0890 - Stygias Plan
sah er, wie der Palisadenzaun auf ihn zu flog, als hätte ihm ein wütender Gott einen Fußtritt verabreicht. Ob Traumwald , Stein oder ordinäres Holz - das Gewicht der Einfriedung würde ihn wie eine Wanze zerquetschen. Zamorra sprang auf die Beine, sprintete in die entgegengesetzte Richtung.
Der Zaun knallte mit ohrenbetäubendem Lärm auf den Boden, und der Franzose spürte den Druck, der dabei erzeugt wurde und Zamorra regelrecht nach vorne schob… er spürte ihn so hautnah bei sich, dass ihm der Schweiß ausbrach. Er war um die sprichwörtliche Haaresbreite schneller gewesen als das fallende Zaunteil!
Den beiden Bäumen, die links und rechts von ihm wie die Dreschflegel von Riesen auf ihn niedersausten, würde er allerdings gewiss nicht mehr entkommen können. Zamorra wollte schreien, doch seine Kehle war ausgedörrt und ohne jeden Ton.
Exakt in diesem Augenblick des Entsetzens reagierte Merlins Stern! Es war keine schwarze Magie, die hier am Werk war, aber das Amulett griff als Schutz für seinen Träger ein. Der grünlich schimmernde Schutzschirm baute sich um Zamorra auf, lenkte die einschlagenden Bäume ab, die ohne Schaden anzurichten am Boden aufschlugen.
Zamorra gönnte sich keine Pause. Er musste weg von hier. Die Umgebung befand sich nun endgültig im Stadium der Auflösung, und Zamorra hatte keine Vorstellung, welchen Einfluss dies auf ihn haben mochte, wenn er sich mitten in der Szenerie befand. Er hatte auch absolut kein Interesse daran, es auszuprobieren.
Die Schemen um ihn herum begannen zu verschwimmen. Und wieder lief der Professor um sein Leben. Noch immer leuchtete Merlins Sterns Schutzschild um ihn herum. Irgendetwas vor ihm am Boden wölbte sich plötzlich hoch, schnappte nach seinen Füßen, brachte ihn zu Fall. Eine Schlingpflanze wahrscheinlich… oder was auch sonst… gleichgültig, denn das Ergebnis war, dass Professor Zamorra unkontrolliert auf den Boden krachte, gleichzeitig registrierte, dass sein Amulett den Schutz eingestellt hatte. Einfach so.
Merlins Stern - deine verdammte Unzuverlässigkeit wird mich noch irgendwann umbringen…
Das waren Zamorras Gedanken, als sein Schädel gegen irgendetwas unangenehm Hartes krachte. Die Sinne schwanden dem Parapsychologen.
Irgendwie hatte er jedoch das Gefühl, dass ihn jemand bei den Schultern fasste und in die Höhe zog.
Doch das mochte vielleicht auch nur Wunschdenken gewesen sein… die Hoffnung eines Ertrinkenden, der am Horizont Rettungsboote zu sehen glaubte. Zamorras Bewusstsein kippte weg. Wenn das jetzt sein Ende sein sollte, dann würde er den letzten Aufzug nicht mehr mitbekommen.
Erst recht nicht den letzten Vorhang.
***
Ja, auch Dämonen konnten sterben, doch Lucifuge Rofocale würde es nicht soweit kommen lassen. Dazu musste er nun allerdings schlau vorgehen. Er benötigte Zeit, denn hier, so nahe am Durchgang zu den Schwefelklüften, spürte der Dämon deutlich, wie seine Kräfte zu ihm zurückkehrten.
Er begriff dieses Phänomen nicht, doch das war jetzt gleichgültig. Damit konnte er sich auch noch später befassen - doch dazu musste es dieses Später für ihn erst einmal geben. Lucifuge Rofocale war sicher, dass er es hier mit mächtigen Gegnern zu tun hatte, die für ihn lebensgefährlich werden konnten. Dieser Block, der seine Füße umschloss, bestand aus einem Material, das er nicht einschätzen konnte. Vielleicht konnte er es sprengen, nein, er konnte es gewiss zerstören, doch dazu mussten seine Kräfte wieder voll hergestellt sein.
Der Anführer der Wesen, die Rofocale vom Dach aus gesehen hatte, stellte sich nun vor den Dämon, der sich die allergrößte Mühe geben musste, um die Kreatur des Kokons nicht mit seiner Magie zu attackieren.
Noch nicht… warte noch…
Er blickte das Wesen an. Selbst für ihn, der sicher war, bereits so ziemlich alles gesehen zu haben, war dieser Anblick verunsichernd. Lucifuge Rofocale verspürte keine Angst, doch er war beinahe überzeugt, in dieser Kreatur einen kongenialen Gegner gefunden zu haben, der ihm zumindest körperlich ebenbürtig war.
Lucifuge Rofocale erhaschte einen Blick auf die Begleiter des Wesens, dass hier vor ihm stand. Sie sahen bedrohlich, brutal und außergewöhnlich muskulös aus, doch sie mochten nur die Wasserträger des einen sein, der eindeutig die Gruppe anführte. Wie unvollkommen ihn seine Spione doch informiert hatten - sie redeten von einem großen Wesen, ganz nackt und haarlos. Das Klang nach einem Affen, vielleicht nach einem zu
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