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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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nicht…«
    »Wir sind verloren und verdammt! Nehmen sie auf uns keine Rücksicht, es wäre nur Ihr eigenes Verderben, Monsieur le Professeur! Handeln Sie egoistisch! Zerstören Sie dieses Bild! Diese Pseudoweit! Wenn wir noch nicht rettungslos mit ihr verwachsen sind, retten Sie dadurch auch uns. Und falls doch, falls uns nicht mehr zu helfen ist, wollen wir erlöst werden - und Erlösung wäre es, wenn wir mit der Kulisse untergingen. - So glauben Sie uns doch!«
    Alles in ihm sträubte sich dagegen.
    Das Amulett vor seiner Brust kannte diese Skrupel offenbar weniger - oder wurde es nur aktiv, weil Zamorra es auf unterbewusster Ebene doch dazu aufforderte?
    Er würde es nie erfahren. Er wurde nur Zeuge des Untergangs, der abermals ein magisches Szenario zerstörte…
    ... und alle mitriss, die bereits damit soweit verschmolzen waren, dass kein Loslösen mehr davon möglich war.
    Nur noch Erlösen.
    Zamorra versuchte noch, den Prozess zu stoppen, doch einmal in Gang geraten, gab sich das Amulett erst zufrieden, als sein Werk vollendet war.
    Es und sein Träger blieben unangetastet.
    Vor Zamorra tauchte die normale Innenumgebung des Tate Britain auf. Er erwartete, dass sie blitzschnell von neuer Kulisse überdeckt würde, aber dem war nicht so.
    War der Zauber gebrochen? Oder hatte die dämonische Macht nur eingesehen, dass sie mit dieser Methode nicht weiterkam?
    Bis zum Beweis des Gegenteils hielt Zamorra beide Erklärungen für möglich.
    In Gedanken bei den Menschen, die er gerade in den endgültigen Tod geschickt hatte - er oder das Amulett in Eigeninitiative, was machte das für einen Unterschied? nachdem sie ihn aus der Gewalt des Sklavenhändlers befreit hatten, wechselte er im Laufschritt in den nächsten Saal und weiter, immer schneller werdend, zu dem Raum, in dem ein ganz besonderes Gemälde wartete.
    The Iron Forge - die Eisenschmiede.
    Während er lief, spürte er eine Veränderung am Amulett, die ihn Hoffnung schöpfen ließ. Es schien sich langsam auf die anfänglich völlig fremde Form von Magie, die hier wütete, einzustellen. Vielleicht hatte ihm das Aufsaugen der Kulissen geholfen, die Zusammensetzung der Kräfte zu analysieren.
    Es war, wie gesagt, ein Hoffnungsfunke.
    Den es am Leben zu halten galt.
    Hier und da sah er auf seinem Weg durch den Ostflügel immer noch eigenartige Dinge, Absurditäten, die der Fantasie eines Salvador Dali würdig gewesen wären. In höchstem Maße surreal…
    Aber schließlich gelangte er an sein vorläufiges Ziel.
    Wo ihn der Schmied schon erwartete.
    6.
    Vergangenheit
    »Für dich.« Sie hielt ihm den Strauß entgegen und versuchte dabei ein Lächeln.
    Das ist der Mann, den ich liebe. Mit dem ich verheiratet bin und mit dem zusammen ich ein Kind habe, das viel um mich geweint hat. Genauso wie er auch.
    Sie nahm an, dass es so war. Dass er um sie getrauert und nie aufgehört hatte, auf sie zu warten.
    Er saß hinter dem massigen Schreibtisch seines Arbeitszimmers. Sie hatte ihn dabei gestört, wie er in wahrscheinlich wichtigen Papieren stöberte, Dokumente, von denen manche sogar das königliche Siegel trugen.
    Sie hatte ganz vergessen gehabt, wie bedeutungsvoll ihr Gemahl war. Schon sein Erscheinungsbild verriet es. Er hatte nicht nur eine schlanke, hochgewachsene Figur, sondern auch markante Gesichtszüge, eine fast klassisch schöne Nase und dunkle Augen, hinter denen manchmal Nebel vorbeizuziehen schien. Bei Kerzenlicht wirkte es so. Oder wenn sie sich liebten und ganz nah waren, ihre Blicke ineinander versanken.
    Sie bekam eine Gänsehaut und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr der Gedanke sie verstörte, mit diesem Mann… das Bett zu teilen.
    Aber hatte sie das nicht schon letzte Nacht?
    Sie konnte sich nicht erinnern. Er hatte nicht neben ihr gelegen, als sie einschlief, und nicht, als sie erwachte.
    Sie hoffte, dass er anderswo geschlafen hatte, vielleicht in dem tiefen, hochlehnigen Sessel in der Bibliothek, den er immer so gemocht hatte.
    Der Schauder verging allmählich wieder.
    »Für mich?«, fragte er und blickte sie über die Blumen hinweg an. »Was für eine nette Idee. Ich dachte immer, nur Männer schenken Frauen Blumen, nicht umgekehrt.« Er lächelte.
    In dieses Lächeln hatte sie sich einst verliebt - oder?
    »Wo ist Beth? Wo wart ihr beide? Als ich vorhin durchs Haus lief, fand ich keinen. Eine Helen stellte sich mir vor…«
    »Die neue Dienerin.«
    »Ja, ich weiß, das sagte sie. Aber antworte: Wo wart ihr, als ich euch

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