0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul
bald keine Probleme mehr haben. Und dich treffe ich richtig, darauf kannst du dich verlassen, Schnüffler.«
Da war sie wieder, diese verdammte Gefahr, die Bill spürte. Sie ballte sich in seinem Körper zusammen, und der Magen bildete dabei einen dicken Klumpen. Der Reporter suchte nach einem Ausweg. Er mußte sich anstrengen, um der Stimme einen relativ normalen Klang zu geben, und er sagte: »Es gibt noch eine Möglichkeit.«
»Für dich nicht mehr.«
»Ich meine nicht mich, sondern Goldman.«
»Aha, Schnüffler, du hast das letzte Wort.«
»Hast du schon von kugelsicheren Westen gehört? Goldman kann eine solche getragen haben. Diese Westen sind nicht mehr so dick wie früher. Sie sind dünner, leichter und auch besser geworden, denn sie halten auch Kugeln ab, die aus kurzer Distanz abgefeuert werden.« Mehr sagte Bill nicht. Er war gespannt, wie der Typ darauf reagierte, und zunächst einmal erhielt er keine Antwort. Dann hörte er ein Murmeln, konnte allerdings nichts verstehen, und erst nach einem leisen Knurren nahm die Stimme wieder an Lautstärke zu.
»Nicht schlecht, nicht schlecht. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. Danke für den Tip.«
»Gern geschehen.«
Der Grabkriecher lachte. »Das sagst du so einfach? Glaubst du im Ernst, du hättest dich damit aus der Schußlinie gebracht? Nein, Schnüffler, auf keinen Fall. Das ist nicht möglich. Du stehst noch voll im Saft oder bist im Rennen. Aber bald bist du draußen. Ich werde es auf jeden Fall prüfen lassen, aber du kannst dich darauf verlassen, wir werden diesen Hundesohn zu fassen kriegen, sollte er dann noch leben. Alles andere ist uninteressant. Wir kriegen ihn!«
»Das glaube ich sogar.«
»Darauf kannst du Gift nehmen!«
Der Strahl veränderte seine Position. Er bewegte sich von Bills Gesicht weg, auf die Brust zu, wo er einen hellen, runden Fleck hinterließ, eine Zielscheibe.
Das wurde dem Reporter schnell klar, und sein Hals trocknete noch stärker aus.
»Dir werde ich in die Brust schießen, und glaub mir, ich kann dich nicht verfehlen. Es gibt keine bessere Zielscheibe als der Kegel meiner Lampe. Ich bedanke mich sogar für deine guten Ideen. Schade, daß wir nicht zusammenarbeiten. Wir wären sicherlich ein gutes Team geworden. Du hättest uns prima verstärkt.«
»Kann sein.«
»Aber das ist vorbei.«
Er kam noch einen Schritt näher. Bill senkte den Blick, schaute auf die Brust, wo sich der Kegel des Scheinwerfers als scharfer Umriß abzeichnete.
»Es ist vorbei, Schnüffler. Du wirst nicht viel hören, aber du kennst es ja, dieses satte Geräusch des Schalldämpfers.«
Da hörten die beiden Männer das Knirschen!
***
Es gibt Dinge, die einen ärgern, die man aber leider nicht ändern kann.
Ich hatte dies am späten Abend erlebt, denn auch nach dem dritten Anruf hatte Sheila bei Suko wieder nur den Anrufbeantworter »angetroffen«, und das hatte sie mir mit enttäuschter Stimme mitgeteilt.
»John, da kann man nichts machen. Suko und Shao sind leider nicht zu Hause. Wir sind…«
»Schon gut, Sheila.«
»Und jetzt?«
Ich lachte leise. »Es bleibt mir nichts anderes übrig, als die Sache allein durchzuziehen.«
Sheila schwieg einen Moment. »Das gefällt mir aber gar nicht«, murmelte sie dann.
»Mir wäre es auch lieber, Suko an meiner Seite zu haben, aber ich weiß nicht, wo er und Shao sich befinden. Wahrscheinlich sind sie Essen gegangen. Sie haben es sich verdient nach dem letzten Fall, an dem beide beteiligt waren. Außerdem hätte niemand ahnen können, daß sich unser kleines Treffen so entwickeln würde.«
»Da hast du allerdings recht. Wo steckst du eigentlich jetzt?«
Ich mußt einen Moment überlegen und sagte dann: »Weit bin ich nicht mehr vom Ziel entfernt. Ich werde gleich die Autobahn verlassen und fahre in Richtung Camberly.«
»Das ist gut.«
Sheila erreichte mein Lachen. »Sag ich doch. Okay, dann drücke mir bitte die Daumen.«
»Das werde ich, John, darauf kannst du dich verlassen. Aber nicht nur dir, sondern auch Bill.«
»Geht in Ordnung, Sheila, bis später.«
»Alles Gute.« Bei diesen beiden Worten klang die Stimme der Frau gepreßt.
Sheila machte sich starke Sorgen um ihren Mann. Zu Recht, wie ich meinte. Bill war auf eine rätselhafte Art und Weise verschwunden, und der Begriff Grabkriecher deutete nicht eben auf etwas Positives hin.
Ich verließ den Motorway M3 und fuhr nicht nach Windsor, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Tagsüber hätte sich jeder Tourist an
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