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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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und noch sonderbarer war, dass Zamorra ihren Flug verfolgen konnte, der normalerweise so schnell hätte erfolgen müssen, dass das menschliche Auge den Projektilen nicht folgen konnte.
    Verwirrt blickte er zu der Tür, durch die das Trio gekommen war. Jetzt quollen Uniformierte herein. Männer in englischer Polizeiuniform.
    Einer von ihnen, der den Befehl zu führen schien, kam auf Zamorra zugerannt, durchtrennte seine Fesseln mit einem Messer und sank dann vor ihm auf die Knie. »Retten Sie uns, Monsieur Zamorra, bitte - erlösen Sie uns!«
    Aus seinen Augen rannen Tränen, so flach und platt wie alles an ihm.
    ***
    Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bis Zamorra nach Verklingen der eindringlich hervorgestoßenen Worte begriff. Zumindest glaubte er zu begreifen.
    »Sie haben es schon mal getan«, fuhr der Polizist fort. »Sie haben schon einmal ein Trugbild von Ihrem Zauberamulett aufsaugen lassen und seiner Macht beraubt!«
    Woher wusste er das? Zamorra sah ihn prüfend an. »Sind Sie einer der Polizisten, die Hogarth zur Überwachung des Tate aufstellte - und die verschwanden?«
    Der Mann nickte mit gequälter Miene. Von hinten rückten andere heran. Sie folgten dem Gespräch stumm. Ihren Blicken war eines gleich: Sie waren gebrochen, wie nach einem nicht enden wollenden Martyrium, wie nach seelischer und körperlicher Folter, wie sich ein Unbeteiligter sie sich nicht vorzustellen vermochte.
    Was war ihnen hier widerfahren?
    »Wo sind die anderen?«
    »Wir wissen es nicht - in einem anderen Bild gefangen wahrscheinlich.«
    »Ihr habt keinen Kontakt?«
    »Nein. Nein! Wir wollen es auch gar nicht. Die Leiden von noch mehr wie uns mitzuerleben, wäre endgültig mehr, als menschlicher Geist bewältigen kann!«
    Einer der Polizisten brachte Zamorra das Amulett. »Tun Sie es, bitte«, flehte auch er.
    Zamorra musste ihn nur ansehen, um zu wissen, dass mit ihm und seinen Kameraden bereits in Vollendung passiert war, was auch ihm drohte: Sie waren aufgegangen in dieser »Welt«, sie waren Bestandteile von ihr geworden, auch wenn sie es hassten. Sie hatten sich dieser Sphäre in einer Weise angeglichen, die es Zamorra unmöglich machte, ihren Wunsch zu erfüllen und das Amulett noch einmal wie einen »Staubsauger« einzusetzen.
    »Es geht nicht«, sagte er bedauernd, während er sich das Amulett umhängte. »Ich kann dieses Szenario nicht auflösen. Es würde vor… vor euch nicht Halt machen.«
    Sie starrten ihn an.
    Entsetzen sah anders aus.
    Zamorra spürte einen Knoten im Magen, als er wirklich begriff, was sie von ihm wollten. Sich ersehnten.
    Um Erlösung hatte der Polizist vorhin gebettelt.
    »Ihr… ihr wollt mitsamt dieser Kulisse beseitigt werden?«
    Sie nickten mit einem Nachdruck, der ihm erneut das Gefühl gab, ein glühend heißes Messer fahre durch seinen Brustkorb. Sie sahen nicht mehr aus wie echte Menschen, aber in ihren Augen las er den Gegenbeweis. Sie fühlten und litten noch wie Menschen. Er konnte ihren verzweifelten Wunsch, einer Qual zu entrinnen, die er sich nicht einmal vorzustellen vermochte - noch nicht -, einfach nicht unterstützen.
    Unmöglich.
    »Sie irren sich, Monsieur le Professeur! Das hier ist kein Leben mehr. Und da Sie nicht zu wissen scheinen, wie man diesen Zauber… umkehren oder aufheben kann, bitten wir Sie um das eine, von dem wir wissen - gesehen haben! -, dass Sie es können: Setzen sie Ihr Amulett ein! Wir bitten Sie inständig!«
    Er war nicht bereit dazu. Allerdings wusste er auch nicht, wie er der magischen Kulisse anders entkommen sollte. Es ging auch um ihn selbst - und um die Frau, die er liebte.
    »Wie konntet ihr sehen, was ich in dem anderen Bild tat? Ihr wart hier - gefangen, oder nicht?«
    »Wir sind gefangen. Verdammt. Aber uns allen wurde gezeigt, was anderswo geschah.«
    »Gezeigt?« Er hob die Brauen. Misstrauen erwachte, und es wurde mit jedem Wort des Polizisten stärker.
    »Ja.«
    »Wie?«
    »In unseren Köpfen, in unseren Gedanken. Wir wissen nicht, wie - oder von wem.«
    War das zu glauben? Zamorra entschied sich, es hinzunehmen. Gleichzeitig wurde ihm bewusst, wie dringlich es für ihn war, hier wegzukommen - endlich dorthin zu gelangen, wo er Nicole helfen konnte. Falls das überhaupt noch möglich war.
    »Ich werde versuchen, einen Ausweg zu finden, die Macht, die euch das angetan hat, zu vernichten - und euch so zu erlösen. Vielleicht werdet ihr danach wieder Menschen sein können, echte Menschen in der wahren Welt. Aber ich werde

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