0897 - Zwei wie die Hölle
gut.«
Gordy schloß die Augen. Ich ließ ihn in Ruhe und wartete darauf, daß ihm noch etwas einfiel und er mit mir darüber reden konnte. Den Gefallen erwies er mir nicht. Er rieb über seine Augen und erklärte mir, daß er müde wäre.
»Dann möchtest du dich jetzt hinlegen?«
»Ja.«
»Gut, du kannst in mein Schlafzimmer gehen. Ich werde noch aufbleiben und auf meinen Freund warten.«
»Ah ja, Suko wohnt nebenan.«
»Stimmt.«
Gordy stand auf, ging nicht vom Tisch und der Couch weg, sondern starrte gedankenverloren auf die Platte. Er sah so aus, als würde er über etwas nachgrübeln.
»Ist was?« fragte ich ihn.
»Weiß nicht so recht!« flüsterte er. »Ich habe nur Angst davor, daß sich die Träume wiederholen.«
Ich war plötzlich hellwach. »Träume?«
»Ja.«
»Kannst du mir erzählen welche das sind?«
»Sie sind nicht gut, nicht schön. Immer wieder erscheinen die Gesichter von Jennifer und Jonathan. Sie wollen mich holen. Sie sind immer da, sie schweben über mir. Ich habe Angst vor ihnen, deshalb bin ich auch weggelaufen. Sie sind mächtig, sie haben Kraft.«
»Aber sie werden dich nicht bekommen.«
Gordy schaute mich an. »Das weiß ich nicht. Sie lassen keinen laufen, mich erst recht nicht.«
Ich ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. »Okay, mein Junge, du solltest dir darüber keine Gedanken mehr machen. Wir werden gemeinsam alles regeln, das verspreche ich dir.«
Er weinte plötzlich, hob aber seinen Kopf an. Das dritte Auge sah ich auf seiner Stirn nicht. Dafür entdeckte ich hinter der Nässe in seinen normalen Augen ein großes Vertrauen, und er drückte auch meine Hand. »Ich begleite dich ins Bad, Gordy.«
»Brauch ich nicht.«
»Möchtest du dich nicht duschen?«
Er überlegte. »Doch - ja.«
»Wunderbar. Und damit wir beide nicht so allein sind, werde ich zwischendurch nach nebenan gehen und Shao Bescheid sagen. Ich habe dir ja von ihr erzählt. Sie ist Sukos Partnerin.«
»Ist sie nett?«
»Noch netter. Auch unsere anderen Freunde sind toll. Vielleicht wirst du sie mal kennenlernen.«
»Ja, später.«
Ich war schon vorgegangen und hatte im Bad das Licht eingeschaltet. Dann legte ich dem Jungen Handtücher zurecht und zeigte ihm auch die Dusche. Er schaute zu und nickte. Als ich gehen wollte, hielt mich seine Stimme zurück.
»John, es ist toll hier.«
»Danke, das freut mich. Bis gleich dann…«
***
Als Shao auf mein Klingeln hin öffnete, zeigte ihr Gesicht einen etwas gehetzten und leicht geröteten Ausdruck. »He, was ist geschehen?«
»Nichts. Ich telefoniere nur mit Suko. Es ist gut, daß du kommst, denn er hat bereits nach dir gefragt und sich erkundigt, ob du mich eingeweiht hast?«
»Das wollte ich.«
»Und der Junge?«
Ich schloß die Wohnungstür. »Gordy steht im Moment unter der Dusche. Er ist müde und will sich hinlegen.«
»Kann ich verstehen.«
Ich blieb neben dem Telefon stehen und fragte, ob ich den Hörer nehmen könnte.
»Natürlich. Suko und ich sind klar. Er wollte sowieso jetzt nach Hause kommen.«
»Ja, ich habe schon gehört, wer angekommen ist«, sagte Suko, bevor ich mich noch melden konnte.
»Alles klar bei dir?«
»Bisher ja.«
»Gibt es Probleme?«
»Darüber sollten wir reden, wenn du hier bist. Was ist bei euch abgelaufen?«
Es ging alles glatt, es war wunderbar und reibungslos. Du glaubst nicht, wie sich Captain Miller gefreut hat, auch deshalb, weil er sich die Verhaftung der beiden Killer an seine Fahnen heften kann.
»Das hebt natürlich die Reputation. Was hinter den Taten steckte, weiß noch keiner. Ich denke auch, daß es nicht mehr unser Problem ist.«
»Stimmt.«
»Was war mit Gordy?«
»Tja, das ist eine längere Geschichte. Jedenfalls ist er wohl aus einem Heim verschwunden, weil man ihn dort schikanierte.«
»Ho, das ist ja ein Ding.«
»Sieht so aus. Ich kenne auch die Namen der Heimleiter. Jennifer und Jonathan Stark. Ob sie ein Ehepaar oder nur miteinander verwandt sind, kann ich dir nicht sagen. Jedenfalls hat der Junge sie nicht eben in guter Erinnerung behalten.«
»Ist er denn ihretwegen verschwunden?«
»Davon sollten wir zunächst einmal ausgehen, Suko. Es kann aber auch mit seiner Herkunft zusammenhängen. Gordy ist ein Mensch, zweifelsohne, gleichzeitig ist er das Kind eines Psychonauten und…«
»Moment mal, da hake ich doch ein.«
»Wieso?«
»Dann haben diese Starks doch sicherlich versucht, mehr darüber zu erfahren?«
»Ich nehme es an, doch so weit bin ich mit meiner
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