089 - Lebende Leichen
Strecken, wie der Monteur, sie klopfen an Türen, wie das Kind, ja sie versuchen sogar sich aufzuhängen. Aber eins hat keiner der vier Wiedererwachten getan, keiner hat gesprochen! Auch nur ein Wort. Ich finde das wirklich sehr schade! «
» Und warum bedauern Sie das so, Dr. Abel? «
» Aber ich bitte Sie, Herr Bürgermeister! Stellen Sie sich vor, wenn diese Leute von ihrem Tod erzählen könnten. Von ihrem Tod! «
Larry Brent nickte. » Ich glaube, ich verstehe Sie, Dr. Abel! «
Der Polizeiarzt wandte sich dem Amerikaner zu. » Ja? Tatsächlich? Verstehen Sie mich?
Nicht wahr, das wäre vielleicht noch wichtiger als die Erforschung des Mondes. «
Inspektor Horvath drückte nervös seine Zigarette im Aschenbecher aus. Er seufzte. » Leider sehen unsere Mitbürger die Dinge anders, verständlicherweise. Die Stadt ist voller Angst und Gerüchte. Man spricht vom Jüngsten Tag. Das kann die unheilvollsten Konsequenzen haben.
Die Toten stehen wieder auf und die Lebenden beginnen darüber den Verstand zu verlieren.
Ich kann nur warnen! Ich verstehe nichts von den Toten, aber einiges von den Lebenden. Und wozu die imstande sind, wenn die Panik um sich greift. Können wir das aufhalten? «
Der Bürgermeister machte eine Geste der Resignation. » Ich habe natürlich die Landesregierung und Wien alarmiert. Mit der Bitte um strengste Vertraulichkeit. Die Frage ist nun, was kann man gegen Tote tun, die plötzlich umherwandeln? Was meinen Sie, ob das vielleicht so etwas wie eine Seuche aus einer anderen Welt ist? Ein Bazillus von einem anderen Stern? Sie verstehen, was ich meine? «
Er sah sie der Reihe nach an. Dr. Abel schüttelte heftig seinen kahlen Kopf. » Nein, Herr Bürgermeister, das kommt nicht von einem anderen Stern. Das kommt von dieser Erde, auf der wir leben! Was meinen Sie, Mr. Brent? «
Larry nickte. » Ich glaube, Sie haben recht, Dr. Abel. Nur, was ist das für ein Bazillus? Ist es überhaupt ein Bazillus? Oder ist es etwas ganz anderes? Und die entscheidende Frage, warum gerade in Ihrer Stadt? «
●
Auf dem Rückweg vom Rathaus machte Larry Brent einen Spaziergang kreuz und quer durch die Straßen. Er hatte dabei ein kleines Abenteuer, dem er keine weitere Bedeutung beimaß. Es schien so gar nichts mit den wiedererwachten Toten zu tun zu haben.
Es dämmerte bereits, als er in eine schmale Gasse mit kleinen, verwahrlosten Häusern einbog. Zu den Haustüren führten einige Stufen hinauf. Auf einer dieser Stufen saß ein junger Foxel, schwarzweiß gefleckt, soweit man es unter dem Schmutz noch erkennen konnte.
Der junge Hund sah Larry Brent erwartungsvoll mit seinen schwarzen, lebhaften Augen an und begann den kurzen Stummelschwanz freundlich hin- und herzubewegen. Larry neigte sich zu dem Hund hinunter und tätschelte ihm den Kopf.
In diesem Augenblick ging irgendwo hinter ihm ein Fenster auf und eine Frau schrie: » Frau Marschalek, Frau Marschalek! Der Hundefänger! «
Bevor Larry Brent nur bis fünf zählen konnte, wurde vor ihm die Haustür aufgerissen, eine Frau mit einem Kopftuch stürzte heraus, riß den Hund hoch, warf Larry einen bitterbösen Blick zu, verschwand im Haus und knallte die Tür zu.
An einem Fenster im ersten Stock des gegenüberliegenden Hauses sah Larry eine unförmig dicke Frau, die zu ihm hinunterstarrte.
» Was soll denn das? « rief er hinauf.
Sie keifte zurück: » Schauen Sie zu, daß Sie aus der Straße verschwinden, sonst machen wir Ihnen Beine! «
Achselzuckend ging Larry Brent weiter. Er mußte lächeln. Mit einem Hundefänger war er noch nie verwechselt worden.
Beim Abendessen im Einhorn erzählte er die kleine Episode seinem Wirt, der hinter der Theke saß und ihm beim Essen zusah. Aber Jirasek nahm die Geschichte ernst.
» Da haben Sie Glück gehabt, daß Sie unbehelligt aus der Straße herausgekommen sind! Ich kenne die Gegend. Die Leute dort sind rabiat. Kein Wunder! Seit Monaten verschwinden im ganzen Ort die Hunde. Alle Sorten. Rassehunde und Mischlinge, wahllos. Keiner ist wieder aufgetaucht. Sie verschwinden spurlos. Es gibt Leute, die behaupten, daß die Hundefänger Fett und Seife daraus machen. Unsinn! Ich weiß es besser! «
» So. Und was steckt Ihrer Meinung nach dahinter? «
» Erst die Hunde, dann die Toten. Das hängt zusammen. Ich weiß, was hier gespielt wird. Ich habe auch einen Hund verloren, einen Boxer. Es wird abgerechnet. Sie können sich darauf verlassen. «
» Ja wissen Sie denn, wer die Hundefänger sind? «
Der
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