0889 - Der Robot-Vampir
bleibe.«
»Nein, nein, ruh dich aus.«
»Mach's gut.«
»Danke, du auch.«
Ich hatte kaum aufgelegt, als Glenda aus der Küche zurückkam. Sie trug das Tablett mit den beiden Tassen und der Kanne dazwischen. »Wetten, daß du mit Suko telefoniert hast?«
»Die Wette hast du gewonnen!«
Glenda stellte das Tablett ab. »Und? Was hat er gesagt?«
Ich hob die Schultern. »Was hätte er sagen können? Im Prinzip nichts, denke ich. Er ist ratlos und wird wohl außen vorbleiben, denke ich. Nur wir beide sind eingespannt. Wir erleben das Grauen hautnah.«
Glenda hatte den Kaffee eingeschenkt. Sie saß mir gegenüber, hielt die Tasse hoch und schaute hinein, ohne zu trinken. Als sie die ersten Schlucke nahm, überlief sie ein Schauer, trotz des heißen Kaffees. »Ich komme damit nicht zurecht, John. Ich packe es einfach nicht. Ich kann mir einfach keinen Reim darauf machen, wie es möglich ist, daß zuerst der Killer und dann sein Opfer verschwinden.«
»Das Kreuz trug daran die Schuld.«
»Ja, das stimmt.« Sie nickte und schaute zu, wie ich die ersten Schlucke probierte »Aber warum? Welche Macht übt das Kreuz aus, daß es sie nur vertreibt und nicht vernichtet. Da ist etwas, mit dem ich nicht zurechtkomme. Der Fall ist nicht logisch? Nur entdecke ich hier eine Unlogik, mit der ich einfach nicht zurechtkomme. Ich weiß mir keinen Rat mehr. Wenn ich über dein Kreuz nachdenke, komme ich zu dem Entschluß, daß es die fremden Mächte zerstört. Aber das hat es hier nicht getan. Oder bist du anderer Meinung?«
»Nein.«
»Der Killer und sein Opfer sind einfach verschwunden. Wir hörten das Heulen, dann erfaßte sie ein Sog, sie wurden kleiner und kleiner und waren dann ganz weg. Wohin, John? Wohin sind sie verschwunden?« Glenda hob die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
»Und ich kann nur raten.«
»Dann sag es.«
»Sie stecken in einer anderen Dimension. In einer Welt, in die wir keinen Einblick haben.«
»Und davon gibt es viele«, murmelte Glenda.
»Sicher.«
Sie sprach weiter. »Mir kamen sie künstlich vor.« Als sie meine gerunzelte Stirn sah, nickte sie noch einmal. »Ja, künstlich. Ich weiß nicht, wie ich das erklären soll. Ich versuche es mal mit einfachen Worten. Wenn ich davon ausgehe, daß die Dämonen, die ich kennengelernt habe, aus, ich sage ruhig mal, Fleisch und Blut sind, dann war es der Killer nicht. Und auch nicht sein Opfer. Das waren andere Gestalten, Figuren, wie ausgeschnitten.«
»Wie aus dem Comic?«
Glenda überlegte, dann verneinte sie. »Nein, das stimmt auch nicht. Es gibt da andere Dinge. Ich will nicht sagen, daß sie besonders scharf konturiert waren, ist ja alles Quatsch, zudem habe ich Britt Owens als einen normalen Menschen kennengelernt, sie kann also kein Kunstgeschöpf gewesen sein…«
»Später denn?«
Glenda Perkins starrte mich an und nickte. »Ja, du hast recht, John. Später ja.«
»Als du sie auf der Bahre gesehen hast?«
»Auch dann nicht. Genau in dem Augenblick, als die Kraft des Kreuzes sie erreichte. Da hatte ich den Eindruck, als wäre sie zu einer anderen geworden, obwohl sie noch gleich aussah. Es ist komisch, verrückt, nicht zu begreifen, aber nur so komme ich der Sache näher. Als sie weggezogen wurde, da war sie für mich keine normale Leiche mehr. Ich glaube nicht, daß du das verstehen kannst, aber versuche es.«
»Die Überlegungen sind nicht schlecht«, gab ich zu. »Hast du dir denn auch darüber Gedanken gemacht, zu was sie geworden ist?«
Glenda schaute gegen die Regalwand. »Wobei wir wieder am Beginn wären«, sagte sie leise.
»Zu einer Figur«, half ich ihr.
Sie hob die Schultern, zog die Stirn kraus und dachte scharf nach. Dann schnickte sie mit den Fingern. »Jetzt weiß ich es. Zu einer Figur, wie man sie manchmal auf den Bildschirmen der Computer sieht. Wie aus einem Computerspiel entlassen.«
Ich schwieg, denn diesmal war ich überrascht. Die Worte gingen mir durch den Kopf. Ich kannte mich mit diesen Computerspielen nicht besonders aus, wußte aber, daß die Technik voranschritt und diese Spiele immer lebensechter wurden. Man konnte die Bilder oft genug nicht mehr von echten Aufnahmen unterscheiden. Besonders bei den neuen Action-Filmen wurde diese Technik eingesetzt, ich brauchte da nur an Jurassic Park zu denken, ein Film, der zum größten Teil von den Rechnern hergestellt worden war. Bei ihm hatte man kaum unterscheiden können, was echt oder was aus der Technik kam.
»Kannst du dich damit anfreunden,
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