0892 - Der Höllenclub
hatte meinen Ausweis studiert und mich gefragt: »Wollen oder können Sie nicht, Mr. Sinclair?«
»Ich kann nicht. Auch wenn Sie es mir nicht glauben, aber ich stehe erst am Beginn meiner Ermittlungen. Mir ist nicht mal der Name der Person bekannt.«
»Er heißt Don Farell.«
Ich wunderte mich. »Woher wissen Sie das?«
Lintock verzog den Mund zu einem Grinsen. »Zumindest hat er unter diesem Namen eingecheckt. Das haben wir herausgefunden. Ob er falsch ist oder nicht, kann ich Ihnen nicht sagen, das müssen Sie schon selbst herausfinden.«
»Natürlich.«
»Papiere trug er nicht bei sich. Er war ein Profi. Auch keine Kreditkarten, nur Bargeld. Einen Ausweis fanden wir ebenfalls nicht, so wissen wir nicht, wo er lebte.«
»Ich denke mir, daß er in London gewohnt hat.«
»Dann sind Sie am Ball.«
»Das sowieso. Darf ich noch mal telefonieren?«
»Bitte.«
Ich rief Suko an, den ich noch zu Hause erwischte. Ich bat ihn, nach einem Don Farell zu forschen und, wenn möglich, seine Anschrift herauszufinden.
»Okay, werde ich versuchen. Wann bist du hier?«
»Gegen Mittag. Ich habe die Frühmaschine verpaßt, aber das weißt du ja.«
»Ja, John. - Sollte ich etwas herausgefunden haben, werde ich Glenda Bescheid geben und bei ihr die Anschrift hinterlassen.«
»Das ist ausgezeichnet.«
»Wir sehen uns dann hoffentlich.«
»Denke ich auch.«
Lintock hatte unserem Gespräch interessiert gelauscht und dabei einen Zigarillo geraucht. Er schaute dem Qualm nach, zerwedelte ihn mit der Hand und fragte leise: »Viel scheinen Sie ja nicht zu wissen, Mr. Sinclair.«
»Leider.«
»Weshalb jagen Sie diesen Mann eigentlich? Was hat er verbrochen?«
»Er ist ein Killer.«
»Danach sah er mir auch aus. Auf welchem Gebiet ist er tätig? Läuft das hier in den Bereich der Geheimdienste?«
»Nein, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Es geht um andere Dinge, über die ich nicht sprechen kann, weil ich noch zuwenig weiß. Die Spuren führen nach London. Ich rechne fest damit, daß ich nur dort den Fall aufklären kann. Deshalb muß ich so schnell wie möglich wieder zurück. Ich habe Ihre Mitarbeiter angewiesen, sich um meinen Wagen zu kümmern, wobei mir einfällt, daß ich den Koffer jetzt mitnehmen kann.«
Lintock schaute auf die Uhr. »Sie haben noch etwas Zeit, bis die Maschine startet.« Durch das Fenster warf er einen Blick zum Himmel, dessen graue Farbe sich mehr und mehr verdichtete. »Es sieht nicht gut aus. Im Norden schneit es bereits. Das Zeug zieht langsam nach Süden, und auch wir werden davon nicht verschont bleiben.« Er drückte den Rest des Zigarillos aus. »Sie haben Glück, daß Sie noch wegkommen.«
»Das steht mir auch irgendwie zu«, erwiderte ich grinsend, ohne lustig zu sein, denn meine Gedanken drehten sich um den verfluchten Höllenclub, und ich fragte mich, was sich dahinter verbarg…
***
»Soll ich denn das Frühstück noch vorbereiten?« fragte Shao, die aus dem Schlafzimmer gekommen war, eingehüllt in einen dünnen weißen Morgenmantel. Sie wühlte mit den gespreizten Fingern durch ihre Haare und beschwerte sich, daß bereits am frühen Morgen Hektik herrschte.
»Doch, doch ich werde etwas essen«, erklärte Suko, der seinen Platz am Telefon nicht verließ. Er hatte Shao auch nicht eingeweiht, die Zeit würde er sich später irgendwann nehmen. Jetzt war es wichtig, daß es ihm gelang, die Fäden zu ziehen, von denen John Sinclair gesprochen hatte. Er mußte zusehen, daß sie die Spur zu diesem verfluchten Höllenclub fanden, und er konnte sich dabei nicht allein auf Sarah Goldwyn verlassen, die ebenfalls nachforschen wollte. Möglicherweise fand sie in ihrer Literatursammlung etwas darüber.
Er hatte einen Namen. Don Farell. Er hatte mehr als nur eine Beschreibung, und er würde die Kollegen von der Morgenschicht per Telefon auf Trab bringen. Er war sicher, daß sie etwas über Farell herausfanden. Das sagte ihm einfach sein Gefühl.
Suko legte seine Wünsche offen und forderte noch einmal mit Nachdruck, bitte alles über Don Farell zu recherchieren, auch wenn es mehrere Personen mit diesem Namen in London gab, er würde sich anhand der Informationen schon den richtigen Kandidaten herauspicken.
»Da verlangst du mal wieder was.«
»Das weiß ich.«
»Und dazu am frühen Morgen.«
»Macht euch das nicht munter?« fragte Suko.
»Wir hoffen es. Wo können wir dich erreichen?«
»In der nächsten Stunde noch zu Hause. Sollte ich früher verschwinden, gebe ich euch
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