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0898 - Der Saboteur

Titel: 0898 - Der Saboteur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Berg von Instrumenten zu zer-beulen. Sie bekam nicht mit, daß aus weiter Ferne eine Alarmsirene heulte. Sie sah auch nicht, daß Federspiel plötzlich aufsprang und entsetzt auf den Bildschirm starrte. Der Junge warf Sternfeuer einen Blick zu und schal-tete das Gerät aus. Dann hastete er da-von.
    Flüchtig dachte das Mädchen daran, daß sie jetzt ungestört davonlaufen konnte, aber mittlerweile gefiel es ihr, einfach dazusitzen und zu träumen. Auf diese Weise sah sie nur das, woran sie sich erinnern wollte. Und fürs erste machte ihr das Gedankenspiel mit Schere und Hammer eine Menge Spaß.
    Sie fragte sich, warum sie nicht frü-her auf diese Idee gekommen war. Oft genug hatte sie das Verlangen gespürt, irgend etwas zu zerschlagen, um ihrer Aufregung Herr zu werden. Ihre Erziehung verhinderte derlei Taten. Allen Unterschieden zum Trotz gehörte Sternfeuer zu den Kindern der SOL. Zu den ersten Erfahrungen, die ein Kind in dieser Umgebung zwangsläu-fig machte, gehörte die Erkenntnis, daß man technische Einrichtungen besser im weiten Bogen umging, bis man ge-lernt hatte, sich ihrer zu bedienen. Auch bei den verrücktesten Streichen blieben derartige Einrichtungen aus-gespart. Darum war Sternfeuer über das Verhalten ihres Bruders dem harm-losen Roboter gegenüber so entsetzt gewesen.
    Selbst bei dem gedanklichen Zerstö-rungsspiel hielt sich das Mädchen an eine Reihe von Tabus - nicht einmal in der Phantasie richtete sie die imagi-näre Heckenschere oder den Vor-schlaghammer auf lebenswichtige An-lagen wie Triebwerkskammern, Han-garschleusen, Lufterneuerungsanla-gen oder ähnliches.
    Sie schrak erst aus ihren Gedanken hoch, als plötzlich die Tür aufging. Sie sah auf, in der Erwartung, ihren Bru-der zu sehen.
    Statt dessen stand dort ein Ge-schöpf, dessen Körper wie ein Sitzkis-sen aussah, auf dessen Oberseite je-mand ein Büschel langer Federn befe-stigt hatte. Das Wesen stand auf vier Beinen und trug einen breiten Gürtel.
    Sternfeuer wußte, daß dies Douc Langur war, der Forscher der Kaiserin von Therm. Sie sah den Fremden neu-gierig an und wartete. Sie war ge-spannt, was dieses Geschöpf von ihr wollte.
    Sternfeuer hatte nichts davon ge-hört, daß die Solgeborenen Douc Lan-gur zu jenen Personen zählte, die für die Sabotageakte in Frage kamen.
    „Du bist Sternfeuer?" sagte eine me-chanische Stimme.
    Sternfeuer war nicht überrascht -sie hörte nicht zum erstenmal einen Translator. Sie ließ sich auch nicht da-durch irritieren, daß nebenher die pfei-fenden Laute von Douc Langurs Origi-nalsprache zu hören waren. Und völlig automatisch stellte sie sich darauf ein, jemanden vor sich zu haben, der mög-licherweise mit den stummen Gesten der Menschen nichts anzufangen wußte. „Ich bin Sternfeuer", bestätigte sie. „Du solltest versuchen, die Erde zu vergessen, Sternfeuer", sagte Douc Langur. „Oder es wird dir nichts ande-res übrigbleiben, als dich von deinem Bruder zu trennen und zur BASIS zu gehen."
    Das Mädchen starrte den Fremden an. „Nein", murmelte sie schließlich. „Ich kann es nicht."
    „Was kannst du nicht?"
    „Die Erde vergessen oder Federspiel allein lassen", antwortete Sternfeuer.
    Douc Langur schwieg. Sternfeuer hatte den Eindruck, daß der Forscher über etwas angestrengt nachdachte. „Eine andere Lösung gibt es nicht", stellte der Fremde dann fest. „Du mußt dich entscheiden. Jeder Weg ist für dich unbequem, das gebe ich zu, aber du kannst nicht beides haben."
    „Ich weiß", erwiderte Sternfeuer. Sie wirkte jetzt überaus wachsam und konzentriert. „Ich werde versuchen, mich damit abzufinden. Niemand kann mich daran hindern, von der Erde zu träumen. Damit tue ich niemandem weh."
    „Du selbst leidest darunter."
    „Das ist meine Sache."
    Wieder zögerte der Forscher. „Denke noch einmal darüber nach", schlug er vor. „Ich komme bestimmt wieder."
    Sternfeuer schüttelte verwundert den Kopf, als Douc Langur davoneilte. Sie schloß die Tür und wollte sich eben wieder mit angenehmen Wachträumen beschäftigen, da meldete die Automa-tik, daß jemand eine Verbindung auf-zunehmen wünschte. „Meine Eltern sind nicht zu Hause", sagte Sternfeuer mechanisch.
    Der Bildschirm wurde hell. Überrascht sah das Mädchen Irmina Kotschistowa darauf auftauchen. „Ich habe noch etwas in der SOL zu erledigen", sagte die Mutantin. „Da dachte ich mir, ich könnte dich auch gleich besuchen. Oder hast du andere Pläne?"
    „Nein", sagte Sternfeuer verwirrt. Sie fragte sich, warum sich

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