0899 - Gejagt von Lucy, dem Ghoul
bestimmt nicht in der Defensive. Er mußte etwas tun, denn ich stand dicht davor, ihn zu entdecken.
In den folgenden zwei Minuten passierte nichts. So konnten sich meine Augen an die Umgebung gewöhnen, an das schwache Mondlicht und an den dunklen Wald, der mir vorkam wie ein dunkles Bauwerk.
Es bewegte sich nichts, was keine natürliche Ursache gehabt hätte.
Wenn sich das Gras bog, dann lag es einzig und allein am Nachtwind, der mit dem Gras spielte und auch die alten Blätter zittern ließ.
Es kam niemand.
Überzeugt davon, nicht beobachtet zu werden, war ich nicht. Ich verließ den Wagen, hatte die Beleuchtung zuvor abgestellt und drückte die Tür leise ins Schloß. Neben dem Rover blieb ich für einen Moment stehen.
Die frische Luft tat mir gut. Sie war würzig. Nichts wies auf einen Friedhof hin oder - noch schlimmer - auf verwesende Leichen.
Die Ruhe des Waldes und der Natur umgab mich. Eine tückische Stelle?
Ich glaubte auch daran, daß Bill es so empfunden haben mußte. Ich wollte nicht immer an derselben Stelle stehenbleiben und nachschauen, ob Percy Goldman recht gehabt oder gelogen hatte. Wenn er hier in Bills Leihwagen gewartet hatte, mußten noch Spuren zu sehen sein.
Während ich ging, bückte ich mich. Ich wollte kein Licht machen. Die Taschenlampe ließ ich stecken. Der Schein des Mondes reichte sogar aus, um die Spuren sehen zu können.
Es stimmte also.
Etwa in der Mitte der Lichtung blieb ich stehen, drehte mich wieder um und schaute zurück zu meinem Rover, hinter dem sich das Gerüst der hölzernen Grillhütte mit dem Pilzdach abhob.
Dort sah ich die Bewegung!
Es konnte durchaus sein, daß dort jemand auf mich gelauert hatte, und meine Schritte wurden plötzlich schnell, als ich geduckt auf den Rover zueilte, urri ihn als Deckung zu nehmen.
Ich erreichte ihn unbeschadet. Neben der Fahrerseite duckte ich mich.
Allmählich nur gewöhnte ich mich wieder an die Stille, atmete selbst sehr flach und achtete angespannt auf jedes fremde Geräusch. Auf ein Rascheln oder auf vorsichtig gesetzte Tritte.
Nichts tat sich.
Ich griff zur Beretta, ließ sie aber noch stecken und lockerte sie nur.
Dann kroch ich geduckt, in der Deckung des Rover, auf die Grillhütte zu.
Unter deren Dach war es noch dunkler als in der Umgebung.
Ich überlegte, ob sich dort jemand versteckt halten konnte. Vielleicht nicht direkt unter dem Dach, sondern in dessen Nähe, verborgen zwischen den Bäumen.
Der nächste Schritt brachte mich an dem Wagen vorbei. Und plötzlich huschte ich vor. Wer immer auf mich lauerte, ich mußte ihn durch diese Handlung erschreckt haben. Ich hatte auch meine Taschenlampe gezogen, schaltete sie ein, nahm das Risiko, dadurch besser gesehen zu werden, bewußt in Kauf, ließ den Arm kreisen und sah tatsächlich die Bewegung jenseits der Hütte zwischen zwei Pfosten.
Eine Gestalt schoß in die Höhe. Sie war dunkel gekleidet, und ich hörte dieses saugende Geräusch, als der schallgedämpfte Schuß aufklang.
Die Kugel traf mich nicht trotz der eingeschalteten Lampe. Ich hatte den Heckenschützen wohl nervös gemacht, schleuderte die Leuchte fort, sie war mittlerweile ausgeschaltet und lag einen Atemzug später schon auf dem Boden. Blitzartig rollte ich mich über die feuchte Erde, hörte dann einen Fluch und wieder das Schußgeräusch.
Die Kugel schlug in meiner Nähe ein. Es war verdammt gefährlich, aber wenig später ging es mir besser, da hatte ich den Bereich der Grillhütte passiert.
Ich war durch die Lücke zwischen zwei Pfosten getaucht, kroch weiter und erreichte nicht das Unterholz. Dort hineinzukriechen, wäre nicht geräuschlos abgegangen, deshalb blieb ich, wo ich war. Langsam richtete ich mich auf, bis ich eine geduckte Haltung erreicht hatte.
Als ich mit dem linken Arm ebenfalls nach links tastete, um mich abzustützen, spürte ich unter der Hand etwas Hartes, Festes und gleichzeitig Rauhes.
Es war ein Stück Holz, ein Kloben, der hier noch vom Sommer her lag, weil er nicht mehr gebraucht worden war. Ich wollte ihn haben, denn mich hatte eine Idee durchzuckt.
Vorsichtig zog ich den Kloben zu mir heran und nahm ihn in die rechte Hand. Er eignete sich gut als Wurfgeschoß, denn in dieser Stille war ein Schuß meilenweit zu hören, und einen Schalldämpfer trug ich leider nicht bei mir.
Meine Reaktion mußte den anderen nervös gemacht haben. Er konnte nicht wissen, ob er mich angeschossen hatte oder nicht. Also würde er versuchen, mich zu finden und würde sich
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