0892 - Der Höllenclub
mir wohler.
Ich überlegte, ob ich noch mit London telefonieren sollte, nahm davon Abstand, weil sich nichts Neues ergeben hatte. Die Maschine war noch nicht aufgerufen worden, man hielt den Warteraum nach der Kontrolle noch verschlossen, und da ich nicht stehen wollte, suchte ich mir einen Platz, um mich noch ein wenig zu entspannen. Gedanklich entfernte ich mich nicht von den vor mir liegenden Problemen. Ich überlegte, wie es in London weitergehen würde.
Von meinem Platz aus hatte ich die Tafel im Blick. Genau dort tat sich etwas. Buchstaben und Zahlen bewegten sich. Der Aufruf für die Passagiere nach London würde bald erfolgen.
Ich stand auf.
Auch andere Fluggäste erhoben sich.
Ich drehte mich nach rechts, um einen bestimmten Weg zum Flugsteig einzuschlagen. Auch von der anderen Seite bewegten sich Passagiere in diese Richtung.
Einer saß noch.
Er erhob sich langsam. Ich nahm die Bewegung aus dem Augenwinkel wahr, sah eine dunkel gekleidete männliche Gestalt, die ihren Mantel über den Arm gelegt hatte und die sich jetzt umdrehte.
Es war der Killer.
Er sah mich, und ich sah ihn!
***
Für Sekunden schienen wir beide nur allein auf dieser Welt zu sein. Er starrte mir direkt ins Gesicht, seine Augen waren groß und staunend, als könnte er nicht glauben, was er sah.
Ich dachte darüber nach, was dieser Mann wohl unternehmen würde. Seine Waffe ziehen und anfangen zu schießen? Panik verbreiten, den Bereich hier in eine Hölle verwandeln?
Es wäre eine Reaktion gewesen, die mich nicht überrascht hätte, aber der dunkelhaarige Mann mit dem Pferdeschwanz tat nichts dergleichen.
Um uns herum leerte sich die Umgebung. Die Passagiere schlenderten der Gepäckkontrolle entgegen. Es lief alles sehr ruhig und ohne Hektik ab, weil noch Zeit genug blieb.
Ich ging auf den Killer zu. Meine Jacke stand offen, so konnte ich an die Beretta herankommen, und ich wunderte mich weiter darüber, daß der Kerl nichts tat. Er schaute mich an. Die Lippen hatte er zusammengepreßt, nur die Augen bewegten sich. Er suchte nach einem Ausweg. Warum zog er keine Waffe?
Ich ging weiter.
Meine Hand näherte sich der Beretta. Ich würde ihn verhaften und einsperren lassen. Würde denn alles klappen? Ich war schon dabei, die Waffe hervorzuholen, als der Mann reagierte. Er tat etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Plötzlich schleuderte er seinen Mantel auf mich zu, der sich, obwohl hart geworfen, auf dem Weg entfaltete und zu einem flatternden Lappen wurde, dem ich nicht so schnell ausweichen konnte. Ich hörte noch einen wüsten Fluch, dann räumte ich mit der linken Hand den Mantel zur Seite und hatte wieder freies Sichtfeld.
Natürlich stand der Killer nicht mehr da, wo er sich vorhin noch aufgehalten hatte. Er war mit gewaltigen Sätzen an der Seite der Sitzgruppe entlanggelaufen und suchte sein Heil in der Flucht.
Ich setzte nach und mußte feststellen, daß er verdammt schnell war. Es hatte keinen Sinn, wenn ich ihm etwas nachschrie, er würde nicht stehenbleiben, zudem wollte ich auch keinen Krawall veranstalten und andere aufmerksam machen.
Er setzte über einen Gepäckwagen hinweg, kam gut auf, drehte sich um und sah, daß ich aufgeholt hatte.
Der Killer rannte weiter.
In dem Flughafengebäude waren seine Chancen nicht sehr groß, deshalb wollte er einen der Ausgänge erreichen. Aber er hatte Pech. Nicht nur daß er einer Gruppe von Passagieren ausweichen mußte, es näherten sich ihm auch zwei Polizisten der Wachmannschaft.
Denen fielen zwei rennende Männer natürlich auf.
»Bleiben Sie stehen!« Der Befehl galt uns beiden, doch keiner richtete sich danach.
Der Mann mit dem Pferdeschwanz rannte weiter, und als ihm die beiden jungen Polizisten den Weg verbauen wollten, da sprang er in die Höhe. Gleichzeitig drang ein scharfer Schrei aus seinem Mund, und plötzlich rammte er beide Füße gegen die Körper der Beamten.
Sie flogen zur Seite wie Kegel, doch der Killer kam sicher auf, stürmte weiter und kümmerte sich nicht um den Lärm um ihn herum.
Er kam dem Ausgang schon verflucht nahe, und genau das wollte ich nicht. Ich konnte ihm auch nicht in den Rücken schießen. Im Laufen sein Bein zu treffen, war kaum möglich, und so schnappte ich mir einen kleinen Koffer, der gar nicht mal so schwer war und aus Aluminium bestand.
Ich wuchtete ihn hoch, kümmerte mich nicht um den Protest des Reisenden, dem der Koffer gehört hatte, sondern wuchtete ihn mit beiden Händen hoch und warf ihn dem Flüchtling
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