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0895 - Im siebten Kreis der Hölle

0895 - Im siebten Kreis der Hölle

Titel: 0895 - Im siebten Kreis der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.H. Rückert
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vollauf gesättigt vom letzten seiner drei Opfer abließ, hatte jeder der Männer nur noch wenig Blut in den Adern. Der Vampir sah jedoch keinesfalls dicker aus als vorher, obwohl er weit über zehn Liter Blut getrunken hatte. Sein Körper setzte den Lebenssaft sofort in Energie um. Energie, die ihm die letzten Tage so bitter gefehlt hatte.
    Langsam setzte Don Jaimes bewusster Verstand wieder ein. Er blickte sich aufmerksam um und war erleichtert, als er niemand bemerkte. Gut, die Abenddämmerung setzte gerade ein und or befand sich Hunderte Kilometer von der Zivilisation entfernt, aber er versuchte, alle Unwägbarkeiten in Betracht zu ziehen.
    Zumindest befand sich kein menschliches Wesen hier. Die meisten Tiere, die sich in der Nähe aufgehalten hatten, waren geflohen. Nur einige Raubtiere knurrten und fletschten die Zähne, als sie das Blut witterten, getrauten sich aber nicht, näherzukommen. Sie witterten auch ihn.
    Jaime fühlte sich jetzt so stark wie schon seit Monaten nicht mehr. Doch gleichzeitig machte er sich auch Sorgen. Normalerweise benötigte er höchstens zwei Liter Blut. Wenn er jetzt schon mehr als die sechsfache Menge benötigte, konnte etwas nicht mit ihm stimmen.
    Er fühlte sich schon seit Monaten beständig schlechter, ohne zu wissen, woran das liegen mochte.
    Er spürte erleichtert, dass er sich wieder auf andere Dinge konzentrieren konnte. Er zog sein Handy hervor und las auf dem Display, dass Zamorra vergeblich versucht hatte, ihn zu erreichen. Das konnte nur während des Kampfes gegen die drei Männer geschehen sein. Also setzte Don Jaime eine zweite Botschaft an Zamorra ab: »Bruder, hörst du mich? Du musst unbedingt kommen. Ich treffe dich am Opferplatz des Feuersees!«
    Dann verwandelte er sich und flog davon. Hinein in eine andere Welt.
    ***
    Stygias Palast wirkte düster und trutzig, doch Ling kam es vor, als habe sie nie zuvor etwas Schöneres gesehen.
    Sie gab sich größte Mühe, gelassen zu erscheinen, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass sie sich ständig im Thronsaal umblickte, fast so als müsste sie sich vergewissern, dass alles kein Traum war.
    Stygia hatte ihr bis jetzt keine Sekunde Ruhe gelassen, keine Gelegenheit, sich von den Leiden der letzten Tage zu erholen. Das mochte nicht viel bedeuten, die Dämonin liebte es schließlich, andere zu quälen. Dennoch war der Weg vom Tümpel der brennenden Seelen zu Stygias Festung nicht gerade eine Erholung gewesen. Die Furcht, die Fürstin der Finsternis würde sie wieder dorthinein verbannen, wenn sie auch nur den geringsten Fehler machte, hatte Ling angetrieben.
    »Du kannst von Glück reden, dass ich einen Auftrag für dich habe«, sagte die Fürstin der Finsternis. Die an den dunklen, mit feinen, aber unsagbar obszönen Reliefs überzogenen Wänden angebrachten Fackeln warfen ein unruhiges Licht auf die beiden Frauen. »Ansonsten würdest du bis zum Ende aller Zeiten in den Tümpeln schmoren. Dabei sind es insgesamt nur zehn Tage gewesen, weißt du das?…«
    Ling war betroffen. Ihr war die Zeit vorgekommen wie zehntausend Jahre. Doch das sagte sie nicht laut, schließlich wollte sie die Fürstin nicht auf dumme Gedanken bringen.
    »Ich höre und gehorche, Herrin«, sagte sie stattdessen, fiel vor dem Thron in angemessenem Abstand auf die Knie und berührte mit der Stirn den Boden. Sie war froh, dass sich außer Stygia und ihr niemand im Thronsaal befand. »Ich danke Euch für Eure Gnade, Herrin. Weshalb ließt Ihr mich rufen? Ich möchte Euch so schnell wie möglich dienen, das wisst Ihr!«
    »Hör mit diesem unsinnigen Gestammel auf, ich kann Falschheit nicht leiden.« Das ausgerechnet aus Stygias Mund zu hören war starker Tobak. Es gab kaum ein Wesen im Multiversum, das falscher war als die Fürstin.
    Sie informierte die chinesische Amazone über Lucifuge Rofocales Befehl. Stygia wusste mittlerweile ungefähr, wo sich Don Jaime deZamorra aufhielt und hatte ihm schon ein Kommando von drei nichtmagischen Dienern hinterhergeschickt, um ihn gefangen zu nehmen. Es durfte nichts schiefgehen!
    Dass Don Jaime die drei gerade umgebracht hatte, wusste sie noch nicht.
    »Ich muss ihn lebend und möglichst unversehrt haben. Ein Scheitern werde ich nicht akzeptieren«, schloss sie ihren kurzen Bericht. »Sonst werfe ich dich bis ans Ende der Zeit in den Tümpel der brennenden Seelen.«
    Eine eiskalte Faust schien an Lings Wirbelsäule hinab zu fahren. Alles, nur das nicht!, schoss es ihr durch den Kopf. Nie mehr im Leben wollte

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