0890 - Stygias Plan
Spiegelwelten stammte?
Tigora war es gleichgültig, wie der Feind hieß, wer er war, wenn sie ihm gegenübertrat. Doch einen aussichtslosen Kampf zu führen, widersprach ihrer Einstellung. Und? War dieser Kampf nicht auch aussichtslos? Wie viele Kriegerinnen sie auch aufmarschieren ließ - gegen einen Dämon von Rofocales Kaliber mochten sie allesamt hilflos unterlegen sein.
»Ich errate einmal deine Gedanken - du glaubst nicht an einem Sieg.«
Tigora zuckte zusammen, wirbelte herum, das Schwert bereits halb aus der Scheide gerissen. Doch dann hielt sie inne. Hier hatte sie mit diesem Besuch eigentlich nicht gerechnet. Stygia stand hinter der Amazone, gekleidet in ein Nichts, das auf einem Schlachtfeld nun wirklich nichts zu suchen hatte.
Tigora registrierte, dass Stygia sicher jedem Mann gefährlich werden konnte - und auch so mancher Frau - doch gegen solche Dinge war die Amazone regelrecht immun. Sie hatte sich dreimal mit einem Mann vereint - jedes Mal war es ein kräftiger Sklave gewesen, der anschließend in irgendeine Region der Hölle verkauft worden war.
Dreimal hatte sie ein Kind geboren. Eine Tochter, die jetzt schon an den Waffen geschult wurde, und zwei Söhne. Die hatte Tigora eigenhändig erwürgt, wie es bei den Amazonen die Sitte war. Nein, mit fleischlicher Lust konnte man sie nicht mehr reizen. Lust empfand sie nur noch im Kampf und beim süßen Duft der Macht.
»Du rätst gut, meine Fürstin.« Tigora ließ jedes Zeichen der Ehrehrbietung fehlen. Stygia nahm es hin, denn sie brauchte die Frau jetzt zu dringend. Maßregeln konnte sie Tigora auch noch später.
»Dann will ich dir etwas verraten, das deinen Mut sicher zum Anschwellen bringen dürfte.« Die Fürstin der Finsternis lehnte sich aufreizend gegen einen Felsblock, winkelte ein Bein an, wodurch ihre eh schon durchsichtige Bekleidung viel zu weit nach oben rutschte.
»Es hat in der nahen Vergangenheit bereits Versuche gegeben, die weiße Stadt einzunehmen. Ich gebe zu, sie waren recht halbherzig, und ich gestehe, dass ich daran nicht ganz unschuldig bin. Die Attacken wurden abgewehrt. Du wirst dich sicher erinnern, denn auch deine Schwesternschaft war daran beteiligt. Einige von euch stürzten mit ihren Flugdrachen sogar mitten in das Zentrum der Stadt, nicht wahr?«
Tigora nickte. Sie selbst war nicht dabei gewesen, doch sie hatte natürlich davon gehört. So ganz korrekt sprach die Fürstin jedoch nicht von diesen Dingen - halbherzig… sicher, doch eine dieser Attacken hatte zu nichts anderem gedient, als den von Stygia so verhassten Professor Zamorra zu töten, was auch beinahe gelungen wäre. Stygia sprach weiter.
»Was außer mir wohl niemand so richtig bemerkt hat ist dies: Deine Amazonen kämpften gut, doch sie mussten letztendlich der Wächterin und dem Krieger der Stadt unterliegen. Diejenigen jedoch, die zu den Schwarzmagischen zählten, versagten kläglich. Gut, ich habe nur Kanonenfutter ins Feld geschickt.« Stygia lachte selbstgefällig. »Doch selbst die hätten den Verteidigern der Stadt einen härteren Kampf liefern müssen ,« Das letzte Wort betonte Stygia intensiv.
»Was willst du mir damit sagen, meine Fürstin?« Tigora verstand nicht.
»Ist das noch immer nicht klar für dich?« Stygia schien enttäuscht. »Gut, dann höre zu. Weiße Magie, schwarze Magie - sie beißen einander, bekämpfen sich bis in den Tod hinein. Doch es gibt da Facetten. Einer von Zamorras Vasallen, dieser Laertes, ist ein Vampir, doch in ihm ruht die Magie seiner Heimatwelt… wie die heißt, habe ich vergessen. Und dort in der weißen Stadt, dort herrscht eine Form von Magie, die uns allen bisher unbekannt war. Jeder Schwarzmagier wird dort auf Dauer wie gelähmt agieren. Die Stadt stiehlt uns unsere Macht. Das ist die eigentliche Gefahr, die von Armakath ausgeht.«
Tigora warf automatisch einen Blick zum Kokon. So hatte sie das noch nie gesehen.
»Überrascht?« Stygia lachte ein böses Lachen. »Ich kenne noch jemanden, der sicher in diesem Moment überrascht ist. Unser gehörnter Freund dort in dem Kokon, den er ja unbedingt durchdringen musste, wird spüren, wie wenig ihm seine Arroganz und der angeborene Größenwahn nun noch helfen. Mit jedem Wimpernschlag, den er dort verbringt, wird er schwächer und schwächer werden. Vielleicht nehmen uns ja sogar die Hüter der Stadt die Arbeit ganz ab? Dann sehen wir den lieben Lucifuge Rofocale wohl nie wieder.«
Stygia schien sich köstlich zu amüsieren. Tigora vollendete Stygias
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