0887 - Das Horror-Pendel
zu sehen, was hinter dem Licht lag.
Die Geräusche der sich öffnenden Türen waren verstummt. Der Mann konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß dies alles gewesen sein sollte, da würde sicherlich noch etwas folgen, und die Spannung in ihm wuchs. Sicherheitshalber zog er sich einige Schritte zurück, bis er den Druck der Innenmauer an seinem Rücken spürte und auch die Kälte, die den alten Steinen entströmte.
Hollmann warf einen Blick in die Höhe, weil er die Decke und damit das Ende des Raumes sehen wollte.
Nichts war dort zu sehen. Das Licht fiel nur über die Stufen der Treppe. Die obere Hälfte dieses unter der Erde liegenden Saals, davon ging er aus, blieb im Dunkeln.
Bis auf eine Kleinigkeit. Wenn ihm seine Augen keinen Streich spielten, so hing über ihm ein mächtiger Schatten, der sich um keinen Zoll bewegte. Der Schatten war dunkler als die Umgebung, trotzdem war er nicht genau zu erkennen. Er hatte eine breite Form und schimmerte an seiner unteren, leicht gebogenen Seite heller.
Obwohl der Schatten dem Mann nichts tat und sich auch nicht bewegte, ging von ihm trotzdem eine Bedrohung aus, die Hollmann einfach nicht ignorieren konnte.
Ein Geräusch oben an der Treppe ließ seinen Blick wieder wandern. Von nun an konzentrierte er sich voll und ganz auf die Stufen. Es war ihm auch gelungen, das Geräusch zu identifizieren.
Er mußte schon sehr daneben liegen, wenn das nicht schlurfende Schritte gewesen waren.
Da kam jemand!
Aber wer? Eine Person, die in einer unmittelbaren Verbindung zu dem Psycho-Haus stand, denn es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf. Dieses Haus war der Anfang gewesen, dieses Haus würde auch das Ende sein. Eine unterirdische Welt gehörte dazu, und sie öffnete sich eben nicht jedem. Diese Erklärung hatte sich Heinz Hollmann zu seiner eigenen Beruhigung zurechtgelegt, und daran glaubte er auch.
Die Geräusche blieben, änderten sich kaum, und wenig später entdeckte er die Gestalt.
Sie stand am Beginn der Treppe, war relativ weit entfernt, deshalb sah sie auch für ihn klein aus. Die Gestalt trug keine normale Kleidung. Über die Stufen hinweg sah er, daß sie sich eine dunkle Kutte oder einen Mantel mit Kapuze übergestreift hatte. Das bleiche Gesicht hob sich deutlich ab.
Die Gestalt schaute nach unten. Sie ließ sich einige Sekunden Zeit, dann erst setzte sie sich in Bewegung und kam Schritt für Schritt die Treppe hinab.
Sie wollte zu ihm, und Hollmann hielt den Atem an. Plötzlich brach ihm wieder der Schweiß aus, und seine Vernunft sagte ihm, daß dies bestimmt nicht zu einer versteckten Attraktion des Psycho-Hauses gehörte. Das war etwas anderes, etwas ganz anderes, das war das Grauen, der schleichende Tod.
Hollmann erschrak über seine eigenen Gedanken. Als er sich wieder auf den Unbekannten konzentrierte, hatte dieser seinen Platz an der Treppe verlassen und stieg die Stufen herab. War das noch Illusion? Gehörte dies tatsächlich zum dunkelsten Teil des Psycho-Hauses? Er wußte nichts, er wollte nicht spekulieren, er konnte nichts sagen und nur abwarten.
Stufe für Stufe kam die Gestalt die Treppe herunter. Heinz Hollmann hatte seinen Standort nicht verändert. Von der Stelle unter dem Schatten her konnte er den anderen sehr gut unter Kontrolle halten. Er kam aus dem Hellen oder dem Helleren. Er ging langsam und trotzdem auch schnell. Er bewegte sich und seine Kutte gleich mit, so daß es aussah, als würde er über die Stufen hinwegschweben und irgendwann wie ein flatternder Gegenstand nach unten fliegen.
Das alles nahm er wahr, und es kam ihm trotzdem unwahrscheinlich vor. Er hatte den Eindruck, sich in einem Film zu befinden, als Darsteller in einem Gruselstreifen, dessen Ausgang ungewiß war, aber durchaus mit ihm zu tun hatte. Die Gestalt war kaum zu hören.
Hollmann hatte damit gerechnet, ein Keuchen zu hören, ebenso war er darauf gefaßt gewesen, eine Waffe zu sehen, beides fehlte, und das wiederum machte ihn mißtrauisch.
Hier paßte einiges nicht zusammen.
Die Logik war plötzlich außer Kraft gesetzt worden.
Keine Atmung?
Atmete die Gestalt wirklich nicht? War sie vielleicht eine Puppe, die ferngelenkt wurde?
Heinz Hollmann beschäftigte sich mit diesen Gedanken, als stünde er unter Zwang. Er spürte den Druck in seinem Kopf, die leichten Stiche, die kreuz und quer durch seine Stirn zogen, für ihn war die Zeit des Grauens angebrochen, die nur mit seinem Ableben enden konnte.
Er war so mit sich und seinen Gedanken
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