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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte.
    Jennifer öffnete den Mund, steckte die Finger hinein und saugte das Blut auf, dann wandte sie sich Jonathan zu.
    Mit der Schere.
    Und Jonathan hielt ihr seine Hand hin. Die beiden Hälften lagen wieder zusammen, sie bildeten jetzt so etwas wie eine Messerklinge, und die drückte Jennif er nach vorn.
    Treffer!
    Jonathan hatte ihr den Handballen hingehalten. Die Spitzen der Schere bohrten sich hinein.
    Augenblicklich entstand eine Wunde, aus der das Blut quoll.
    Der Mann öffnete den Mund. Seine grüngrauen Augen funkelten. Es schien ihm Spaß zu machen, auf das Blut zu starren, und einen Moment später schoß aus dem offenen Mund die Zunge hervor, und er leckte das Blut ab.
    Er trank.
    Er schluckte.
    Er schaute Gordy dabei starr an, kümmerte sich nicht um Jennifer, die böse grinste.
    Der Junge spürte den Druck des dritten Auges wie einen mächtigen Ballast auf der Stirn. Es pochte, es hämmerte, es bewegte sich. Es drückte nach vorn und zur Seite, gleichzeitig auch nach hinten.
    Dieser Druck war immer vorhanden, er blieb an derselben Stelle, obwohl es sich anfühlte, als würde er wandern.
    Der Junge stöhnte. Er fühlte sich unsicher in der Dusche. Er hatte das Gefühl, einzusinken. Alles drehte sich vor seinen Augen.
    Gesichter, Augen, Hände und Blut!
    Ein irrer Kreislauf, eine makabre Rotation, Bilder des Schreckens, die ineinanderflossen.
    Immer mehr, immer stärker, immer wilder.
    Gordy konnte nicht mehr. Er mußte das Grauen loswerden und riß den Mund zu einem wahnsinnigen Schrei auf.
    Er schrie und schrie.
    Dann sackte er zusammen.
    Das heiße Wasser lief noch immer und klatschte auf ein leise wimmerndes Bündel nieder.
    Jonathan und Jennifer aber waren verschwunden. Sie hatten beide ihre Pflicht getan…
    ***
    Ich hatte Gordy aus der Dusche geholt. Shao hatte sich um ihn gekümmert, ihn abgetrocknet, ihn auch wieder halb angezogen, dann hatte ich ihn genommen und in mein Bett gebracht, wo er jetzt lag, eingehüllt in ein Halbdunkel, denn ich hatte nur die Nachttischleuchte eingeschaltet, und deren Licht war gedämpft.
    Es verschmolz mit dem matten Glühen der Digitalzahlen auf dem elektrischen Wecker. Dieser Schein hatte sich auch schwach über Gordys Gesicht gelegt, der auf dem Rücken lag, mit offenen Augen in Richtung Decke starrte, wobei ich allerdings davon ausging, daß er nichts sah, denn sein Blick war nach innen gerichtet, als wollte er seine eigenen Gedanken lesen und interpretieren.
    Shao hatte mir geraten, ihn noch nicht anzusprechen, und daran hielt ich mich. Ich wollte, daß der Junge zunächst einmal ruhiger wurde, denn keiner von uns wußte, was er erlebt hatte. Grundlos hatte er weder geschrien noch gewimmert. Es mußte etwas geschehen sein, das keine äußerlichen Spuren hinterlassen hatte, denn danach hatten wir Ausschau gehalten, aber wir hatte im Bad nichts gefunden.
    Besuch auf eine normale Art und Weise hatte er nicht bekommen. Es war in der kurzen Zeit nicht eingebrochen worden, da hatte ich mich schon umgeschaut. Was ihm widerfahren war, mußte auf eine geheimnisvolle Weise geschehen sein, und darüber konnte uns der Junge nur persönlich Auskunft geben.
    Noch sagte er nichts.
    Er lag da, bewegte seine Lippen, ohne jedoch ein Wort zu sprechen oder auch nur zu flüstern. Er war noch immer in seinen Erinnerungen gefangen oder tief eingesackt in ein Loch, aus dem wir ihn erst wieder hervorholen mußten.
    Shao hatte das Schlafzimmer verlassen. Sie kehrte zurück und brachte ein Glas Wasser. »Mach mal Platz«, wies sie mich an, um sich auf die Bettkante zu setzen.
    Ich stand auf. Es war vielleicht besser, wenn ich ihr das Feld überließ. Frauen sind zumeist einfühlsamer als Männer.
    Shao beugte sich vor. Da der Junge mit offenen Augen lag, lächelte sie ihn an. Sie streichelte auch über sein Gesicht. Wir sahen beide das Zucken seiner Haut und auch die Bewegungen der Lippen.
    Also hatte er etwas wahrgenommen.
    »Gordy, hörst du mich?«
    Das weiche Flüstern ließ ihn tatsächlich aufhorchen. In seinen Augen bewegte sich etwas, er konnte Shao sehen, aber das Erkennen war nicht vorhanden.
    »Geh weg!« sagte er plötzlich.
    »Nein, Gordy. Warum soll ich gehen!«
    »Nimm die Schere weg!«
    »Ich habe keine Schere!«
    »Doch, die hast du. Ich habe es gesehen. Du hast damit geschnitten, du hast damit gestoßen. Ich weiß, daß du eine Schere hast. Ich weiß es genau, genau…«
    »Nein, bitte!« Shao stellte das Glas zur Seite und zeigte dem Jungen ihre leeren Hände. »Es

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