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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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groß und breit geratenen Menschen. Die Wahrheit sah ein wenig anders aus.
    Einen leichten Stich versetzten Rofocale die Augen der Kreatur. Die anderen hatten tief in den Höhlen liegende Augäpfel, die winzig und wässrig erschienen. Dieser hier… besaß überhaupt keine Augäpfel. Rofocale blickte in schwarze Höhlen, die das abgrundtief Böse in sich zu verbergen schienen. Man glaubte, in schwarze Löcher zu blicken, auf deren Grund ein böses Tier hockte, bereit zum Sprung in die Höhe - direkt auf den Betrachter zu.
    Lucifuge Rofocale spielte ein gewagtes Spiel, doch das mochte seine einzige Chance sein, der Mordlust dieses augenlosen Killers zu entgehen. Es war ein Spiel auf Zeit, ein Spiel, bei dem es auf jedes Wort ankommen mochte.
    Der kahle Riese öffnete seine strichschmalen Lippen. »Noch einmal - wer bist du? Wie bist du in den Kokon gekommen? Antworte schnell und gut, sonst stirbst du schneller, als du es dir überhaupt vorstellen kannst.«
    »Wie ich in diesen Kokon gekommen bin, wirst du besser wissen als ich, oder? Warst du es nicht, der diese absonderliche Konstruktion exakt hier, an dieser Stelle, verlassen und wieder betreten hast? Das wirst du sicher nicht vergessen haben, oder?«
    Rofocale war nicht sicher, wie sein Gegenüber auf diese leicht arrogante Art reagieren mochte. Es dauerte einige Sekunden, bis die Antwort kam.
    »Ich bin der Ductor dieser weißen Stadt - ich komme und gehe wie es mir beliebt. Und nur ich habe das Recht und die Macht dazu.«
    Lucifuge Rofocale bemühte sich trotz seiner misslichen Lage einen möglichst selbstsicheren Eindruck zu machen. »Ein Monopol scheinst du nicht unbedingt darauf zu haben, denn wie du siehst, bin ich hier. Bist du der Herr in dieser Stadt? Oder nur ein Vasall?«
    Der Riese schien tatsächlich für einen Augenblick lang verunsichert zu sein, doch vielleicht dachte er auch nur darüber nach, ob er seinen Gefangenen sofort töten sollte, oder ob er ihm noch eine Antwort gewähren sollte. Die Wahl fiel auf die zweite Möglichkeit, wie der Dämon erleichtert feststellte.
    Während Lucifuge Rofocale sich darauf konzentrierte, hier erst einmal ungeschoren zu bleiben, spürte er mit jeder verstreichenden Sekunde, wie seine alten Kräfte zu ihm zurückkehrten. Nicht mehr lange, dann…
    »Ich bin der Ductor der weißen Stadt Armakath, die als eine der Knotenwelten auserwählt wurde. Ich bin für die Sicherheit in der Stadt verantwortlich - also auch für ungebetene Gäste wie dich. Und… wer bist du? Ich werde diese Frage nicht noch einmal wiederholen.«
    Der Dämon richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Man nennt mich Lucifuge Rofocale - ich gehöre zu denen, die Macht ausüben in der Dimension, in der sich diese Stadt ungerechtfertigter Weise eingenistet hat. Und ich bin es, der die Fragen stellen sollte, denn mit welchem Recht befindet sich dieser weiße Trümmerhaufen hier? Wer seid ihr? Was wollt ihr? Ich bin beauftragt, dies in Erfahrung zu bringen, also bringe mich zu dem, der hier wirklich etwas zu sagen hat.«
    Lucifuge Rofocale wusste nur zu genau, dass er den Bogen nun wahrscheinlich überspannt hatte, doch das war einkalkuliert. Er war nun bereit. Wie lange seine volle Kraft bei ihm bleiben würde, hing sicher daran, wie dicht er sich hier an der Schwachstelle des Kokons aufhalten konnte.
    Was mochte im Zentrum dieser einem Moloch ähnelnden Steinwüste lauern, das fähig war, die Magie eines Dämons so zu schwächen? Und er selbst war doch im äußersten Bereich geblieben.
    Was geschah im Inneren der Stadt mit einem Schwarzblütler? Doch hatten ihm seine Spione nicht zugetragen, dass eine Vampirin sogar ständig hier gelebt hatte? Was war das für ein Prinzip, für eine Vorgehensweise? Wer entschied hier, ob man gebetener oder ungebetener Gast war?
    Der Ductor ließ sich Zeit mit einer Erwiderung.
    »Du willst die Herrscher sprechen? Du?« Wahrscheinlich war dieses Wesen überhaupt nicht zu einer Emotion fähig - wie hätte es also Ironie oder Belustigung ausdrücken sollen? Ein wenig verzogen sich die schmalen Lippen der Kreatur. Lucifuge Rofocale wertete es als schallendes Gelächter.
    »Du kennst also den Durchgang. Das hätte dir in Zukunft nicht viel geholfen, denn sobald der Plan anläuft, wird er für alle Zeiten geschlossen sein. Warum glaubst du, die Herrscher würden mit einem wie dir sprechen wollen? Hättest du gewusst, dass hier nur der Tod auf dich wartet, wärst du auch dann gekommen, du Narr?«
    »Wer hier der Narr

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