0886 - Todesjagd
hatte er es gern ein wenig molliger.
Etwa 20 Meter weiter blieb die Frau stehen, blickte sich um und ging auf die gegenüberliegende Straßenseite. Alles erschien Clifford ganz normal.
Wenn nur nicht das Kribbeln in ihm gewesen wäre, jenes unbestimmbare Gefühl, dem er seine größten Erfolge verdankte, und das er sein Gespür nannte.
Dieses Gespür hatte ihn noch nie getrogen. Jedes Mal, wenn er ihm gefolgt war, hatte er sich damit das Leben gerettet.
Clifford stieg aus und schloss das Auto so leise wie möglich. Er schaute sich nach allen Richtungen um, doch zu seiner Enttäuschung war alles menschenleer.
»Das gibt es doch nicht«, hauchte er mehr, als das er sprach.
Er langte unter die linke Achsel, dort hatte er seine Spezialwaffe in einem Holster verborgen, die Sonderanfertigung eines Mini-Flammenwerfers. In den Taschen seiner Jacke steckten magische Waffen. All das, was er zur Durchführung seines Berufes brauchte.
Clifford hielt das Nachtsichtgerät vor die Augen, um nach der Unbekannten mit dem wohlgeformten Hinterteil zu sehen. Er konnte es nicht glauben.
Sie war mitten in der Bewegung verschwunden!
***
Angelique ging blitzschnell und fast geräuschlos vor. Nachdem sie von der Straße verschwunden war, betrat sie den arg vernachlässigten Garten.
Ein leises Knurren ertönte hinter dem Haus.
Angelique blieb stehen und sondierte die Umgebung. Noch konnte sie nicht sehen, von wo das Geräusch her kam, aber sie wusste, dass sie zuerst den Hund ausschalten musste, sonst würde er die Person wecken, zu der sie unbemerkt gelangen wollte.
Das Knurren wurde lauter. Heiserer.
Angelique schloss kurz die Augen. Sie spannte besonders die Muskeln in den Unterarmen an. Ihre Hände bogen sich, so, als wollte sie etwas zerreißen. Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie, dass sich ihre Krallen ausfuhren.
Die Tonlage wurde dunkler, bedrohlicher.
Verfluchtes Vieh, du verrätst mich noch!, dachte sie erbost.
Wenn der Köter so weitermachte, dann würde er die Bewohner des Hauses wecken. Das galt es zu vermeiden, denn wer wusste, wann die Gelegenheit wieder so günstig sein würde?
Sie nahm einen kleinen Stein, auf den sie drauf getreten war und warf ihn in Richtung des Hundes.
Ein riesiger Rottweiler kam förmlich um das Haus herum geschossen und blieb vor Angelique stehen. Er öffnete das Maul und knurrte die Vampirin an. Er war angespannt bis in den letzten Muskel, Geifer tropfte von seinen Lefzen.
Angelique blickte ihn ihrerseits an. Ihre Augen bannten ihn an seinen Platz. Er begann zu zittern, seine Beine zuckten konvulsivisch. Schaum trat von einer Sekunde auf die nächste vor sein Maul.
Aus dem Knurren wurde kurz ein helles Winseln, aber auch das hörte gleich darauf auf.
Die Vampirin trat neben den Rottweiler, der sie aus großen Augen ansah. Sie streckte die Hand aus, doch der Hund zuckte zurück. Sein Körper bebte, er wusste instinktiv, dass er von Angelique nur den Tod zu erwarten hatte.
Sie trat einen Schritt zur Seite, streckte die Hand aus und streichelte den Hund. Er vibrierte, seine Augen traten aus den Höhlen.
Mit einer kurzen Handbewegung brach sie ihm das Genick und ließ ihn zu Boden gleiten.
Blödes Vieh!
Sie wartete einige Minuten, ob jemand im Haus etwas vom Tod des Rottweilers mitbekommen hatte. Einmal hörte sie etwas, das sich wie »Halt die Klappe!« anhörte, aber das war auch alles.
Nach der kurzen Wartezeit drang sie über eine offen stehende Balkontür in das Haus ein. Sie hatte sich so genau wie möglich informiert. Obwohl sie vorher noch nie hier gewesen war, wusste sie genau, in welche Wohnung sie einsteigen musste.
Ihre geschärften Sinne durchdrangen die Dunkelheit und…
»Was willst du hier?«, peitschte eine Stimme durch die Düsternis.
Noch bevor die Frau das Licht anknipste, erkannte Angelique, dass sie dieses Mal empfangen wurde. Und zwar mit einem Gewehr, einem uralten, trotzdem sehr gepflegten Schießprügel der einen Wahnsinnsrückstoß beim Schießen entwickelte, dass es einem Schützen fast die Hände abriss.
Vor dieser Waffe musste sich auch Angelique in Acht nehmen.
Sie hob die Hände, um die etwa 65 Jahre alte, magere, blonde Frau in Sicherheit zu wiegen.
»Kannst du nicht sprechen?«
»Ich… habe mich in der Wohnung vertan, Miss«, antwortete Angelique, obwohl es nicht stimmte. Sie befand sich in genau der Wohnung, die Yves' letztes Domizil war.
»Ach, in der Wohnung vertan. Ist das so?« Die Frau gab sich keine Mühe, ihr Misstrauen zu
Weitere Kostenlose Bücher