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0896 - Das Licht der Wurzeln

0896 - Das Licht der Wurzeln

Titel: 0896 - Das Licht der Wurzeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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starb, ehe Vinca zurück kommen konnte, dann würde das seinen Entschluss endgültig bekräftigen.
    Vinca - Rola ahnte, welche Qualen dem Paromer bevorstanden.
    Sie, Rola, konnte jetzt nichts weiter tun, als bei Lakir zu wachen und ihr die Hand zu halten.
    Bis es vorbei war…
    ***
    Artimus van Zant riss die Augen auf.
    Das furchtbare Licht, das zerstörerische Gleißen, war verschwunden.
    Oder waren van Zants Augen ganz einfach nicht mehr fähig, die Helligkeit zu erkennen, die von der Frau ausgegangen war?
    Ich bin blind!
    Diese entsetzliche Erkenntnis hämmerte hinter der Stirn des Physikers. Blind… dieser Fakt raubte ihm nahezu den Verstand. Instinktiv wollte er den Speer aktivieren - nur fort von hier - doch nichts geschah.
    Und in genau diesem Augenblick fühlte van Zant, dass er nicht mehr allein auf der Plattform war. Es war ein Wesen ganz in seiner Nähe, dessen Präsenz den Physiker beinahe das Bewusstsein raubte.
    Der Versuch, sich verteidigungsfähig zu machen, kam rein instinktiv, denn er ahnte, dass auch der Schild ihn im Stich lassen würde. Und genauso kam es auch. Artimus hörte, wie sich trippelnde Schritte nähern. Nie zuvor in seinem Leben war er sich so hilflos, so ausgeliefert vorgekommen.
    Wie ein dummes Käfergetier auf dem Rücken liegend, konnte er allenfalls mit Armen und Beinen strampeln. Doch diese Blöße wollte er sich dann doch nicht geben.
    »Du bist ein Krieger der weißen Städte.«
    Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Die Stimme erklang hell, mädchenhaft und freundlich. Van Zant war sicher, dass es die Lichtfrau war, die keine zwei Schritte vor ihm stand.
    »Ich… bin blind.« Eine gescheitere Antwort fiel dem Südstaatler nicht ein, doch das war nur allzu logisch, denn die nackte Angst steckte in seinen Gliedern. Der Verlust seiner Sehkraft war mit das Schlimmste, was van Zant sich überhaupt im Leben vorstellen konnte. Er hatte stets die Menschen bewundert, die ohne Augenlicht ihr Leben gemeistert hatten. Doch in diese ehrliche Bewunderung hinein hatte sich immer eine Urangst gemischt - was, wenn so ein Schicksal einmal ihn treffen würde?
    Und nun… nun war genau das geschehen. Van Zant spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen. Nie mehr die Sonne sehen? Die Gesichter der Freunde… nie mehr Rola anschauen können. Wie sollte er das alles ertragen? Seine schlimmsten Vorahnungen waren zur Realität geworden.
    »Lass mich sehen, Krieger.« Artimus spürte, wie zwei feingliedrige Hände über sein Gesicht tasteten. »Bleib still liegen. Ich habe zwar keine Ahnung, wie du in Phase drei vordringen konntest, aber es soll nicht sein, dass du dich an meinem Licht so sehr verletzt hast. Das will ich nicht. Bleib jetzt still, ganz still, ganz gleich was geschieht.«
    Plötzlich war diese unerträgliche Hitze auf Artimus' Gesicht, genau dort, wo die Hände der Frau lagen. Van Zant hätte vor Schmerzen schreien mögen, doch er beherrschte sich, blieb tatsächlich still liegen. Dann war es vorüber.
    »Öffne deine Augen, Krieger. Komm schon, lass mich nicht warten.« Ihre Stimme hatte etwas Keckes in sich, etwas Herausforderndes, das Artimus gefiel. Sie musste es ihm nicht zweimal sagen - er öffnete die Augen.
    Aus der Schwärze der Blindheit heraus drängten sich Licht und Farben nach vorne. Beinahe ohnmächtig vor Glück schloss er die Augenlider noch einmal. Dann blickte er in das junge Gesicht seiner Heilerin.
    »Ich weiß nicht wie ich dir danken kann.«
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Schließlich war ich die Ursache für deine Pein.« Van Zant betrachtete sie nun genau, ganz aus der Nähe.
    Sie hatte wirklich viel von einem Kind, das gerade an der Schwelle zum Übergang stand… dem Übergang zur Frau. Van Zant konnte das nicht leugnen, denn seine Augen funktionierten ja nun wieder einwandfrei.
    Ihre langen Haare hatten tatsächlich eine seltsame Färbung, die zwischen silbrig und einem feinen Orange-Rot schwankte, je nach Lichteinfall. Auffällig war, dass sie extrem dünn schien, und das ihre Augen bemerkenswert weit auseinanderstanden. Das gab ihr etwas Katzenhaftes, ja, etwas von einem Raubtier. Doch dieses Raubtier lächelte ihn nun freundlich und mit einer Menge Charme an.
    »Wer bist du, Krieger? Wie bist du hierhergekommen?« Die Fragen kamen freundlich daher, doch Artimus war klar, das seine Antworten die absolute Wahrheit enthalten mussten. Ein Blick in diese Augen bewiesen ihm überdeutlich, wie weit diese junge Frau, die wohl das Licht der Wurzeln

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