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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Vielleicht war dort ja im Grunde sein Platz, Zamorras wahre Bestimmung…
    Zamorra presste seine Handflächen gegen die Schläfen. Schluss damit! Er musste einen Weg aus diesem Rahmen finden, der ihn wie auf einem alten Foto in einem vergilbtem Fotoalbum festhielt.
    Der Weg zurück in die Realität - irgendwo musste er zu finden sein.
    Zamorra riss sich von dem Anblick los, wandte sich zum Gehen - und fand sich auf einer viel zu groß geratenen Freitreppe wieder. Von hier aus war der Blick nach unten atemberaubend. Der Platz, auf den die Treppe führte, hatte Ausmaße, die den Professor schwindeln ließen. Und er war gefüllt mit einer Menge der verschiedenartigsten Wesen, deren Zahl Zamorra nicht zu schätzen wagte.
    Sie alle bewegten sich diszipliniert in eine Richtung - zum hinteren Ende des Feldes, das von einem Monument begrenzt wurde, das unter den Strahlen der Sonne dieser Welt so hell erstrahlte, dass Zamorra für Sekunden geblendet die Augen schloss.
    »Ein prächtiger Anblick, nicht wahr?« Ein alter Mann hatte sich direkt neben Zamorra gestellt. »Bist du zum ersten Mal hier?«
    Der Parapsychologe nickte nur, denn was hätte er antworten sollen? Er wusste ja nicht einmal, wo er hier eigentlich war.
    »Wir können sie überhaupt nicht genug ehren.« Der Alte schien Mitteilungsbedarf zu haben. Und Zamorra war froh über jede Information.
    »Schau dir das Ehrenmal nur genau an. Welch ungeheure Anstrengung muss es unsere Magier gekostet haben, es dort so zu manifestieren.«
    Zamorra kniff die Augen ein wenig zusammen, denn so konnte er gegen die Helligkeit viel besser sehen. Das Monument hatte in etwa die Form eines normalen - ja, einfachen Ziegelsteins. Natürlich nur proportional gesehen, denn an seiner Längsseite maß dieser Stein geschätzte 60 Meter. Ein gewaltiger Brocken, den man dort hingesetzt hatte.
    Zamorra sah noch genauer hin. Er mochte es kaum glauben, doch dieser Klotz schwebte gut zwei Meter über dem Boden. Was für ein enormes Gewicht wurde da in der Schwebe gehalten! Nun begriff er die Worte des Alten neben sich. Er wusste nicht aus welchem Material das Monument bestand, doch es schien Stein zu sein… schneeweißer Stein.
    Zamorra spürte das Kribbeln in seinem Nacken.
    Ganz automatisch, ohne sein eigenes Dazutun, setzten sich Zamorras Beine in Bewegung. Er musste zu diesem gewaltigen Quader hin, musste ihn sich aus der Nähe ansehen. Der Parapsychologe reihte sich in Massen ein, die alle nur dies eine Ziel hatten…
    ***
    Es mussten einige Stunden vergangen sein, ehe Zamorra sich endlich der Position näherte, die ihn wie ein Magnet anzog. Er wäre die ganze Zeit über niemals auf den Gedanken gekommen sich vorzudrängen, denn das tat hier niemand. Eine seltsame Stille lag über der ganzen Szenerie, doch das registrierte der Meister des Übersinnlichen überhaupt nicht.
    Schließlich war er nah genug an den Gedenkstein herangekommen, um Details erkennen zu können.
    Zwei Drittel der gesamten Vorderfront war mit perfekt in den Stein hineingeschnittenen Bildsymbolen bedeckt. Der Stil dieser Bilder war von einem ausgeprägten Minimalismus bestimmt, der dennoch so viel an Aussagekraft vermittelte, dass jeder, der den Stein betrachtete, sofort um die Botschaft wusste, die dort festgehalten war.
    Mit wenigen Linien nur war die sterbende Galaxie angedeutet, der Weg der Fliehenden, und auch das Ziel: die Milchstraße. Das war eindrucksvoll, ja, fesselnd, doch Zamorras Blicke konnten sich nicht von den schwarzen Flammen losreißen, die sich zwischen die alte und die neue Heimat stellten, wie ein Bollwerk, das dem Feind den Weg verstellte.
    »Ich sagte ja, es ist beeindruckend, nicht wahr?«
    Verwirrt blickte Zamorra nach links. Es war der alte Mann, den er auf der Treppe getroffen hatte. Dem Parapsychologen war nicht bewusst gewesen, dass der Alte die ganze Zeit neben ihm gewesen war.
    »Ja, beeindruckend. Wie lange ist das jetzt her? Diese Flucht dort, meine ich?« Zamorra wagte die Frage, die ihn als einen verraten musste, der nicht hierher gehörte. Doch das war dem Alten wohl gleichgültig.
    »Wie lange? Du kannst Fragen stellen, Söhnchen. Wie lange braucht man, um von Galaxie zu Galaxie zu reisen?« Er lachte ein wenig zu laut. »Wie lange dauert es, wenn du den Samen gepflanzt, ihn gesetzt hast, bis zu dem Tag, an dem er aufgeht? Eine Ewigkeit? Oder deren zwei? Du könntest hier jeden fragen - und du würdest tausend verschiedene Antworten bekommen.«
    »Und die schwarzen Flammen, sie…«

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