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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vorhang. Es war für ihn im Moment ein wunderbares Gefühl, sich den Strahlen aussetzen zu können. Er stand auch nicht mehr in dieser dumpfen Starrheit, endlich konnte er sich wieder bewegen, schüttelte den Kopf, prustete das Wasser von seinen Lippen weg, drehte sich unter der Dusche, sorgte dafür, daß die Strahlen auf seinen Rücken klatschten, und mit beiden Handflächen rieb er die Reste des Schaums von seinem Körper.
    Da merkte er das Brennen!
    Nicht überall, einzig und allein auf seiner Stirn, und es war für Gordy so etwas wie ein Warnsignal, das durch seinen Kopf sägte. Der Druck, das Brennen, die Schmerzen, er wußte genau Bescheid, was sich an und hinter seiner Stirn tat.
    Da hatte sich das Auge gemeldet! Sein drittes Auge.
    Sein Zeichen!
    Langsam richtete er sich auf. Gordy zitterte. Er mußte sich an der Halterung der Dusche festhalten, um auf dem rutschigen Boden nicht zu fallen. Die kleine Welt, um ihn herum hatte sich verändert.
    Er merktèkaum, daß die Wasserstrahlen ihn erwischten, er schaute nur starr nach vorn, hinein in den dünnen Dampf, und er sah zum erstenmal seit seiner Ankunft hier etwas, das es real nicht gab.
    Das dritte Auge zeigte es ihm. Es hatte sich gemeldet, es hatte ihn gewarnt, und er spürte auch das Zucken.
    Bilder.
    Verschwommen nur, aber zu sehen. Sie waren erschienen, sie waren wie helle Schatten, sie waren eine düstere, traumatische Botschaft, durch die Kraft des Auges wahrgeworden, das ihm in diesem Augenblick nicht half, sondern ihn auf einen Weg brachte, der mit schlimmen Bildern der Erinnerung gefüllt war.
    Gesichter!
    Das einer Frau und das eines Mannes!
    Sie schwammen dicht vor ihm, sie hatten sich aus allem anderen hervorgeschält, und er war in der Lage, sie genau betrachten zu können. Gordy kannte sie, es waren Jennifer und Jonathan Stark, die beiden Personen, vor denen er sich so fürchtete.
    Schlimm sahen sie aus und trotzdem wie immer.
    Beide waren dunkelhaarig, und beide trugen fast den gleichen Haarschnitt. Dunkle Kappen auf den Köpfen, die vorn bis in die Stirn hineinreichten. Dort waren sie zu einem Pony geschnitten worden, der einen waagerechten Strich bildete und sich wegen seiner unterschiedlichen Farbe so stark vor der hellen, schon bleichen Haut abhob. Eine Haut wie glatter Teig.
    Modellierte Gesichter.
    Und Hände, die plötzlich erschienen. Sie gerieten von zwei Seiten in das Blickfeld des Jungen, der sah, daß die Finger der Hände gespreizt waren.
    Sie bewegten sich hektisch vor den Gesichtern hin und her, als wollten sie Gordy bestimmte Zeichen geben. Dabei rührte sich in den Gesichtern nichts. Die Frau hielt die Augen sogar geschlossen. Sie kamen Gordy vor wie kalte, leere Totenaugen, während der Mann, Jonathan, ihn mit einem Auge anstarrte. Das rechte hielt er mit einer Hand zu.
    Er starrte Gordy an, der sich fürchtete, es aber nicht schaffte, diesem Blick auszuweichen. Sehr deutlich konnte er das Augen sehen und auch die Pupille, die eine grüngraue Farbe zeigte. Sie wirkte auf ihn wie gefärbtes Glas. In ihr steckte kein Leben, sie war einfach so kalt und grauenhaft.
    Sie waren da, sie hatten ihn gefunden, sie wußten jetzt über ihn Bescheid, er konnte ihnen einfach nicht entwischen, sie waren zu schnell und auch zu stark.
    Ihr Name traf zu.
    Gordy wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war. Er schaute sie an, sie starrten ihm ins Gesicht, und plötzlich bewegten sich ihre Hände. Der Mann nahm sie von seinem Gesicht weg, die Frau ebenfalls, ohne allerdings die Augen zu öffnen.
    Die Blicke und die Gesichter blieben starr. Nur die Hände waren verschwunden, aber Gordy ging davon aus, daß sie nicht untätig blieben. Er kannte keinen genauen Grund dafür, es war einfach das Gefühl, und er hatte recht, denn sie erschienen wieder.
    Zuerst Jennifers Hände, dann die von Jonathan!
    Lange, bleiche Finger, und sie hielten etwas umklammert.
    Eine Schere. Noch geschlossen, einen Moment später nicht mehr, da öffneten sich beide Hälften und bildeten ein großes Dreieck. Es war noch offen, doch Sekunden später schnippten sie zusammen.
    Der Junge zuckte, obwohl er kein Geräusch gehört hatte. Aber er hatte es sich eingebildet, und über seinen nackten Rücken rann ein Schauer aus winzigen Eisperlen.
    Wieder bewegte sich die Schere.
    Und dann schnitt sie zu. Malträtiert wurden zwei Finger, der kleine und der Ringfinger. Das Blut sprudelte aus der Wunde, während sich das Gesicht hinter der Hand zu einem breiten, wissenden Grinsen verzogen

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