0895 - Im siebten Kreis der Hölle
hochgezogen, als würde sie an einem magischen Magneten schweben. Ein Raunen mischte sich unter die Schmerzensschreie, als die ersten Wesen mitbekamen, dass eine der ihren weggezogen wurde.
Frei! Ich bin frei!, raste es durch Lings Gehirn als sie bemerkte, dass die Qual aufhörte. Meine Seele brennt nicht mehr!
Die neben Ling befindlichen Personen reagierten blitzschnell. Vier von ihnen hängten sich an die Beine der Amazone weil sie hofften, dass so auch sie ihrer Strafe entfliehen konnten.
Ling schrie auf, als sie das Gewicht der anderen spürte. Nein, sie würde sich nicht wieder herunterziehen lassen, nein! Sie strampelte mit den Beinen, um die ungewollte Last abzuschütteln. Doch je mehr sie sich wehrte, umso verzweifelter hielten die vier fest.
Stygia setzte wiederum Magie ein und löste die Hände der vier von der Amazone. Sie fielen zurück in den Tümpel und schrien vor Enttäuschung lauter als je zuvor.
Ling wurde 50 Meter vom Ufer des Tümpels abgesetzt. Sie stolperte, als sie die ersten Schritte machte, denn sie fühlte sich unendlich schwach. Die Tortur hatte ihre Spuren hinterlassen.
Natürlich versuchte sie ihre Schwäche zu verbergen, doch Stygia konnte man so leicht nichts vormachen. Die Fürstin lächelte und höhnte: »Mach schon, du faules Luder! Du hast dich lange genug ausgeruht und vor der Arbeit gedrückt.«
»Herrin, ich…« Ling kam die eigene Stimme fremd vor, als sie zu reden begann.
»Wir sehen uns in meinem Palast. So schnell wie möglich. Dort bekommst du einen Auftrag von mir. Beeil dich.«
Dann breitete Stygia ihre Schwingen wieder aus und jagte durch die Luft davon.
Ling blieb allein zurück.
***
»Bruder, hilf mir! Ich besitze Informationen, dass Lucifuge Rofocale dich angreifen will!«
Auch wenn er das Gespräch schnell beendet hatte, klangen die Worte in Zamorras Gedächtnis noch nach. Er verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Er drehte sich um, so, dass das Schaufenster in seinem Rücken lag und stierte auf die Straße, ohne die Fußgänger und Autofahrer bewusst wahrzunehmen.
»Don Jammerlappen weiß genau, dass ich keinen Bruder habe«, brummte er. »Und er ist das schon gar nicht. Weshalb also reitet er immer auf dieser Schiene herum?«
»Wichtiger ist doch, was er über Lucifuge Rofocale sagte«, gab Nicole zu bedenken. Die Gedanken an einen ausgedehnten Einkaufsbummel strich sie vorerst.
»Wichtig ist wohl eher das, was er nicht sagte. Es ist schließlich kein Geheimnis, dass mir der alte Dämon am liebsten das Licht ausblasen würde.«
»Vielleicht hatte Don Jammer nicht die Zeit, konkreter zu werden«, mutmaßte Nicole.
Don Jaime deZamorra und Lucifuge Rofocale stammten beide aus einer vor fast zwei Jahren zerstörten Spiegelwelt. Jaime war der Anführer einer spanischen Vampirfamilie. Er war um ein paar hundert Ecken mit der spanischen Linie von Professor Zamorras Vorfahren verwandt und reagierte stets sehr allergisch, wenn er auf diese Verwandtschaft angesprochen wurde. Darüber hinaus war er recht feige; er selbst bestand allerdings darauf, sein Verhalten als »sicherheitsbewusst« zu bezeichnen.
Es stellte sich heraus, dass er irgendwie aus einer der Spiegelwelten zur Erde »herübergeflutscht« war, ohne es zunächst zu merken - daher auch die Verwandtschaft; in seiner Spiegelwelt gab's die. Nach der Zerstörung der Spiegelwelten war er auf der Erde und in Zamorras Dimension verblieben.
Doch das war nicht immer zur Freude Zamorras - ein sicheres Zeichen dafür war, dass der Vampir aufgrund seines ängstlichen Auftretens von Zamorra und Nicole oft »Don Jammer« genannt wurde.
»Vielleicht wollte er mich auch nur zum Narren halten«, grollte Zamorra. »Ein Ausbund an Ehrlichkeit ist er ja noch nie gewesen.«
»Das schon, aber was hätte er davon, dir Märchen zu erzählen?«, fragte Nicole nachdenklich.
»Frag ihn und nicht mich.« Zamorra verzog die Mundwinkel nach unten. Es war deutlich zu sehen, wie wenig er von seinem Spiegelweltverwandten hielt. »Am besten wäre es, wenn wir eine aldebaranische Spionfliege auf ihn ansetzen würden. Vor der ist selbst eine Geheimkonferenz nicht sicher, weil sie sich in der Kaffeetasse versteckt.«
»Willst du ihm nicht antworten?«
»Um Gottes Willen«, wehrte Zamorra entsetzt ab. »Nein! Es bleibt dabei: Wir setzen deinen Einkaufsbummel fort. Das wäre ja noch schöner, wenn wir uns von dem diktieren lassen würden, was wir zu tun haben oder was meinst du…« Der Meister des
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