Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
Vom Netzwerk:
Umrisse ein wenig zitterten, deuteten überhaupt noch an, dass er hier vor dem Erzdämon in die Knie gegangen war.
    »Was befiehlst du, Meister?«
    »Ich wurde von einer meiner vielen Kraftquellen auf der Erde abgeschnitten! Geh und finde heraus, warum das so ist und erstatte mir Bericht!«
    »J-ja-jawohl«, stotterte der Schemen und machte sich so schnell wie möglich davon. Lucifuge Rofocale sah ihm grimmig hinterher. Die langsamen und qualvollen Tode seiner Diener hatten ihn etwas besänftigt.
    Aber noch lange nicht genug.
    »Und ihr da! Holt mir noch mehr von euresgleichen in diesen Saal! Ich brauche mehr Kraft!«
    Der Schemen kam schneller wieder als erwartet und berichtete. Lucifuge Rofocale hatte in der Zwischenzeit noch ein paar seiner Höllenwesen umgebracht und sich an ihrem Foltertod ergötzt, aber das hatte ihn nicht darauf vorbereitet, was der Schemen erzählte. Der Erzdämon sah nach dem Ende des Berichts hinunter auf den zitternden, kaum zu erkennenden Umriss und atmete tief durch. Die Wut zehrte seine Kräfte auf, er spürte das ganz genau.
    Er streckte einen seiner gesunden Finger aus und jagte dem Schemen vor ihm einen dunkelroten Lichtstrahl in den Rücken. Ein langes, klagendes Schluchzen war die Folge.
    Zufrieden sah Lucifuge Rofocale zu, wie die winzige rote Flamme sich erbarmungslos durch den Körper des Schemens fraß und das kaum sichtbare Wesen bei lebendigem Leib zerfallen ließ.
    »Das wird alle hier hoffentlich lehren, dass man mir keine so schlechten Nachrichten überbringt!« donnerte er in die Runde.
    War es wirklich schon so weit gekommen, dass eine alte chinesische Kräuterhexe ihn, den Erzdämon, der den Untergang zahlloser Welten überlebt hatte und der hier in diesem Universum die rechte Hand LUZIFERs geworden war, besiegen konnte…?
    ***
    Zamorra rümpfte die Nase und hielt sich selbst im letzten Moment davor zurück, sich ein Taschentuch vor die Nase zu pressen.
    Hier stank es wirklich zum Gotteserbarmen.
    Er sah sich um und versuchte, möglichst flach zu atmen und sich mit der Betrachtung der Inhalte der unzähligen Kisten, Schachteln, Körbe und Säcke von dem bestialischen Gestank abzulenken.
    »Mussten wir uns wirklich hier treffen?«, erklang leise eine Frage von schräg unter ihm. Überrascht sah Zamorra nach unten und erkannte Nicole, die neben einem quadratischen Korb voller getrockneter, länglicher Objekte hockte, die für den Meister des Übersinnlichen keiner Spezies zuzuordnen waren. Genauso ratlos wie er griff Nicoles Hand tief in den Korb. Es raschelte leise, als sie die unbekannten Blütendolden oder Halme oder was auch immer das sein mochte, durch ihre Finger gleiten ließ.
    Schräg hinter ihm krächzte eine alte Frauenstimme etwas Unverständliches.
    »Sein Eidechsenschwanz«, meinte der Verkäufer, der sich immer in der Nähe von den beiden für diesen Teil der Stadt ungewöhnlichen Kunden aufhielt. So was wie diese beiden Faguoren Franzosen - sah man nicht alle Tage hier in diesem Stadtteil, in dem beinahe nur Chinesen vom Volk der Hakka wohnten.
    Nicole zog die Hand aus dem Korb zurück, als habe sie sich verbrannt. Angewidert stand sie auf und wischte sich die Hand an der Jeans ab. »Entzückend«, meinte sie säuerlich und sah auf Zamorra.
    Die alte Frau Song Hwa lachte meckernd.
    »Warum das heilt, Langnasen nicht können verstehen«, meinte sie dann. Debbie Chen schmunzelte, als sie ihrer Großmutter zuhörte, die jetzt auf Kantonesisch weiter sprach.
    Zamorra betrachtete die alte Dame wieder einmal interessiert, während Debbie übersetzte, was die alte Dame zu Kräutern und Ingredienzen und ihrer Wirkung zu sagen hatte. Nicole sah sich gleichzeitig weiter im Laden um und sogar das eine oder andere in ein Körbchen tat, das der Ladenbesitzer ihr gegeben hatte und das als Einkaufskorb fungierte. Manches musste man sich einfach mitnehmen - keiner hätte es einem sonst geglaubt.
    »Debbie«, fragte Zamorra schließlich und zog aus der Innentasche seines Jacketts die Krankenblätter von Gloria Sorensen hervor. Er nahm sich ein weiteres Mal vor, noch ein paar Tage hier zu bleiben, um mit Mrs. Song über chinesische Heilkunde - und die chinesische Form der Magie - zu sprechen. Er lächelte der alten Dame noch einmal freundlich zu. »Bevor wir jetzt weiter so interessant über traditionelle chinesische Medizin und Kräuterkunde weiterreden, möchte ich, dass Sie sich diese medizinischen Untersuchungsergebnisse ansehen. Sie gehören Mrs. Sorensen.«
    Debbie

Weitere Kostenlose Bücher