0889 - Der Robot-Vampir
allmählich anfing zu schwitzen. Ich stellte das Glas ab, stand selbst auf, ging zum Fenster, öffnete es und blieb davor stehen.
Die Luft war winterlich kalt, die in mein Gesicht fuhr und sich auch im Raum verteilte. Über meine Haut schienen zahlreiche Hände zu streichen, und hinter der Stirn verspürte ich einen Druck, als gäbe es einen Wetterumschwung.
Es lag sicherlich nicht daran, sondern an der Tatsache, daß Glenda und ich darauf fixiert waren, daß in dieser Nacht noch etwas geschehen mußte, wir aber nicht wußten, was.
Wenn ich einen Vergleich finden sollte, würde ich sagen, daß Unheil in der Luft lag.
Aber noch war es nicht da. Es umkreiste uns, es war weiter entfernt, es zog sich immer näher zusammen. Eine unsichtbare Wolke, die zu uns hin unterwegs war.
»Es ist nichts zu sehen - oder?« fragte Glenda.
»Nein.«
»Was hattest du denn gesucht?«
Ich schloß das Fenster, drehte mich um und hob die Schultern. »Nichts - im Prinzip.«
»Das andere«, flüsterte Glenda, »das andere, ich weiß.« Sie nickte ins Leere hinein. Ich sah ihr an, daß es ihr Mühe bereitete, die Beherrschung zu bewahren. Dann brach es aus ihr hervor. »Mein Gott, am liebsten würde ich auf die Straße rennen und das alles suchen, was wir zu finden hoffen. Diese Gestalt, die Tote, sie… sie… muß doch irgendwo geblieben sein, verflucht!«
»Ist sie auch.«
»Und wo?«
»Glenda, ich weiß es nicht, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was da geschehen ist: Ich habe keine Ahnung davon, welche Kraft da in unsere Welt hineingebrochen, ist. Sie hat Dämme aufgerissen, sie wird ferngelenkt. Jemand lauert im Hintergrund, über den wir nichts wissen, gar nichts.«
»Doch, er ist ein Vampir, ein roboterhafter Blutsauger. Er ist ein künstliches Wesen, das trotzdem lebt.« Sie schüttelte wild den Kopf. »Ich komme damit nicht zurecht. Ich kann es nicht begreifen. Es ist alles im Nebel verschwunden. Aber es kommt.« Sie trank hastig einen Schluck und schaute sich um.
»Du spürst es?«
»Ja, John«, sagte sie leise. »Ich spüre es. Oder was man spüren nennt. Ich habe mich auf mein Gefühl verlassen. Ich merke die innere Nervosität, und ich habe das Gefühl, zu brennen. Es ist ein seelisches Feuer oder ähnlich. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken kann. Aber ich habe eine verfluchte Angst.«
»Vor dem Killer?«
Sie sah aus, als wollte sie meine Frage bejahen, überlegte es sich aber anders und sagte: »Sollte ich auch noch vor einer anderen Person Furcht haben?«
»Britt Owens ist ebenfalls spurlos verschwunden«, gab ich zu bedenken. »Ja, das stimmt.«
»Sie könnte ebenso erscheinen wie der Robot-Vampir.«
»Bei uns…«
Ich hob die Schultern. »Rechnen wir mit allem. Hier spielt eine andere Kraft mit uns Katz und Maus. Wir kommen an sie noch nicht heran, denn es gibt keine Spur, die uns zu ihr führt. Die Spur könnte allerdings Britt Owens sein.«
»Eine… eine Tote?«
Ich breitete die Arme aus. »Das Wort Untote oder Blutsaugerin will mir noch nicht so recht über die Lippen. Darauf einstellen sollten wir uns trotzdem.«
»Gut, gut.« Glenda nickte. »Aber wie kann sie hier so plötzlich erscheinen, falls sie überhaupt ein Interesse daran hat, uns zu verfolgen.«
»So wie sie verschwunden ist; Urplötzlich. Bevor du dich versiehst, ist sie da.«
»Und darauf warten wir also.«
»Nicht nur. Vielleicht erscheint der Killer ja auch selbst. Vorausgesetzt, daß er uns als Zeugen ansieht, die er aus dem Weg räumen will, denn ich kann mir nicht vorstellen, daß sein Tun und Handeln an die Öffentlichkeit gelangen soll.«
»Das bestimmt nicht.«
Ich verließ Glendas Wohnzimmer und schaute sicherheitshalber in den anderen Räumen nach. Auch sie waren leer. Keine Spur von einem künstlichen Vampir.
Glenda saß im Sessel, als ich zurückkehrte. »Nichts, wir können beruhigt sein. Keine fremde Person hält sich in deiner Wohnung versteckt.«
»Das hatte ich mir gedacht. Sie erscheint ja nicht, um sich zu verstecken, sie will bestimmt an unser Blut, und da muß sie vor uns hintreten.«
Vom Hof her hörte ich ein Geräusch. Es klang zuerst scheppernd, dann dumpf. Ich ging zum Fenster, blickte hinaus und war beruhigt, denn dort unten war nur jemand damit beschäftigt gewesen, ein Garagentor zu schließen.
»Nichts?«
»Keine Spur.«
»Sie kommen auch anders«, flüsterte Glenda. Sie hatte ihre Augen gesenkt und schaute zu, wie ich mich auf die Sessellehne setzte. »Sie werden uns überraschen
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