0888 - Ãberfall der Malgonen
drohenden Gefahr selbst erwehren müßten und auf Hilfe von dem allgütigen LARD nicht rechnen durften. Die gläubigen Seelen waren leicht zu überzeugen: sie gehorchten jedem Befehl, der vom LARD kam.
Weitaus schwieriger aber waren diejenigen, deren Glaube in jüngster Zeit ins Wanken geraten war, und deren gab es, zum Unbehagen der Spötter, eine ganze Menge.
Schließlich jedoch wurden Übereinkommen auf derselben Basis erzielt, auf der auch Sternack und Narbonner sich miteinander verständigt hatten. Es ging nicht um Macht und Ohnmacht des LARD, sondern um die Gefahr, die die Malgonen darstellten. Dieses Argument gewann um so mehr an Überzeugungskraft, je häufiger die Fälle wurden, da man wieder einen toten Quostohter fand. Meistens entdeckte man in der Nähe des Toten Spuren, die so gewaltig waren, daß sie unmöglich von einem anderen Quostohter herrühen konnten. Die Grausamkeiten gingen ganz eindeutig zu Lasten der Ungeheuer.
Die Spötter wußten, wohin sich die Verteidigungsarmee zu wenden hatte. Sie rieten den Leuten, in ihren Fahrzeugen anzureisen, denn die Entfernung war - je nach Lage der Siedlung - beträchtlich, und es kam darauf an, daß man den Malgonen so schnell wie möglich entgegentrat.
Sternack besaß ein besonders großes, schüsselförmiges Fahrzeug. Es faßte gut fünf Personen. Sternack belud es mit Proviant. Dann fuhr er zum Südausgang der Siedlung, wo nach Narbonners Anweisung das Expeditionskorps sich versammeln sollte. Unterwegs machte er vor Zaajas Haus halt. Die junge Frau war noch nicht aufgebrochen. Mehr noch: es sah gar nicht so aus, als ob sie überhaupt aufbrechen wolle.
Sternack trat ein, nachdem er angeklopft, aber keine Antwort bekommen hatte. Er fand Zaaja in ihrem Schlafraum. Sie hockte auf ihrer Liege und hatte das Gesicht in den Händen geborgen. „Zaaja ...", sagte Sternack sanft.
Die Frau fuhr in die Höhe. Sternack sah, daß sie geweint hatte. „Zaaja - kommst du nicht mit uns?" fragte er. „Du weißt, ich habe ein großes und bequemes Fahrzeug. Ich bin gekommen, um dich abzuholen."
Da kam die junge Frau auf ihn zu und preßte sich an ihn. Sie hielt ihn mit beiden Armen umfaßt, sah aber dabei nach unten. Sie schluchzte. „Ich ... ich habe Angst!"
Sternack roch, daß sie getrunken hatte. Auf Quostoht war das die gängige Methode, Kummer, Angst und sonstigen Unbehaglichkeiten zu begegnen. Zaaja allerdings war Sternack immer als ein Ausbund der Sorglosigkeit und - daher - Nüchternheit erschienen. Der Gedanke, daß ausgerechnet Zaaja sich aus Kummer betrunken haben könne, wirkte belustigend. „Du wirst keine Angst mehr haben, wenn ich bei dir bin", sprach er beruhigend und strich Zaaja dabei übers Haar.
Er spürte, wie die junge Frau sich beruhigte. Sie hörte auf zu schluchzen. „Wenn du dagegen hier bleibst", erklärte er, „kann ich dich nicht beschützen, und die Ungeheuer werden über dich herfallen."
„Nein - das will ich nicht!" jammerte Zaaja und klammerte sich noch fester an ihn. „Dann komm!" forderte Sternack sie auf.
Sie sträubte sich nicht, als er sie zu seinem Fahrzeug führte. Am Südausgang des Ortes war bereits eine umfangreiche Fahrzeugflotte versammelt. Narbonner ging zwischen den Schüsseln einher und machte jedem Fahrer klar, wie er sich zu verhalten hatte. Schließlich kam er auf Sternacks Fahrzeug zu.
„Ich habe ihnen allen gesagt, daß sie dir folgen sollen", erklärte er. „Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel."
Sternack grinste. „Wie sollte ich? Ich wollte schon immer mal ein Anführer sein. Aber es gibt ein Problem!"
„Welches?" wollte Narbonner wissen. „Ich weiß nicht, wohin ich fahren soll."
„Oh, das!" Narbonner lachte ein wenig. „Das meinte ich eben. Ich muß in deinem Fahrzeug sitzen."
Sternack machte eine großspurige Geste. „Steig ein!"
Narbonner kletterte über den Rand des Fahrzeugs, das weniger als einen Fuß hoch über dem Boden schwebte. Sein erster Blick fiel auf Zaaja. Zaaja saß auf der Rundbank, die sich den Rand der Schüssel entlangzog, hatte einen Arm schlaff über den Rand des Fahrzeugs gehängt und den Kopf auf die Brust gesenkt. „Was ist mit der da?" wollte Narbonner wissen. „Sie hat aus lauter Kummer und Angst einen zuviel getrunken", antwortete Sternack. „Du nimmst ihr das hoffentlich nicht übel?"
Narbonner machte eine fahrige Geste. „Ich nehme überhaupt niemand mehr etwas übel", stieß er hervor. „Wo ist Irvig?" erkundigte sich Sternack. „Der steigt mir
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