die Beine ausgestreckt und war noch immer mit seinem linken Auge beschäftigt. Es war sicherlich verkehrt, daß er es rieb, doch Sarah wollte ihm keinen Ratschlag geben, den er sowieso nicht befolgt hätte.
    Statt dessen wandte sie sich an Lucy. »Ich werde an der nächsten Station aussteigen. Piccadilly.«
    »Ja.«
    »Was machst du?«
    »Ich steige mit aus.«
    »Und dann?«
    »Werden wir gehen.«
    Sarah schluckte. »Wohin?«
    »Ich muß zu ihm.«
    »Wer ist das?«
    »Mein Erschaffer!«
    Nach dieser Antwort wußte Lady Sarah genau, daß sie gedanklich ins Schwarze getroffen hatte. Diese Lucy Travers neben ihr war so etwas wie ein weibliches Monster des Doktor Frankenstein. Zusammengenäht aus Leichenteilen und mit dem Hauch der Hölle versehen. Sie schauderte, ihre Lippen zogen sich zusammen, und sie hörte die nächsten Worte dieser unmenschlichen Person.
    »Du denkst über ihn nach?«
    »Ja.«
    »Er ist gut. Er ist ein Gott. Er erschafft Leben. Er hat mich gebaut, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Dann laß es.«
    »Was willst du bei ihm?«
    Lucy kicherte. »Ich soll Brüder und Schwestern bekommen. Ich will zusehen, wie er weitere Menschen erschafft, Menschen wie mich, wenn du es begreifst. Er hat viel gelernt. Er ist gereist. Er war in fremden Ländern und hat das Geheimnis des Todes ergründet. Er tötet und gibt Leben, er ist so mächtig.«
    Ein tiefes, aber auch wütendes Stöhnen drang von der anderen Seite her an Sarahs Ohren. Sie wußte sofort, wer diesen Laut abgegeben hatte, und es paßte ihr nicht.
    Als sie an Lucy vorbeischaute, da sah sie, daß sich der Mützentyp aufrecht hingesetzt und auch seinen Kopf gedreht hatte. Das Auge tränte noch immer, es war auch geschwollen, und die Pupille wirkte, als würde sie in Gelee schwimmen.
    Dann grinste er.
    »Nicht«, sagte Sarah.
    »Schnauze.« Er holte tief Luft, während Lucy unbeteiligt blieb, auch dann, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Der Knabe öffnete seinen Mund, er hatte Mühe mit der Atmung. Sein Gesicht war gerötet, und sein gesundes Auge blitzte wütend. »Das hast du nicht umsonst gemacht, Tussy! Nicht umsonst. Wenn du denkst, mich losgeworden zu sein, hast du dich geirrt. Jetzt erst recht. Du hast mich heiß und wütend gemacht, obwohl du deine komischen Tätowierungen auf dem Körper hast, aber darauf stehe ich, Süße. Dein Pech.«
    »Lassen Sie es!« rief Sarah laut.
    Das Gesicht des Angesprochenen verzerrte sich. »Hau endlich ab, du alte Kuh!«
    Lady Sarah machten die Beleidigungen in diesem Fall nichts aus. Trotz allem wollte sie den jungen Mann vor einem schlimmen Schicksal bewahren, doch es war zu spät.
    Bei Lucy war der Geduldsfaden gerissen, falls man bei ihr überhaupt einen derartigen Vergleich anstellen konnte. Wieder bewegte sie nur einen Arm, und wieder war sie schneller als der Anmachertyp.
    Diesmal machte sie es brutal.
    Der Schrei war furchtbar. Er peitschte durch den Wagen und ließ die Menschen erstarren.
    Aber noch furchtbarer war das Blut, das sich verteilt hatte. Es lag auf dem Boden, es klebte an den Scheiben, und Lady Sarah war in die Höhe gesprungen.
    Dabei entdeckte sie auch die blutigen Finger an der rechten Hand des Zombies.
    Am schlimmsten aber hatte es den jungen Mann erwischt. Er lag halb auf dem Sitz und halb auf dem Boden.
    Seinen Mund gab es kaum noch, den hatten die Finger der Untoten einfach zerrissen…
    ***
    Wir hatten die Frau zwischen uns genommen, die sich sehr ruhig verhielt. Ab und zu aber blieb Maria stehen, schaute sich um, ohne jedoch einen Kommentar über das Entdeckte oder nicht Entdeckte abzugeben.
    Die anderen Menschen ignorierten uns. Der Betrieb hatte zugenommen, die meisten hasteten den Bahnsteigen entgegen, andere hatten die einlaufenden Züge verlassen, wollten zu den Ausgängen oder zu anderen Bahnsteigen, um umzusteigen.
    Das Böse war unterwegs.
    Aber es war noch nicht eingetroffen. Dies zu wissen, tat uns gut. Wäre es anders gewesen, dann hätte sich unsere Begeisterung auch anders verhalten.
    Daß sie sehr klein war, merkten wir erst jetzt. Sie reichte mir nicht mal bis zur Schulter. Wenn sich unsere Körper berührten, merkte ich, daß sie

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