089 - Diener des Satans
glaube, mit dem Wein stimmt etwas nicht. Findest du nicht auch, daß er muffig schmeckt?“
„Nein. Ich finde ihn großartig.“
Gerard Maccallion beschloß, noch einmal zu probieren. Er leerte das Glas. „Puh“, sagte er leise, „das muß ein ganz schlechter Jahrgang gewesen sein.“ Er rief den Ober und ließ die Flasche umtauschen.
Das Mädchen wartete auf die Verwandlung. Das Gesicht seines Verlobten verlor deutlich die Farbe und seine Augen hatten jetzt ein unruhiges Feuer.
„Siehst du, nun habe ich es geschafft, Gerard“, sagte sie vergnügt. „Ich habe dir das Elixier des Höllenfürsten ins Glas gekippt. Du bist hiermit genau wie ich in seiner Hand.“ Sie erzählte in schwärmerischer Weise von dem schrecklichen Nedo.
Maccallion sah sein Mädchen eine Weile verständnislos an. Dann prustete er los, daß die Gäste an den Nebentischen sich nach ihm umdrehten.
„Mein Geld will er? Meine Erbschaft? Eine phantastische Idee.“
Der junge Journalist hatte als einziger Sohn ein Vermögen geerbt, als sein Vater vor zwei Jahren gestorben war. Er war damals aus den Staaten nach Dublin zurückgekehrt und hatte das Geld in Immobilien und Wertpapieren angelegt.
„Du könntest eine Hypothek auf das Haus aufnehmen“, meinte Ginny.
„Warum nicht? Gleich morgen erledige ich es.“
„Und die Grundstücke?“
„Verkaufe ich.“
„Und die Aktien und Kommunalobligationen?“
„Lasse ich mir auszahlen.“
„Fein!“ freute sie sich. „Was glaubst du, wie viel wir zusammen kriegen?“
„Na, so rund 400 000 Pfund.“ Maccallion wieherte vor Lachen. Er war davon überzeugt, sich noch nie so köstlich amüsiert zu haben wie an diesem Abend. Er beglich seine Rechnung bei dem erstaunten Ober und begleitete Ginny zum Wagen. Er benahm sich albern. Er hüpfte wie ein Kind auf dem Parkett des Restaurants. Die Leute steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.
Der Journalist lenkte seinen weißen Triumph in halsbrecherischer Fahrt zum Wohnhaus zurück. Dabei streifte er einen Radfahrer. Der Mann fiel zu Boden, schüttelte die Faust und schimpfte. Das Pärchen empfand den Unfall als ein Vergnügen.
Gerard bremste den Wagen zu spät. Der Triumph krachte gegen die Hauswand und wurde vorn eingedrückt. Wieder ein Grund für die beiden Insassen, lauthals zu lachen.
Sie stiegen aus.
„Ich zeig dir was“, sagte Ginny Pearse.
Ihre Gestalt löste sich auf. Plötzlich erschien sie wieder hoch über Gerards Kopf, glitt zum Erdboden nieder und ging auf die Haustür zu. Der junge Mann jubelte vor Begeisterung, als das Mädchen sich durch das Türholz bewegte.
Er wollte es ihr nachmachen und stieß sich den Kopf.
Ginny öffnete ihm. Sie tanzten wild durch das Wohnzimmer. Dabei stießen sie Tisch und Stühle um. Der Fernseher kippte vornüber und die Bildröhre zerbrach in tausend Scherben. Das Mädchen und der junge Mann lachten und warfen sich zu Boden.
Ginny wälzte sich. Gerard kroch keuchend auf sie zu.
Wild riß sie sich das Kleid vom Leib. Auf ihre hastig ausgestoßenen Worte hin löste er ihren BH und nestelte an ihrem Slip. Er drängte seinen Körper gegen sie. Dann wurden sie von einem Rausch gefangengenommen, der erst nach vielen Minuten mit Erschöpfung endete.
Maccallion lag neben seiner Braut. Sein stumpfer Blick war gegen die Zimmerdecke gerichtet.
„Gerard, ich erwarte doch ein Kind“, sagte sie. „Gegen Nedos Allmacht kann eine simple Pille nichts ausrichten.“
„Große Klasse.“
„Es wird das Kind des Satans sein.“
Maccallion brach in schallendes Gelächter aus, das nicht mehr enden wollte.
„Damit schüchterst du mich nicht ein, Mulkenny“, sagte Camargo Alvis verächtlich.
Der Grauhaarige achtete nicht auf seine Worte. Er hatte wieder die Eisenzange zur Hand genommen. Die, mit der er Ginny Pearse gequält hatte. Mit Genugtuung hielt er die Spitzen in die Flamme der Pechfackel.
Die Aussichten des Portugiesen waren nicht rosig. Mulkenny und seine fette Frau hatten ihn auf dem Bettgestell festgebunden. Er konnte sich nicht rühren. Brigid war verschwunden, aber damit war nichts gewonnen. Was konnte Camargo schon gegen Dalton Mulkenny ausrichten? Jeder Satz war vergebliche Mühe. Camargo hatte gehofft, daß die Wirkung des magischen Einflusses verfliegen würde. Aber Nedo schien sich den Pensionswirt vollkommen unterworfen zu haben.
„Mach dich nicht unglücklich, Freundchen“, sagte der Portugiese warnend, als Mulkenny mit der glühenden Zange auf ihn
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