0898 - Der Saboteur
Alles andere hatte erst mal noch Zeit.
Kurz darauf saßen sie an einem kah-len grauen Tisch in einem ebenso kah-len grauen Raum.
Sternfeuer trank et-was, das als Milch bezeichnet wurde -es wurde jedoch künstlich erzeugt, ge-nau wie der sogenannte Fruchtsaft, den die Mutantin sich aus einem Auto-maten geholt hatte.
Das Kind schien die Sache mit dem Roboter vergessen zu haben, wenig-stens sprach es nicht mehr, davon und die Mutantin hütete sich, dieses Thema anzuschneiden. Sie zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie Sternfeuer aus dieser Sache herausbringen konnte, ohne eine Katastrophe zu verursachen.
Das Kind war sich seiner Kräfte noch nicht bewußt. Irmina Kotschi-stowa schätzte, daß unter normalen Umständen noch mindestens zwei Jahre vergingen, ehe Sternfeuer merkte, was da in ihr existierte. Es war aber auch möglich, daß sie sich der zer-störerischen Kraft niemals bewußt wurde.
Es konnte sein, daß diese Fä-higkeiten völlig verschwanden, wenn Sternfeuer aus ihrem jetzigen Konflikt befreit wurde. Wenn die Kraft erhalten blieb, das Mädchen sich aber auch wei-terhin ihrer nur unbewußt bediente, mußten Experten eingreifen, denn Sternfeuer wäre dann eine ständige Gefahr für alles, was es um sie herum gab.
Irmina Kotschistowa erinnerte sich nur zu deutlich an die Kraft, die den Roboter so zugerichtet hatte.
Sie schauderte bei der Erkenntnis, daß Sternfeuer dabei nicht einmal rnit halber Kraft zugeschlagen hatte. Was in diesem Mädchen hauste, konnte mehr als einen Roboter zu zerbeulen. Die Mutantin war überzeugt davon, daß Sternfeuer die SOL buchstäblich auseinandernehmen konnte. Und das Kind hatte keine Ahnung, was es alles anrichtete!
Sie sah Sternfeuer an. Das Mädchen starrte lächelnd ins Leere. Irmina Ko-tschistowa bekam eine Gänsehaut. Sie spürte etwas um Sternfeuer herum, aber es tauchten keine Bilder von schnappenden Scheren und klopfen-den Hämmern auf. Der Kontakt vorhin war durch einen Zufall geschlossen worden, ebenso zufällig, wie Sternfeu-ers Unterbewußtsein sich mit diesem Roboter befaßt hatte. Irmina Ko-tschistowa war sich ziemlich sicher, daß sich diese Kraft sonst gegen weit entfernte Dinge richtete.
Der unbekannte Saboteur!
Erst jetzt begriff die Mutantin, daß niemand anderer als Sternfeuer für all diese unverständlichen Zerstörungen verantwortlich war. Oder - nein, ver-antwortlich konnte man dies beim be-sten Willen nicht nennen.
Woran mochte das Kind jetzt wieder denken? Wogegen richteten sich die Schläge des geisterhaften Hammers?
Irmina Kotschistowa stand vorsich-tig auf. Sternfeuer drehte schläfrig den Kopf. „Bleib sitzen", sagte die Mutantin leise. „Ich muß ein kurzes Gespräch führen. In ein paar Minuten bin ich zu-rück. Du wartest doch auf mich?"
Sternfeuer nickte.
Die Terranerin fühlte sich erleich-tert, als sie die Tür des kahlen Raumes hinter sich schloß. Neben Sternfeuer saß sie wie auf einer Bombe. Bis jetzt war das Kind noch nicht auf die Idee gekommen, sich mit Menschen zu be-fassen, die letztlich auch für ihr eige-nes Dilemma verantwortlich waren. Bis jetzt waren alle Unfälle nur Pro-dukte unglücklicher Zufälle. Wie lange würde das dauern?
Die Mutantin hastete den leeren Korridor hinunter bis zu einer Sprech-zelle. 5.
Reginald Bull reagierte auf die Frage, ob und wann der Saboteur Pau-sen bei seinem unheilvollen Treiben einlegte, sehr heftig. „Was haben Sie erfahren?" fuhr er die Mutantin an. „Sie fragen doch nicht ohne Grund? Wer ist es?"
Irmina Kotschistowa schwieg. Bull beobachtete sie nervös, dann zuckte er die Schultern. „Wenn Sie ein Geheimnis daraus machen wollen, sollten Sie bedenken, daß die Solgeborenen mittlerweile sehr unruhig sind. Wenn sie den Kerl erwi-schen, kann niemand mehr für seine Sicherheit garantieren."
Er wartete, aber die Mutantin tat ihm nicht den Gefallen, in der erhoff-ten Weise auf diese Drohung zu reagie-ren. „Unser unbekannter Freund scheint gar nicht zu wissen, was Pausen sind", sagte Bull seufzend. „Darum hat man ja uns in Verdacht, wir könnten einen Roboter mit diesem Unsinn beauftragt haben."
Irmina Kotschistowa dachte nach. „Dann dürfte doch den Solgebore-nen klar sein, daß Douc Langur als Sa-boteur nicht in Frage kommt", murmelte sie. „Jeder weiß, daß er sich re-gelmäßig in seine Antigravwabe zu-rückziehen muß."
Bull lächelte schief. „Langur traut man so ziemlich alles zu. Aber allmählich werde ich wirklich neugierig. Wollen Sie mir nicht
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