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0898 - Der Saboteur

Titel: 0898 - Der Saboteur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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können.
    Auf dem Weg zu diesem Raum ka-Pmen sie durch einen kleinen Park, ei-gentlich eher eine erweiterte Kreuzung mehrerer Gänge. Um ein Wasserbek-ken herum gab es ein paar Rasenflek-ken und ein gutes Dutzend der übli-chen, leicht auswechselbaren Contai-nerschalen mit Blumen und niedrigen Gehölzen darin. Solche Anlagen gab es überall in den Wohnsektoren der SOL, und Irmina Kotschistowa hatte immer den Eindruck gehabt, daß sich diese Plätze besonderer Beliebtheit erfreuten.
    Jetzt stiegen ernste Zweifel in ihr daran auf, ob sie die Menschen, mit de-nen sie in dem Raumschiff so lange Zeit zusammengelebt hatte, überhaupt rich-tig kannte.
    Sie blieb unwillkürlich stehen. Die Rasenflecken waren völlig zer-treten, so daß die braune, einem Tep-pich ähnliche Schicht der Wurzelun-terlage zu sehen war. Die meisten Blu-men waren abgerissen. Viele lagen ver-welkt neben den Schalen. Ein paar Behälter mit Pflanzen waren sogar um-gestürzt. „Es ist nicht überall so", sagte Stern-feuer kaum hörbar. „Kommen Sie, es hat keinen Sinn!"
    Die Mutantin folgte dem Mädchen, das bestrebt war, den Platz möglichst schnell zu verlassen. Irmina Ko-tschistowa sah sich vergeblich nach je-mandem um, der ihr eine Auskunft ge-ben konnte. Sie hätte zu gerne erfah-ren, wer für diese Zerstörung verant-wortlich war.
    Plötzlich aber verlor sie alles Inter-esse an dem Zustand dieses örtes, denn sie spürte etwas, das ihr einen Schauer über den Rücken trieb. Wie durch ein umgekehrtes Fernrohr sah sie Stern-feuer - sehr klein und scheinbar weit entfernt -, und dahinter tauchte ein riesenhaftes Gebilde auf. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich dieses kral-lenbewehrte Ungeheuer als ein Robo-ter mit einem Transportvorsatz und ei-nem ganzen Sortiment von Schaufeln. Gleich darauf kam aus dem Nichts ein anderes, noch viel unheimlicheres Et-was zum Vorschein: eine Art Schere, die rhythmisch auf und zu schnappte. Dann gesellte sich ein ebenfalls riesi-ger Hammer hinzu, und beides näherte sich dem Roboter.
    Mühsam drehte Irmina Kotschi-stowa den Kopf zur Seite. Das Schnap-pen der Schere und das Dröhnen des Hammers waren wie ein Sog, der direkt in ihr Bewußtsein hineingriff. Erst als sie zur Seite taumelte und plötzlich kaltes Metall unter den Fingem spürte, merkte sie, daß weder die Schere noch der Hammer in Wirklichkeit existierte.
    Entsetzt starrte sie den Roboter an, der unversehens wieder auf normale Maße geschrumpft war.
    Die Maschine bewegte sich ruckartig. Teile der Hülle verbeulten sich und sprangen ab, Arme fielen zu Boden, und die ganze Ma-schine verwandelte sich innerhalb von Seknnden in einen einzigen Haufen Schrott. Und direkt vor den traurigen Überresten des Roboters stand Stern-feuer.
    Die Augen des Mädchens waren ver-schleiert. Um den Mund lag ein leichtes Lächeln. Es erlosch erst, als der Robo-ter still liegen blieb.
    Es schien, als erwache Sternfeuer aus einem Traum. Sie stieß einen Laut des Schreckens auf, hob die Hände vor das Gesicht und blickte auf die Reste des Roboters hinab, als hätte sie diese vorher gar nicht wahrgenommen.
    Irmina Kotschistowa hatte das Ge-fühl, ganz plötzlich und ohne jede Vor-warnung unter einen eiskalten Wasser-fall geraten zu sein. Sie spürte noch diesen unheimlichen Rhythmus in sich nachklingen, und Schweiß stand auf ihrer Stirn. Aber sie wußte auch, daß sie sich auf furchtbare Weise geirrt hatte.
    Es war überhaupt nichts in Ord-nung. Und das, was Sternfeuer be-wegte, war kleine leicht wandelbare Gemütsregung, die bestenfalls den hei-lenden Einfluß der Zeit brauchte, um überwunden zu werden.
    Als das Mädchen sich umdrehte, hatte die Mutantin sich bereits wieder im Griff. Sie lächelte - etwas verun-glückt vielleicht, aber das fiel nicht auf, weil Sternfeuer es angesichts des zerstörten Roboters nicht anders er-wartet hatte.
    Sternfeuer verstand nichts - zum Glück, wie Irmina Kotschistowa dachte. Sie deutete mit zitternder Hand auf den Roboter. „Was ist denn damit passiert?" fragte sie. „Das sieht ja fürchterlich aus! Wo kommt das Ding her?"
    „Ich weiß es nicht", sagte die Mutan-tin beruhigend. „Es ist nicht so wich-tig. Die Maschine wird wohl niemandem fehlen, denn es sieht nicht so aus, als ob man diese Dinger noch braucht. Komm jetzt, wir sollten von diesem Platz verschwinden."
    „Aber ..."
    Irmina Kotschistowa schob das Kind vor sich her in den nächstbesten Gang hinein. Sternfeuer mußte schleu-nigst von diesem Ort verschwinden, das war ihr klar.

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