0888 - Bis die Würmer dich zerfressen
diesmal Glück und empfing eben die Informationen, die uns herführten. Aber mehr fand ich nicht heraus. Es war nur eine Spur, das ist alles.«
»Gut«, sagte ich und nickte. »Versuchen wir also, die Spur zu vernichten.«
»Denkst du eigentlich auch an Hollmann?« fragte Suko.
»Im Augenblick nicht. Wie kommst du gerade auf ihn?«
»Weil das die zweite Spur ist.« Er sprach weiter. »Es muß eine Brücke zwischen Hamburg und diesem Ort hier geben, aber wie die aussieht, kann ich auch nicht sagen. Ich habe nur daran gedacht, was passieren würde, wenn jemand wie Amero es schafft, plötzlich in einer Stadt wie Hamburg zu erscheinen.« Er ließ seine Worte ausklingen. Als wir nicht reagierten, sagte er: »Los, sagt was! Habt ihr euch keine Gedanken darüber gemacht?«
»Nein.«
»Aber es muß da etwas geben!«
»Der Meinung sind wir auch«, sagte ich. »Deshalb sollten wir Heinz Hollmann noch einmal fragen.«
»Dann jetzt.«
»Sicher.«
Wir gingen den normalen Weg zurück. Durch eine gewissermaßen entweihte Kirche und waren auch hier vorsichtig, leuchteten die dunklen Ecken aus und schauten nach, ob sich dort irgendein Feind verborgen hielt.
Zu sehen war nichts.
Dafür etwas zu hören.
Ein dröhnender Signalton, der die Stille der Nacht zerriß.
Eine Hupe!
Jeder von uns dachte sofort an Heinz Hollmann!
***
Da stand er!
Hollmann starrte die Gestalt an. Das Fernlicht hatte eine helle Insel um ihn gelegt und zeigte dem im Auto sitzenden Beobachter jede Einzelheit.
Ja, er hatte sich wieder regeneriert. Er sah aus wie in seinem halbzerstörten Castell. Ein dunkler Körper, ein düsterer Umhang, eine Gestalt, die still stand und sich trotzdem bewegte, obwohl sie keinen Schritt nach vorn ging. Es waren die Bewegungen der Würmer, die nie ruhig sein konnten. Sie zitterten, sie formierten sich dauernd neu, als wollten sie immer neue Muster bilden. Sie waren widerlich, und ihre Oberfläche warf auch einen Teil des hellen Lichts zurück, so daß sie unter der Kutte schimmerten.
Hollmann konnte nichts tun. Er schwitzte so stark, daß ihm der Schweiß in langen Bahnen über das Gesicht rann.
War Amero gekommen, um ihn zu holen? Um ihn wieder in sein Castell zu zerren und dort auf die Opferbank zu legen?
Nein! Nein!
Hollmann wollte nicht. Er zitterte und dachte daran, den Wagen zu starten und loszufahren. Der andere stand genau im Licht. Sicherlich würde er sich so schnell nicht bewegen können, um zu verschwinden, und in den Augen des Deutschen leuchtete es plötzlich auf. Der Gedanke daran, dieses Monster zu überfahren, hatte ihm einen regelrechten Adrenalinstoß versetzt. Durch die Nasenlöcher saugte er die Luft ein, seine Hände umklammerten bereits das Lenkrad, als ihm einfiel, daß er den Motor ja noch starten mußte.
Der Griff nach dem Zündschlüssel. Die Drehung!
Er hörte, wie der Motor kam. Er löste die Handbremse. Seine rechte Hand lag auf dem Kopf der Schaltung.
Amero ging nicht weg. Er hatte sogar seinen Schädel gedreht und starrte das Fahrzeug frontal an.
»Du wirst dich wundern«, keuchte Heinz. »Du wirst dich wundern, du verfluchter Hundesohn!«
Kuppeln, Gas und Start!
Er fuhr an!
Schnell, schneller.
Er schrie dabei, er machte sich selbst Mut. Seine Augen leuchteten, die Gestalt kam näher, er schien auf dieses verdammte Wesen zuzufliegen, das keinerlei Anstalten traf, auszuweichen.
Um so besser!
Noch einen Schuß - und…
Heinz Hollmann wußte nicht, ob er schrie oder lachte. Jedenfalls konnte er nicht ruhig bleiben. Sein Mund stand weit offen. Aus ihm hervor drangen diese Geräusche, die den gesamten Wagen ausfüllten. Er mußte sich so aufputschen, denn all das, was er erlebt hatte, brauchte endlich ein Ventil.
Die letzten Sekunden erlebte er wie zeitverzögert. Er sah die Gestalt größer werden, sie schien sich vom Boden abzuheben, und dann erwischte er sie mit der Kühlerfront.
Sie beugte sich zur Seite, als wäre er gegen einen Teppich gefahren.
Auf einmal war sie nicht mehr zu sehen. Unter den Reifen spürte er für einen Moment eine gewisse Glätte, und er sah auch, wie die Scheinwerferstrahlen vor ihm durch das Gelände tanzten.
Das alles war ihm egal. Er dachte an nichts anderes mehr, als daran, daß er ihn überfahren hatte.
Urplötzlich sah er den kantigen Steinwall. Er bremste sofort, und der Wagen kam noch vor dem Hindernis zum Stehen.
Gewonnen?
Heinz dachte daran, und er mußte seinem Triumph freie Bahn lassen.
Sekundenlang drückte er auf die Hupe und
Weitere Kostenlose Bücher