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0886 - Der U-Bahn-Schreck

0886 - Der U-Bahn-Schreck

Titel: 0886 - Der U-Bahn-Schreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihnen traf Anstalten, den Wagen zu verlassen. Sie waren noch nicht am Ziel.
    Aber einer war trotzdem aufgestanden. Der dünne Junge mit der Schirmmütze. Er rückte näher an den weiblichen Zombie heran, weil sich zwei ältere Männer zusammensetzen wollten. Lady Sarah sah diese Veränderung nicht gern. In ihr blieb ein ungutes Gefühl zurück, aber sie schwieg.
    Der Zug fuhr wieder an.
    Die Kinder lachten, sie redeten miteinander. Einige stritten sich auch, und als sich zwei zu prügeln anfingen, griff der Lehrer ein, ein bärtiger Mann mit Schlapphut und braunem Cordanzug.
    Die Röhre schluckte die Wagen. Sarah Goldwyn hatte nicht darauf geachtet, an welcher Station sie zuletzt gehalten hatten. Vielleicht Hyde Park Corner oder Grenn Park, sie wußte es nicht genau, aber sie hoffte, daß dieser Zombie nicht durchdrehte.
    Wieder gelang ihr ein Blick auf den Körper. An verschiedenen Stellen waren die frischen Nähte zu sehen, und sie fragte sich wieder einmal, ob diese Person neben ihr tatsächlich aus verschiedenen Teilen zusammengenäht worden war.
    Möglich war alles…
    Plötzlich wurde ihr kalt. Die Adern schienen mit Schnee und Eis gefüllt zu sein, und sie fragte sich nach dem Grund. War es deshalb so gekommen, weil die lebende Leiche vor ihr plötzlich schwankte. Es hatte nichts mit ihr selbst oder den Schwankungen des Zugs zu tun, der Knabe mit der Mütze hatte sich endlich darauf besonnen, wer da neben ihm saß, und er hatte versucht, die Person anzumachen.
    »He, warum glotzt du nur die Alte an!«
    Das hat uns noch gefehlt, dachte Sarah.
    »Lassen Sie die Frau in Ruhe!«
    Der Typ erhob sich, weil er über Lucys Kopf hinwegschauen wollte.
    »Hast du auch was zu sagen, Alte?«
    »Seien Sie ruhig.«
    Er lachte breit, setzte sich wieder und meinte: »Die Tussy hier macht mich eben an. Sieht so aus, als hätte sie nichts unter dem komischen Mantel.« Er kicherte und griff zu. Seine Hände umfaßten den Kragen und zerrten sie zur Seite.
    Jetzt lag ein Teil des Oberkörpers frei vor ihm. Er sah den Ausschnitt, den Ansatz der Brüste, er sah auch die ungewöhnlichen Nähte, die wie Reißverschlüsse wirkten. Er wollte dorthin fassen, wo sich die Brusthügel unter dem Stoff abzeichneten.
    Bisher hatte Lucy nichts getan. Erst als sich die Hände des jungen Mannes auf dem Weg befanden, reagierte sie. Mit zwei Fingern stieß sie zu, und Sarah sah, wie der Kopf des Mannes zuckte, dann hörte sie einen Schrei, der sehr schnell endete und in ein Gurgeln überging, denn Lucy hatte die Kehle des Mannes umklammert.
    »Sei ruhig!«
    Er hing mehr auf dem Sitz, als daß er saß. Eine Hand hielt er vor sein malträtiertes linkes Auge gepreßt. Dort hatten ihn die Finger erwischt und blind gemacht.
    Ein Strom aus Tränen rann unter seiner Hand hervor. Er jammerte, und Lucy starrte ihn mitleidslos an.
    Sarah wußte, daß sie auch anders gekonnt hätte. Aus unerfindlichen Gründen hatte sie ihn bisher nur gewarnt, und Sarah wollte dem Knaben einen Rat geben.
    »Steig aus! Steig an der nächsten Station aus. Es ist besser für dich. Glaub es mir.«
    »Halts Maul, Alte!« kriegte sie zur Antwort, während er sein Auge rieb.
    Sie schaute in Lucys Gesicht.
    Die lebende Tote lächelte…
    Das gefiel Lady Sarah nicht. Dieses Lächeln konnte vieles bedeuten, nur nichts Gutes, und sie enthielt sich zunächst eines Kommentars. Aber sie merkte, daß die Spannung nicht abgeflaut war. Im Gegenteil, sie war noch gestiegen, und Sarah befürchtete, daß es zu einem bitteren Ende kommen würde.
    Der Mützenjunge stieg nicht aus. Er blieb sitzen. Einige Kinder beobachteten ihn, und ein Mädchen wandte sich in die zweite Lehrperson, eine Frau: »Was hat der Mann?«
    »Nichts, Carol nichts. Ihm ist wohl etwas ins Auge geflogen. Da solltest du auch vorsichtig sein.«
    Carol nickte und schloß die Augen.
    Ebenso schlossen sich die Türen. Innerhalb dieses Wagens hatte es kaum eine Veränderung gegeben. In die anderen waren Fahrgäste ausund zugestiegen.
    Es ging weiter.
    Die nächste Station war das Ziel - Piccadilly. Da mußte Lady Sarah aussteigen, und sie war sicher, daß Lucy nicht von ihrer Seite weichen würde. Sie hatte nur nach einer Person gesucht, die sie durch die Tücken des alltäglichen Lebens führte, und sie war dabei ausgerechnet an Sarah Goldwyn, die Horror-Oma gelangt.
    Zufall? Fügung?
    Keiner wußte es, und Lady Sarah machte sich darüber auch keine Sorgen. Für sie war es viel wichtiger, daß sie irgendwann ihren jungen Freund

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