0892 - Der Höllenclub
Bescheid.«
»Tu das.«
Suko legte auf und fand endlich die Zeit, sich anzuziehen. Er duschte kurz, rubbelte sich ab und streifte die winterliche Kleidung über, zu der ein dickes Baumwollhemd und eine Wollweste gehörten. Shao war dabei, den Kaffee zu kochen, das Aroma zog durch die Wohnung, der Tisch war schon am Abend gedeckt worden, und Shao hatte endlich Zeit, ihre Fragen zu stellen. Sie wollte wissen, was sich ergeben hatte.
Suko berichtete es ihr. Mit einem Don Farell konnte sie nichts anfangen, der Name war ihr fremd.
Auch von einem Höllenclub oder von der Bruderschaft der Mystiker hatte sie noch nichts gehört.
»Man kann Angst bekommen, wenn man darüber nachdenkt.«
»Das stimmt.«
Shao trank immer Kaffee, Suko am frühen Morgen eigentlich nur Tee, aber an diesem Tag wollte er keine Extrawurst haben. Sie frühstückten wenig, denn Suko wurde die Zeit allmählich lang. Er wartete auf den Anruf, der auch prompt kam.
Der Kollege von der Fahndung lachte. »Da haben wir aber Glück gehabt, Suko.«
»Warum?«
»Ganz einfach. Es gibt nur drei Don Farells innerhalb unserer netten Stadt, und einer scheidet aus, weil er vor drei Wochen verstorben ist, wie mir seine Witwe sagte.«
»Dann hast du angerufen?«
»Nur bei ihm.«
»Gut. Jetzt weiter!«
»Der andere Don Farell arbeitet bei einer Baufirma. Er war bei uns im Computer registriert, weil die Firma für die Regierung schon Aufträge erledigt hat und noch erledigt. Ich weiß nicht, ob es dein Mann ist.«
»Mach bitte weiter.«
Der Kollege seufzte. »Kommen wir zum dritten Farell. Er ist Chef eines Sport- und Kampfsportstudios in Soho, kam mit dem Gesetz noch nicht in Konflikt, und ich gebe dir die Anschrift der Schule durch. Notierst du mal?«
»Sofort.«
Suko schrieb den Namen und die Adresse auf. Mehr konnte ihm der Kollege nicht sagen. »Zufrieden?«
»Das wird sich noch herausstellen. Zuvor vielen Dank.«
»Gern geschehen.«
»Und wie geht es jetzt weiter?« fragte Shao, als Suko sie über den Tisch hinweg anschaute.
»Es ist ganz einfach. Ich werde zunächst ins Büro fahren, Glenda einige Informationen hinterlassen und mich anschließend in diesem Studio mal umschauen. Den Chef werde ich dort wohl nicht finden.«
»Das mag schon sein.«
Suko trank die Tasse leer. Er aß auch noch die letzten Bissen und erhob sich. »So, für mich wird es Zeit. Mal schauen, ob ich John, wenn er hier eintrifft, schon einen fertigen Fall präsentieren kann.«
»Du bist optimistisch.«
Suko ging zu seiner Partnerin und hauchte ihr einen Kuß auf die Stirn. »Das muß ich doch sein. Bis später.«
Sie schaute Suko nach, wie er zur Tür ging. Sehr nachdenklich, denn das ungute Gefühl wollte auch bei Shao nicht weichen. Und ihr wollte der Begriff Höllenclub nicht aus dem Sinn…
***
Als Suko an seinem Ziel anlangte, mußte er feststellen, daß die Schule noch geschlossen war. Zu früh am Morgen, das hätte er sich denken können, aber so leicht gab er nicht auf.
Diese Ecke des Stadtteils Soho gehörte zu den alten, in denen sich noch viele Geschichten von früher erzählt wurden. Hier hatte der Renovierungswahnsinn noch nicht zugeschlagen, und Suko fragte sich, wie dieser Farell dazu kam, sein Fitneß- und Kampfsportcenter gerade hier einzurichten. Möglicherweise weil die Mieten billig waren und die Abrißbirne mittlerweile auch gestoppt worden war, denn die neuen Bauten zu vermieten, hatte sich als sehr schwierig erwiesen. Das ließ die wirtschaftliche Lage vieler Arbeitnehmer kaum zu.
Suko trat einige Schritte zurück, bis er den Rand des Gehsteigs erreicht hatte. Dort blieb er stehen und gönnte der Fassade einen Blick. Sie war fast schwarz vom Atem der langen Jahre. Das Center befand sich im Erdgeschoß. Ein buntes Schild wies darauf hin, und ein Muskelmann aus Leuchtstoffröhren turnte an der Wand über der Eingangstür. Erst nach der vierten Etage begann das Dach, aus dem dunkle Schornsteine neben schlanken Fernsehantennen hochwuchsen.
In der Straße herrschte um diese Zeit wenig Betrieb. Es gab noch einige Läden, die gerade geöffnet wurden. Lokale sah Suko ebenfalls, ansonsten wohnten hier Menschen, deren Geldbeutel sicherlich nie prall gefüllt waren.
Ein kalter Wind blies über die Fahrbahn und die Gehsteige hinweg. Die schmale, von Häusern umschlossene Straße reagierte wie ein Kamin und sorgte für einen eisigen Luftstrom, der die Menschen - Suko eingeschlossen - erschauern ließ.
Der Himmel war grau verhangen. Es roch nach
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