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0898 - Praxis des Teufels

0898 - Praxis des Teufels

Titel: 0898 - Praxis des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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einer gemeinsamen Tasse Tee gegangen war - am liebsten wäre ihr gewesen, die Kollegin und Freundin wäre noch länger geblieben, am besten sogar die ganze Nacht.
    Aber das ging ja nicht. Sie durfte keinen Verdacht erregen und so schwer waren die Fälle hier im Sanatorium ja nun - rein theoretisch - auch wieder nicht. Und wie hätte ich das auch erklären sollen, bitte bleib, weil ich glaube, heute Nacht wird ein Dämon zuschlagen und das warhscheinlich bei Naomi Sutton?
    Debbie schnaubte und griff zum wahrscheinlich hundertsten Mal in die Tasche ihres Kittels.
    Wieder hatte Song Hwa ihr ein Säckchen mit Kräutern und anderen zerriebenen Zutaten zugesteckt, die allgemein die Gegenwart von Wong Siangs und Teufeln aller Couleur hätten fernhalten sollen - doch dieses Mal war Debbie von der Wirkung dieser Mittel und Pülverchen nicht wirklich überzeugt. Doch während sie noch darüber nachgrübelte, wie sie wohl den französischen Professor einmal davon überzeugen könnte, eine Nacht hierzubleiben, sah sie auf einmal durch das Glasfenster des Schwesternzimmers jemanden den Gang hinunterhuschen.
    Sie stand hastig auf und lief zur Tür. »Mrs. Sutton!« Es war wirklich die Patientin aus Raum 217. Sie trug keinen Morgenmantel sondern offenbar Straßenkleidung und noch dazu eine kleine Tasche.
    Sie will weg , schoss es Debbie durch den Kopf. Aber warum so heimlich und mitten in der Nacht? Das kann doch nicht wahr sein.
    »Mrs. Sutton, wo wollen Sie denn um diese Uhrzeit hin? Es ist nach Mitternacht!«, rief Debbie ein weiteres Mal und lief hinter der Patientin her. Die junge Frau, die immer noch eine Gipsform um die Nase trug und aussah, als hätte man ihr einpaar Mal heftig ins Gesicht geboxt, stand bereits am Aufzug, als Debbie sie einholte.
    »Mrs. Sutton«, meinte Debbie wieder sanft. »Es ist schon so spät, wovor wollen Sie denn davonlaufen?« .
    Naomi Suttoon antwortete nicht sofort, sondern drückte noch ein paar Mal auf den Rufknopf des Aufzugs. Doch der ließ sich Zeit. Resigniert seufzte die Patientin.
    »Ich will eben weg. Ich fühle mich… ich will hier nicht bleiben«, murmelte sie, ohne sich umzudrehen.
    Debbie fasste sie leicht am Arm. »Jetzt kommen Sie erst einmal mit. Ihr Gesicht ist überhaupt noch nicht ausgeheilt. Sie bekommen noch so viel Schmerzmittel, dass Sie noch nicht gehen sollten, Mrs. Sutton.«
    Die Patientin drehte sich immer noch nicht um, ließ sich aber jetzt dank Debbies schmeichlerischer Stimme mit ihr ins Schwesternzimmer ziehen.
    Dort drückte Debbie Chen sie in einen Stuhl und goss ihr aus der Warmhaltekanne, die sie immer mit sich herumtrug, heißes Wasser in eine Teetasse. Dann streute sie ein paar getrocknete Teeblättchen aus einem Beutelchen hinein, den sie aus ihrer Tasche genommen hatte.
    »Trinken Sie das, Mrs. Sutton. Es schmeckt vielleicht ein wenig komisch, aber meine Großmutter meint, es beruhigt.«
    Naomi sah kurz auf und nahm dann die Tasse. »Es riecht wirklich komisch. - was ist da drin?«
    »Glauben Sie mir«, lächelte Debbie. »Das wollen Sie gar nicht so genau wissen, glauben Sie mir. Meine Oma ist eine Kräuterkundlerin. Die macht Tees aus allen möglichen Sachen.«
    Naomi steckte die Nase wieder in den Dampf und nahm dann einen kleinen Schluck. Sie verzog das Gesicht. »Und woher soll ich jetzt wissen, dass meine Albträume davon verschwinden? Vielleicht wollen Sie mich ja auch nur vergiften, wie das…«
    Debbie hatte sich einen Stuhl herangezogen und sich davon überzeugt, dass die Tür zum Schwesternzimmer geschlossen war. Zwar war hier Nachts wirklich Ruhe auf den Gängen, aber man musste es derzeit nicht drauf ankommen lassen. »Sie haben also Albträume, Naomi?«, meinte sie mitfühlend. »Glauben Sie mir, ich will Sie nicht vergiften.«
    »Seit ich das Beruhigungsmittel für meine OP bekam, habe ich diesen immer wiederkehrenden Traum«, sagte Naomi heiser und nippte erneut an der Tasse mit dem dampfenden Kräutersud. Ihr Gesicht verzog sich zu einer verzerrten Maske des Zorns und zu Debbies Erschrecken warf sie die Tasse zornig an die nächste Wand, wo sie klirrend in tausend Stücke sprang. Ihre Augen leuchteten für den Bruchteil einer Sekunde blutrot auf. »Ich brauche dieses Zeug nicht!«, zischte sie wütend und machte schon Anstalten, aufzuspringen, doch dann sackte sie plötzlich schwer atmend wieder auf ihren Stuhl. »So fühle ich mich seit meiner Operation!«, meinte sie unglücklich. »Ich wünschte, ich könnte das abstellen, ich fühle

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