0895 - Im siebten Kreis der Hölle
Übersinnlichen redete sich in Rage und bemerkte dabei nicht, dass er das Gegenteil von dem sagte, was er noch vor wenigen Minuten tun wollte.
»Unseren Einkaufsbummel, Cherie«, verbesserte Nicole und lächelte, als sie den Widerspruch in Zamorras Verhalten bemerkte. »Mit dir als Sponsor und Tütenträger, wohlgemerkt.«
»Von mir aus auch das«, seufzte Zamorra, der sein Geld wie Butter in der Sonne dahinschmelzen sah. »Hauptsache, ich muss mich nicht mit diesem geistig Gestörten herumschlagen, der zufälligerweise meinen Namen trägt.«
Nicole blickte Zamorra an. Sie wiegte unschlüssig den Kopf hin und her. Die Heiterkeit war aus ihren Augen verschwunden.
»Du kannst dich natürlich dagegen wehren, mit Jaime zu reden, aber mein Gefühl sagt mir, dass mehr an der Sache dran ist, als du annimmst«, sagte sie und sah ihn mit ernstem Gesichtsausdruck an. »Und du weißt, dass ich mich in dieser Hinsicht immer auf mein Gefühl verlassen kann.«
Zamorra presste die Lippen zusammen. Das war natürlich ein überzeugendes Argument, um dem entfernten Verwandten zu antworten. Wenn Nicole von ihrem Gefühl sprach, dann hatte sie bisher mit ihren Einschätzungen immer ins Schwarze getroffen.
»Der Teilnehmer ist derzeit nicht erreichbar! Bitte versuchen Sie es später noch einmal «, verkündete Don Jaimes Mailbox. Zamorra deaktivierte das Handy und steckte es wieder ein.
»Pech gehabt«, murmelte er zweideutig und hakte sich bei Nicole unter. »Und jetzt probierst du das Kleid an. Nein, Halt, ich korrigiere - den Stofffetzen.«
Duval sah ihn von der Seite an und schüttelte den Kopf. Irgendwie machte ihr die ganze Einkaufstour keinen rechten Spaß, wenn Zamorra keine Widerworte einlegte.
***
Sie waren zu dritt. Drei Männer vom Rand der Schwefelklüfte mit dem Aussehen von Südsee-Insulanern. Keiner von ihnen war schwarzmagisch begabt, denn ihre Zielperson sollte nicht bemerken, wer hinter dem Auftrag stand.
»Fangt mir diesen Mann, aber fügt ihm kein Leid zu«, hatte Stygias Befehl gelautet. »Macht euch dazu vorher mit ihm vertraut, damit er nicht misstrauisch wird.«
Sie hatten ihr Opfer schneller und leichter gefunden als gehofft. Er befand sich in einem düsteren, riesengroßen und menschenleeren Wald. Aber das mit dem »Vertraut machen« hatte nicht hingehauen, denn die Zielperson hatte gleich vom ersten Auftreten an Verdacht geschöpft. Aber dennoch würde sie nicht entkommen.
Gerade als Don Jaime die Metamorphose einleiten wollte, schlugen sie zu. Einer versuchte Jaimes Flügel zu erreichen, doch der Vampir war schneller. Er zog seine Krallen durch das Gesicht des Jägers. Der Mann brüllte laut auf, schlug die Hände vors Gesicht und sank vor Schmerz und Schrecken in die Knie. Der Zweite versetzte dem Vampir in seiner Fledermausgestalt einen so heftigen Hieb, dass er einige Meter zur Seite flog. Der dritte erstarrte in der Bewegung, als ihm auffiel, was hinter dem Brüllen seines Kollegen steckte.
»Er hat ihn geblendet!«, schrie er.
Der Zweite zuckte zusammen und blickte kurz zu seinem verstümmelten Freund. Diese zwei Sekunden nutzte Don Jaime. Er verwandelte sich zurück in einen Menschen und sprang auf den zweiten Mann zu. Weitere drei Sekunden später hatte er ihm das Genick gebrochen. Als Vampir besaß er weitaus mehr Kraft als jeder der drei Männer und so war das für ihn ein Kinderspiel.
Der dritte Mann drehte sich um und versuchte sein Heil in der Flucht. Er kam genau vier Meter weit, dann hatte Don Jaime auch ihm das Leben genommen.
Danach erlöste er den Geblendeten von seinen Leiden.
Er hatte nicht gedacht, dass der Kampf gegen alle drei innerhalb einer Minute vorbei war. Und vor diesen erbarmungswürdigen drei Gestalten hatte er wirklich Angst gehabt? Er wollte es nicht glauben! Da hätte er seinen Verwandten, Professor Zamorra, eigentlich gar nicht anrufen brauchen.
Jaime leckte sich mit der Zunge über die Lippen, als er das frische Blut witterte. Der Geruch brachte ihn fast um den Verstand. Der rote Lebenssaft war das einzige, das ihm die Energie wieder zurückbringen konnte, die ihm in den letzten Monaten so sehr gefehlt hatte.
Seine Augzähne - die Eckzähne, mit denen ein Vampir seine Opfer aussaugte - wuchsen so lang, bis sie fast das Kinn erreichten. Selbst wenn er gewollt hätte, hätte er sich in diesen Minuten nicht gegen seine Natur wehren können, die ihm das Aussaugen seiner Opfer vorschrieb.
Er befand sich in einem Zustand, der Blutrausch genannt wurde!
Als er
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