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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Assistentin fahren möchten, wir bringen Sie gern dahin, wo auch immer Sie hinmöchten.«
    Debbie wich noch einen Schritt zurück. Der glaubte doch nicht, dass sie zu einem Wildfremden ins Auto stieg! »Nein«, sagte sie entschlossen. »Sie können mich gern, wenn Sie wollen, heute nachmittag um vier im Wong Tai Sin-Tempel treffen. Vor der Haupthalle. Wenn Sie sich dort hin trauen, dann können wir reden. Hier nicht.«
    Damit drehte sie sich um und war schon die Treppe in die Stadt hinunter gehuscht, bevor Zamorra nachhaken konnte, was sie wohl mit dem letzten Satz gemeint hatte.
    Ein wenig ratlos sah er Debbie Chen hinterher.
    ***
    Erstaunt sah Nicole, dass Zamorra allein zum Wagen zurück kam.
    »Was hast du denn gesehen, dass du wie angestochen hier aus dem Auto gerannt bist?«
    Nachdenklich stieg Zamorra wieder in die Limousine und bedeutete dem Fahrer, weiterzufahren. »Ich habe diese Krankenschwester gesehen, die uns beim Betreten der Klinik beinahe über den Haufen gerannt hätte, erinnerst du dich?«
    »Ja, natürlich«, meinte Nicole und sah Zamorra aufmerksam an. »Und?«
    »Sie wollte nichts sagen, außer dass sie Debbie Chen heißt und dass sie glaubt, dass in der Hue Wan-Klinik ein Teufel umgeht.«
    »Ach nein!« Nicole staunte.
    »Sie wollte nicht mehr sagen und auch nicht mit mir mitkommen, aber sie will uns - wenn wir uns trauen, sagte sie - heute nachmittag um vier im Wong Tai Sin-Tempel treffen.«
    »Wenn wir uns trauen? Das ist ja mal eine seltsame Formulierung! Wie kommt sie darauf, wir würden uns nicht trauen?«
    Zamorra zuckte mit den Achseln. »Das konnte ich sie nicht mehr fragen, sie war danach weg wie ein geölter Blitz.«
    Nicole schwieg. »Das alles ist wirklich merkwürdig. Aber mit dem Teufel könnte diese Schwester Debbie nicht einmal unrecht haben, wenn man sich die Reaktion des Amuletts so ansieht.«
    Zamorra nickte. Dann zog er Nicole mit einer entschlossenen Geste in seine Sitzecke. »Also, dann gehen wir doch erst einmal ins Hotel, ordentlich frühstücken. Und dann machen wir uns in den Wong Tai Sin-Tempel auf.«
    ***
    Zamorra sah sich um. Dieser Platz war ein einziges Gewusel von Menschen, von Kohlepfannen, Topfpalmen, Wahrsagern, roten Lackschalen für Opfer und Räucherstäbchen, deren schwer und süßlich duftenden Rauchschwaden es ihm beinahe unmöglich machten, Nicole neben sich zu erkennen. Seine entzückende Gefährtin, jetzt in Jeans und T-Shirt gekleidet, hatte einen Reiseführer gezückt und las jetzt halblaut aus dem rotblauen Buch vor: »… taoistischer Heiliger, der von der Hongkonger Bevölkerung als Glücksbringer bei Pferderennen gilt, aber auch zur Heilung von Krankheiten angerufen wird. - Aha«, meinte sie und zog Zamorra ein wenig von der Mitte des Hofes weg. Schon bald standen sie in einem Wandelgang, der den weitflächigen Platz umgab. »Ich hatte mir gleich gedacht, dass uns dieser Arzt einen Bären aufbindet. Die Gottheit in diesem Schrein war auf keinen Fall Wong Tai Sin.«
    »Falls Sie von der Statue in dem kleinen Schrein in der Lobby sprechen, da haben Sie wirklich recht«, meinte eine Stimme direkt hinter Zamorra und Nicole. Sie wandten sich um.
    Hinter ihnen stand Debbie Chen zusammen mit einer scheinbar uralten Chinesin, die sich gebückt an einem Gehstock festhielt und die grauen Haare zu einem ordentlichen Knoten im Nacken gebunden hatte. In den ständig hin und her laufenden Menschen waren die beiden vorher nicht auszumachen gewesen.
    »Sie haben sich tatsächlich hierhin getraut«, meinte Debbie und musterte die beiden Franzosen dabei zögernd. »Ich habe übrigens meine Großmutter mitgebracht, ihr Name ist Song Hwa.«
    »Mrs. Song«, meinte Zamorra freundlich und nickte der alten Dame zu, die ihn aufmerksam mustérte. »Es ist mir eine Freude. - Miss Chen, Sie müssen mir eins erklären: warum hätten wir uns nicht hierhin trauen sollen? Ich kann Ihr Misstrauen verstehen, Miss Chen, aber bitte - ich kann nur noch einmal sagen, Sie sollten uns wirklich vertrauen. Wir wollen Ihnen nichts Böses.«
    Debbie Chen sah immer noch nicht so richtig aus, als glaube sie das, aber sie sagte auch nichts weiter dazu. Stattdessen ging sie wieder auf das ein, was Nicole über den Schrein in der Klinik-Lobby gesagt hatte.
    »Sie haben recht, wenn Sie sagen, dass der Schrein in der Lobby des Hospitals keinesfalls der Schrein eines Heiligen ist. Das zeigt ja auch schon die Ausf ührung der Statue - es ist ein Teufel oder Dämon. Meine Großmutter hier sagt, die

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