0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
verlangte er ein Opfer. Er bekam es.«
»Was tat er damit?«
»Er fraß es auf. Die Würmer holten sich den Menschen. Sie ernährten sich davon. Er ließ sie ecst foltern, dann kamen die Würmer und stürzten sich auf den Gefolterten. Diese Männer waren seine Nahrung, und es ging über fünf Jahre gut…«
Harry Stahl wußte jetzt Bescheid, aber er konnte es trotzdem nicht fassen.
Zu viele Informationen wirbelten durch seinen Kopf, die er noch nicht einordnen konnte.
Es hatte so kompliziert ausgesehen, im Endeffekt war es allerdings einfach gewesen.
Die Schausteller waren also von Amero hinaus in die Welt geschickt worden, um für ihn Opfer zu sammeln, die ihm wiederum die Kraft gaben, seine Existenz zu verlängern. Und er hat ein Dimensionstor entstehen lassen, das sich einmal im Jahr öffnete, um das Opfer zu verschlucken. Klar, daß man von keinem der fünf verschwundenen Männer je eine Spur gefunden hatte. Die Personen waren nicht nur innerhalb der Zeit abgetaucht, sie waren auch zur Beute eines lebenden Toten geworden, der in einem magischen Kontakt zu Würmern stand.
Hamburg und Spanien!
Es war verrückt, es war unglaublich, das konnte man auf keinen Fall als logisch ansehen. Auf der anderen Seite jedoch war dieses Spiel sehr unverdächtig, denn wem fiel schon auf, wenn jemand in einer Weltstadt wie Hamburg verschwand?
Hier tauchten viele Menschen ab, aber es gab auch Zufälle. Wäre nicht diese Regelmäßigkeit gewesen, hätte es keinen Verdacht gegeben, und noch etwas kam hinzu.
Harry Stahl vergaß den Anblick dieser widerlichen Christine, die das Erbe ihres Vaters übernommen hatte, denn ein anderes Bild schob sich vor seine Augen.
John Sinclair…
Er wußte jetzt Bescheid. John Sinclair befand sich in Spanien. Er mußte auf einem anderen Weg dorthin gelangt sein, so hatten er und Harry an demselben Fall gearbeitet, ohne voneinander zu wissen.
Das gab ihm Hoffnung.
Sinclair war dabei.
Und John Sinclair war der Fachmann, das wußte Harry Stahl sehr genau, denn bereits einige Male hatten sie Seite an Seite gekämpft, und der Geisterjäger wußte besser Bescheid als er, weil er erfahrener war.
Christine spürte, daß etwas anders war bei diesem Mann. Ihr gefiel sein Gesichtsausdruck nicht. Er zeigte nicht mehr die Spannung, auch nicht mehr die Furcht, sondern schon etwas Hoffnung. Die wollte sie sehr schnell zerstören. »Glaube nur nicht, daß du es schaffst, hier lebend herauszukommen. Ich werde dich erschießen, und niemand wird mich dafür zur Rechenschaft ziehen können, denn wir sind stärker.«
»Ach ja?«
»Zweifelst du daran?«
»Einen Helfer hast du verloren. Aus ihm krochen die Würmer. Er lebt nicht mehr. Es muß irgend etwas passiert sein, das an euren magischen Grundfesten gerüttelt hat…«
»Und was sollte das gewesen sein?«
»Nicht hier, in Spanien…«
»Ist Amero unantastbar?«
»Gewesen«, sagte Harry. Zugleich zuckte er zusammen, denn er hatte gesehen, wie die Frau vor ihm die Waffe leicht anhob. Es sah für einen Moment so aus, als wollte sie abdrücken. Harry spürte den scharfen Stich im Magen, der aber verging, als sich die Person wieder entspannte.
»Ich gebe dir eine Chance, mehr zu sagen.«
»Wirst du mir glauben?«
»Das kann sich alles herausstellen. Wir haben Zeit, sogar sehr viel Zeit. Das Haus ist geschlossen. Ich werde es erst am Abend wieder für die Besucher freigeben.«
»Gut, dann kann ich dir sagen, daß ich den letzten Verschwundenen, Heinz Hollmann, auf einem Steintisch über dem schwingenden Pendel liegend gesehen habe.«
»Das ist nicht neu.«
»Nur war er nicht mehr allein.«
»Sondern?«
»Jemand kam und hat ihn befreit!«
Diese Antwort hatte die Frau geschockt. Sie zischte etwas durch ihre Lippen, was nicht zu verstehen war. Kleine Schleimblasen waren ebenfalls entstanden, die aber zerplatzten.
»Ich lüge nicht.«
»Wer sollte ihn befreit haben?«
»Der Mann heißt John Sinclair. Er ist ein Freund von mir. Wir haben einen gemeinsamen Plan ausgeklügelt«, log Harry Stahl. »Wir haben uns gedacht, wir nehmen Amero in die Zange und schlagen am besten von zwei Seiten zu.«
»Und weiter?«
»Das ist geschehen.«
»Amero ist nicht vernichtet. Man hat es einmal versucht!« schrie die dicke Frau. »Man hat es nicht geschafft - damals…«
»Aber heute ist nicht damals. Die Menschen haben dazugelernt, ob du es nun wahrhaben willst oder nicht. Sie sind besser geworden, viel besser, besonders John Sinclair.«
Christine beugte sich
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