0889 - Der Robot-Vampir
Der Wein machte sie schläfrig auf der einen Seite. Auf der anderen aber sorgte er für ein Gefühl der Freude, der Lebenslust. Und sie gehörte tatsächlich zu den Frauen, die immer gern ausgegangen waren und das Leben genossen hatten.
Aber ohne Ralph?
Sie wußte nicht, wie sie darauf reagieren sollte. Einige Male hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt, die eine oder andere Freundin anzurufen und mit ihr auszugehen. Einfach mal in die Kneipe, in ein Restaurant, ein Glas Wein irgendwo trinken, aber die Freundinnen waren ebenfalls verheiratet, mit dem Unterschied, daß ihren Männer zuhause lebten und sehr dumm schauen würden, wenn ihre Ehefrauen plötzlich loszogen.
Wie sie es auch drehte und wendete, es blieb alles irgendwo stecken. Mit beiden Händen fuhr sie durch ihre blonden Haare. Es waren echte blonde Haare, nicht gefärbt wie bei manch anderen Frauen in ihrem Alter. Sie schaufelte sie zurück, streckte sich und kam sich dabei vor wie eine Löwin, die soeben aus dem tiefen Schlaf erwacht war.
Plötzlich stand sie auf. Etwas zu heftig, denn ein leichter Schwindel erfaßte ihre Gestalt. Dem Bildschirm warf sie einen letzten Blick zu. Der Film stand dicht vor dem Happy-End, und Wilma dachte an die Dusche, die sie noch nehmen wollte.
Um ins Bad zu gelangen, mußte sie an der Zimmertür ihres Sohnes vorbeigehen. Sie blieb für einen Moment stehen, als sie die Tür erreicht hatte. Dann drehte sie ihren Kopf nach links, lauschte, aber hinter der Tür hörte sie nichts.
Er war voll und ganz mit seinem Computer beschäftigt, dessen Programm still lief, denn sie kannte es auch anders. Daß geballert und geschossen wurde.
Wenigstens in diesem Punkt war die neue Kassette besser.
Im Flur war ein Schrank eingebaut. Sie öffnete eine Tür und holte ein frisches Badetuch hervor. Für einen Moment strich sie damit über ihr Gesicht und nahm den frischen Geruch des Weichspülers auf. Es roch tatsächlich so, wie in der Werbung versprochen, allerdings etwas künstlich.
Sie betrat das Bad.
Beim Bau des Hauses hatten die Wesleys darauf geachtet, daß sie ein großes Bad bekamen. In der Wohnung war es zu klein gewesen, und um das Bad noch optisch zu vergrößern, waren die Wände hell gekachelt worden.
Wanne oder Dusche?
Sie konnte wählen.
Da es schon relativ spät war, entschied sich Wilma für die Dusche. Die war ziemlich groß und hatte eine halbrunde Glasscheibe, die vor den Einstieg gezogen werden konnte. Das Wasser strömte nicht nur von oben herab, sondern auch aus Düsen in der Wand. Diese harten, massierenden Strahlen hatten ihr immer gutgetan.
Sie stellte in der Mischbatterie die gewünschte Temperatur ein, drehte auf und ließ das erste Wasser über ihre Hand fließen. Es war genau richtig. Sie drehte wieder ab, zog sich aus und griff nach der grünen Badehaube die sie über ihren Kopf streifte.
Dann stieg sie in die Dusche. Zwei Haltegriffe sorgten für eine gewisse Sicherheit.
Es war herrlich, die Strahlen auf dem Körper zu spüren. Dampfwolken breiteten sich aus und vernebelten die Duschkabine.
Wilma seifte sich ein und lachte leise, als sie feststellte, daß sie an den Hüften Speck angesetzt hatte. Sie war gespannt, was wohl ihr Mann dazu sagen würde, wenn er endlich zurückkehrte.
Der Schaum klebte auf ihrem Körper. Sie verstrich ihn gleichmäßig und brauste sich dann ab.
Es war herrlich, unter der Dusche zu stehen und das erfrischende Wasser zu genießen.
Jede Dusche hat ein Ende. Wilma drehte den Hahn zu und öffnete die Tür.
Auf die Fliesen hatte sie ein Handtuch gelegt, weil sie nicht in Gefahr laufen wollte, auszurutschen.
Das frische Badetuch lag auch bereit. Sie brauchte nur den Arm auszustrecken, um danach zu greifen. Es war sehr lang und breit, sie konnte sich wunderbar darin einhüllen und sich trockenreiben.
Die Badekappe nahm sie vom Kopf, schüttelte ihre Haare aus und schleuderte die Kappe in die Wanne.
Es war warm im Bad. Genau die richtige Wärme, die Wilma benötigte. Sie kuschelte sich eng in den flauschigen Stoff und rieb sich ab.
Wilma Wesley kam sich wie neugeboren vor. Sie liebte diese abendlichen Duschen.
Und sie ließ sich Zeit mit dem Abtrocknen. Anschließend würde sie in den Bademantel schlüpfen, nach ihrem Sohn schauen, und wenn er noch immer vor dem Computer saß, anstatt im Bett zu liegen, würde sie ihm schon Beine machen.
Das alles ging ihr durch den Kopf, als sie das Badetuch von ihren Schultern gleiten ließ.
Da hörte sie das Geräusch!
Es
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