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0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit
Autoren: Christian Schwarz
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verschwunden ist, ist jetzt lockere siebenundzwanzig Jahre her. Wäre die Frau erst innerhalb der letzten zwei Jahre an Svantevit verfüttert worden, müsste sie auf dem Video viel älter aussehen, also so zwischen vier- und sechsundvierzig Jahre alt. Tut sie aber nicht. Sie sieht genauso aus wie zu dem Zeitpunkt, als sie verschwand. Das heißt, dass dieser Film vor rund siebenundzwanzig Jahren entstanden sein muss. Und zwar irgendwo in der Nähe von Oppède-Le-Vieux. Der Fund der schwarzen Knochen unterstreicht diese meine Annahme deutlich. Du siehst das Problem, Zamorra, nicht wahr? Klar siehst du es. Du bist ja schließlich nicht blöd.«
    »Und wäre er's, hätte er immer noch mich«, brachte sich Nicole ins Gespräch ein. Nackt saß sie auf Zamorras Knie und hörte jedes Wort mit. »Vor siebenundzwanzig Jahren war die Flammenfratze noch im Geist von Bruder Passionatus gefangen. Dieser Flammenkult kann also unmöglich Svantevit gelten. Es muss sich um das Opfer für einen anderen Dämon gehandelt haben.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Das ist unmöglich«, murmelte er. »Wir kennen das Aussehen der Flammenfratze genau. Das da auf dem Video ist sie. Und doch…«
    Nicole kraulte ihm den Nacken. »Hast nicht du selbst gesagt, dass da etwas anderes als Svantevit dahintersteckt? Und nun zweifelst du deine eigenen Worte an, wenn Pierre sie bestätigt.«
    »Ich hab nur angezweifelt, dass Sid Amos mit von der Partie ist. Dass es um Svantevit geht, darüber war ich mir allerdings vollkommen sicher. Elender Mist. Plötzlich passt gar nichts mehr zusammen. Was um alles in der Welt geht hier vor?«
    ***
    18. Juni 1168 bis 7. September 1181
    Mit der Hornisse waren die beiden Ewigen im Hinterland von Rügen gelandet. In der Kleidung von Rittern fielen sie unter den dänischen Eroberern, die sich zu Tausenden rund um die Tempelburg bewegten, nicht auf. Iva Sanko und Ser Capdevila marschierten durch die beiden rund dreizehn Meter hohen Verteidigungswälle und die hölzernen Befestigungsanlagen mit den hohen Türmen, die zum Teil gebrannt hatten, ins Innere der Burg. Dänische Soldaten waren damit beschäftigt, ranische und eigene Leichen wegzutragen, um sie im Hinterland auf großen Scheiterhaufen zu verbrennen. Nur die gefallenen Ritter wurden zu den Schiffen transportiert, um sie in der Heimat beisetzen zu können.
    Vor dem Tempel lag die hölzerne Svantevit-Statue, in viele Teile zerhackt und zersägt. Die Dänen hatten ganze Arbeit geleistet. Ein älterer Mann in blau gefärbten Kleidern hockte mit gesenktem Kopf zwischen den Trümmern seines Gottes, die Beine an den Körper gezogen, die Arme um die Knie geschlungen. Er war geschoren worden. Niemand kümmerte sich um den Ranen, der höchstens hin und wieder einen Tritt abbekam, wenn er einem Dänen im Weg war.
    »Der oberste Priester Svantevits«, stellte Iva Sanko, die sich einen kleinen Bart angeklebt hatte und jetzt wie ein Mann aussah, fest. Sie hatte nichts von ihrem Aufenthalt hier vergessen und ihn an der Kleidung erkannt. »Mit den Haaren haben sie ihm die Würde genommen. Komm, wir nehmen ihn mit.«
    Die Ewigen packten den Priester links und rechts an den Armen und zogen ihn hoch.
    »Was wollt ihr noch von mir?«, sagte der Mann mit krächzender Stimme. Er roch nach Schweiß und Blut. »Reicht es euch nicht, dass ihr mir alles genommen habt, sogar meinen Gott?«
    »Komm mit uns«, flüsterte Sanko in akzentfreiem Ranisch. »Wir sind ranische Spione an Waldemars Hof und wollen dir helfen. Aber du musst uns sagen, was mit Svantevit passiert ist. Wie heißt du?«
    Der Priester starrte sie erstaunt an. »Race«, sagte er, »mein Name ist Race.« Er kam ohne Widerstand mit. Sie schleppten ihn in ein kleines Wäldchen und setzten ihn auf einen umgefallenen Baumstamm.
    »Was also ist mit unserem gütigen Gott Svantevit passiert, Race?« Iva Sanko erinnerte sich, dass die Hohepriester in Mentalkontakt mit dem Dämonischen standen.
    »Die Christenhunde haben es geschafft, unseren Gott vernichtend zu schlagen«, flüsterte Race und sein Kopf hing nach wie vor nach unten. Der Priester schluchzte plötzlich. »Ich hätte niemals geglaubt, dass Svantevit je besiegt werden könnte, aber der Gott der Christen hat sich als stärker erwiesen. Das Zeitalter der Ranen ist nun endgültig vorbei. Unser Fürst Jaromar in seiner Festung Charenza hat sich nach dem Fall unseres Heiligtums dem Dänenkönig nicht nur ergeben, er hat bereits verkünden lassen, dass er den christlichen
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