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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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Beschreibung deutet darauf hin, dass es sich um einen Wong Siang, einen Todesdämon, handelt. Laut der altchinesischen Mythologie frisst so ein Dämon Leichen und dient in der Hölle dem Obersten Richter - oder auch dem obersten Teufel, wenn man so will.«
    Nicole sah angewidert aus. »Na, dann ist er in einem Hospital ja genau richtig und wird satt.«
    »Wenn ich das richtig verstehe, befinden wir uns jetzt gerade im Tempel des taoistischen Heiligen, der bei Krankheiten angerufen wird, ist das richtig?«, fragte Zamorra interessiert nach. »Des Heiligen, von dem Dr. Morcomb heute morgen behauptet hat, ihm sei der Schrein in der Kliniklobby gewidmet.«
    Bevor Debbie Chen antworten konnte, sagte ihre Großmutter, die an ihrem Arm hing, etwas auf Kantonesisch. Zamorra, der seit seiner Zeit in Choquai leidlich gut Mandarin-Chinesisch verstand, versuchte, sich den Redeschwall der älteren Dame zu übersetzen, doch es misslang. Nach ein paar Sätzen gab er auf. Kantonesisch war eben doch ein ganz anderes Kaliber als Mandarin, das im Rest Chinas heutzutage weitgehend verstanden wurde.
    Hilfesuchend sah er auf Debbie Chen, die auf ihre Großmutter herabsah und ihr schließlich die Hand tätschelte. Sie antwortete der alten Dame etwas in der gleichen Sprache und wandte sich dann wieder an den Meister des Übersinnlichen und seine Gefährtin.
    »Sie meint, ich kann Ihnen wirklich vertrauen. Sie haben keine negative Aura. Irgendetwas findet sie, ist an Ihnen, das Sie der Gegenseite zuordnet.«
    »Der Gegenseite?«, meinte Nicole verblüfft. »Sie meinen der Gegenseite der Hölle?«
    »So kann man das sagen, ja. Es war schon sehr fraglich, ob jemand, der mit den Mächten der Hölle paktiert, diesen Tempel betritt, der dem chinesischen Gott der Heiler gewidmet ist. Dazu habe ich sie übrigens mitgenommen. Sie ist eine Geisterbeschwörerin und kann so etwas feststellen.«
    Zamorra betrachtete die alte Dame mit wachsendem Respekt. Sie lächelte ihn freundlich an und nickte. Wieder sagte sie etwas in unverständlichem Kantonesisch. Bevor Debbie wiederum übersetzen konnte, meinte Zamorra schon: »Ich nehme an, sie meinte gerade, ich bin ein schlaues Kerlchen?«
    Debbie sah verblüfft von ihm auf ihre Großmutter und zurück. »Sprechen Sie kantonesisch?«
    »Nein, aber ein wenig Mandarin«, erwiderte Zamorra bescheiden. »Aber Debbie, lassen Sie uns zur Sache kommen. Warum sind Sie heute morgen Hals über Kopf aus der Klinik geflohen?«
    Debbie half ihrer Großmutter auf eine der herumstehenden Sitzbänke und setzte sich dann daneben. »Sie werden nicht glauben, was ich heute Nacht erlebt habe.«
    Sie berichtete stockend, was sie gesehen hatte: Die hünenhafte, fellbedeckte Gestalt mit den Hörnern, die der Patientin Gloria Sorensen die Lebenskraft entzogen hatte. Oder die Seele, das wusste Debbie nicht so genau.
    Zamorra sah nach ihrem Bericht nachdenklich auf die zahllosen taoistischen Gläubigen, die betend auf dem Boden knieten und Räucherstäbchen anzündeten.
    Es war Nicole, die antwortete. »Sie sind sicher, dass der Dämon so aussah? Es war ja noch dunkel, Sie können sich nicht getäuscht haben?«
    »Nein«, meinte Debbie heftiger als nötig. Sie beruhigte ihre Großmutter, die wieder angefangen hatte, auf kantonesisch daherzuschwatzen. Zamorra, der neben der alten Dame auf der Bank saß, sagte zu Nicoles Unbehagen jetzt etwas auf Mandarin. Es klang etwas holprig - immerhin hatte er es lange nicht mehr gesprochen. Doch es schien die alte Dame zu beruhigen.
    Nicole überlegte einen Moment, ob ihr das gefiel. Eigentlich war ihr alles suspekt, was Zamorra mit seiner chinesischen Vergangenheit und seiner Geliebten dort in Verbindung brachte. Doch dann schob sie diese Gedanken beiseite. Sie mussten sich auf andere, wichtigere Dinge konzentrieren als auf ihre Eifersucht.
    »Ich danke Ihnen, Debbie. Meine Assistentin und ich sind Spezialisten auf dem Gebiet. Ich werde mein Bestes versuchen, Ihren Arbeitsplatz von allen dunklen Mächten zu reinigen.«
    Debbie sah den Franzosen misstrauisch an. »Sie können das?«
    Der Professor für Parapsychologie schmunzelte und zog das Amulett hervor. Er hielt es hoch - immerhin sah es für die meisten nur nach einem Amulett aus - und wollte schon erklären, um was es sich handelte, als er unterbrochen wurde.
    »Ayaah!« Mrs. Song wies aufgeregt auf Merlins Stern und sagte etwas. Debbie staunte. »Meine Großmutter sagt, das sei eine der wichtigsten Waffen, die man im Kampf mit den dunklen

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