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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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suchte?«
    »Ich war kurz in der Stadt. Beth wollte mitkommen. Sie liebt Kutschfahrten.«
    Der Hinweis auf eine Kutsche weckte ungute Erinnerungen, von denen sie nicht einmal mehr genau sagen konnte, ob sie der Realität oder ihrer überbordenden Fantasie entsprungen waren.
    »Ich… ich war in den Stallungen der Pferde.«
    Auf seiner Stirn bildeten sich Falten; es konnte Verärgerung sein, aber auch bloße Besorgnis, die sie in die Haut grub. »Wann? Jetzt?«
    »Nein, nicht jetzt. Früher. In der Nacht, als ich… als ich zurückkam.« Wie sonderbar, darüber zu sprechen. Es kam ihr vor, als verletze sie damit ein Tabu.
    »Du warst im Stall, bevor ich dich fand?«
    »Ich glaube , dort gewesen zu sein. Sicher bin ich mir nicht mehr. Vielleicht habe ich alles nur geträumt…«
    »Was geträumt?«
    »Dass keine Pferde mehr da waren. Bis auf eins: mein alter Liebling, Ilja. Du hast ihn mir zum Hochzeitstag geschenkt, er war… ist mein Ein und Alles.«
    Seine Miene verschloss sich mehr mit jedem ihrer Worte. Sie glaubte Schuldgefühle von seinem Gesicht ablesen zu können.
    »Habe ich es nur geträumt, dass die Pferde fort sind, und Ilja…«
    Er senkte den Blick, stand auf, schüttelte betreten den Kopf, umrundete den Schreibtisch und kam zu ihr.
    Sie wollte zurückweichen, als er seine Hände an ihre Arme legte, aber dann widerstand sie dem Drang.
    »Ich… du wirst mich verabscheuen für das, was ich tat, ich weiß es. Aber… aber ich war nicht bei Sinnen! Ich… gab ihm die Schuld an deinem…«
    Tod, dachte Meredith.
    »… Unglück«, sagte Robert.
    »Du - hast Ilja - umbringen lassen? Umbringen und… ausstopfen? Es ist wahr, kein Traum?« Sie hatte sich gescheut, den Stall noch einmal aufzusuchen. Statt zur Schmiede hatte es sie eigentlich dorthin gezogen - zugleich aber auch abgestoßen. Zu groß war die Angst vor der Wahrheit gewesen.
    Die sie nun auf nicht minder brutale Weise erfuhr.
    »Er sollte wissen, wie es ist zu sterben«, unternahm Robert Grosvenor einen lahmen Versuch, sich zu rechtfertigen. »Aber ich wollte ihn auch bei mir behalten, um jeden Tag an das erinnert zu werden, was er dir angetan hat. Er trägt die Schuld daran, dass wir ein volles Jahr auf dich verzichten mussten! Er ganz allein!«
    »Er?« Meredith sah ihren Mann groß an. Nun löste sie sich doch aus seinem Griff und trat einen Schritt zurück. Kalt sah sie ihn an. Sie wollte ihn abweisend anblicken. Aber da war plötzlich etwas in ihrer Brust, das sie maßregelte. Das ihr einflüsterte, undankbar und einer Grosvenor unwürdig zu sein, wenn sie nicht sofort aufhörte, die schlechten Gefühle an sich heranzulassen und ihrem Gemahl die Frau war, die er verdiente.
    Er war ihr treu geblieben. Nur seinetwegen hatte sie zurückkommen dürfen!
    Sie erschrak über die Gedanken, die sich in ihre eigenen mengten, als gehörten sie dazu; als wäre sie selbst es, die sich zur Räson rief.
    Aber daran hatte sie ihre Zweifel.
    Ihr war schwindlig. Ihr war schlecht. Ihre Augen tränten wie oft, wenn sie aufgeregt war und ein Ventil für ihre Gefühle suchte.
    Robert Grosvenor trat wieder auf sie zu. Aber er unterließ es, sie wieder anzufassen. »Ich habe verachtungswürdig gehandelt - kannst du mir noch einmal verzeihen?«
    Sie zögerte. Ja. JA!, schrie es in ihr.
    »Aber… ja«, sagte sie schwach.
    Er seufzte vor Erleichterung.
    Und sie flüchtete sich in ein anderes Thema. »Wer ist der Schmied, den ich draußen sah? Er ist mir nicht bekannt, aber er macht mir Angst. Er ist…«
    »Unheimlich?« Robert lachte jungenhaft auf. Die Schatten fielen von ihm ab.
    Und auch von ihr. Da war er wieder: der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Der Mann, den sie geschworen hatte zu ehren und zu achten und…
    »Ja, das dachte ich anfangs auch. Und ich wollte ihn auch gar nicht einstellen. Ich habe alle Pferde verkauft, wozu dann noch ein Schmied? Aber er macht beachtliche Dinge. Er ist… nun, ich würde sagen, er ist ein Künstler.«
    »Ein Künstler ?« Kein anderes Wort schien ihr im Zusammenhang mit dem Grobschlächtigen unangebrachter und unglaubwürdiger. Sie verzog das Gesicht. »Er wirkt überhaupt nicht künstlerisch, sondern brutal und gewalttätig! Liebling, wo hast du nur deine Augen?«
    »Auf dir«, sagte er. So sanft und gefühlvoll, dass sie hinwegschmolz.
    Helen trat ein und zerstörte das zarte Band, das sich zwischen ihnen neu zu formen begann.
    »Mittagsessen«, sagte sie. »Mylady, Mylord…«
    Sie wirkte verändert, eingeschüchtert,

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