09 - Befehl von oben
leichtfertig gebraucht, dachte der Botschafter, und wurde insbesondere hier nicht zufällig ausgesprochen.
»Madam, so eine Handlung hat es nicht gegeben. Ich würde vorschlagen, daß, wenn es Mißverständnisse gab, diese vielleicht auf beiden Seiten lagen; und um weitere Fehler der Art zu vermeiden, ich bin hergekommen, um eine einfache Frage zu stellen. Amerika erhebt keine Drohungen. Wir erkundigen uns lediglich nach den Absichten Ihrer Marinestreitkräfte.«
»Und ich habe geantwortet. Wir führen Manöver durch.« Einen Moment zuvor hatte sie es nur angenommen. »Nichts weiter.«
»Dann ist meine Frage beantwortet«, kommentierte Williams mit einem gütigen Lächeln. Jesus, hielt die sich aber für schlau. Solche wie sie hatte er schon kennengelernt, bloß nicht so scheinheilige. Lügen war wohl manchen politischen Gestalten so gewohnt, daß sie meinten, immer damit durchzukommen. »Danke, Frau Premierministerin.«
Das Gefecht war ein Reinfall, der erste in diesem Trainingsdurchlauf.
Schlechtes Timing, dachte Hamm, als er dem Fahrzeug zusah, das den ungepflasterten Weg zurückfuhr. Sie hatten kurz nach der Durchsage des Präsidenten begonnen. Sie waren Männer der Garde und um ihre Familien besorgt. Das hatte sie stark abgelenkt, denn es war keine Zeit vergangen, um alles abkühlen zu lassen, zu Hause anzurufen und sich davon zu überzeugen, daß alles okay war mit Mom und Dad, mit dem Schatz und den Kindern. Und sie hatten dafür bezahlt, aber Berufssoldat, der er war, wußte Hamm, daß man dies der Carolina-Brigade fairerweise nicht ankreiden durfte. So was konnte im Feld nicht passieren. So realistisch das NTC auch war, es blieb ein Spiel. Hier starb keiner, außer durch Unfall, während zu Hause vielleicht die echte Gefahr lauerte. So sollte es doch bei Soldaten nicht sein, oder?
Clark und Chavez wurde von einem Army-Sanitäter Blut abgenommen; derselbe führte auch den Suchtest durch. Mit morbider Faszination schauten sie zu, vor allem, weil der Sani in Maske und Handschuhen auftrat.
»Sie sind beide clean«, sagte der und atmete auch selbst auf.
»Danke, Sarge«, sagte Chavez. Es wurde jetzt langsam real. Seine dunklen Latino-Augen zeigten was anderes als Erleichterung. Domingo, wie John, setzte langsam sein Missiongesicht auf.
Dann bestiegen sie für die Fahrt nach Andrews einen Dienstwagen.
Die Straßen im Verkehrsbereich Washington waren ungewöhnlich leer.
Am Checkpoint stand ein Hummer der National Guard, und als Clark anhielt, zeigte er seinen CIA-Ausweis.
»Agency«, sagte er dem MP.
»Freigegeben«, antwortete der Spec-4.
»Also, wo geht es hin, Mr. C.?«
»Afrika, über die Azoren.«
51 / Untersuchungen
Das Treffen mit der Senatsführung lief wie erwartet. OP-Masken auszuteilen - wieder van Damms Idee - hatte den Ton des Abends geprägt.
General Pickett war im Hopkins gewesen, um die dortigen Maßnahmen zu prüfen, und war für den Hauptteil der Besprechung zurückgekehrt.
Die fünfzehn im East Room versammelten Senatoren nickten ernst, nur ihre Augen waren über den Masken zu sehen.
»Ich kann mich mit Ihren Handlungen nicht anfreunden, Mr. President«, sagte einer. Jack konnte nicht feststellen, welcher.
»Glauben Sie, ich?« gab er zurück. »Falls irgend jemand eine bessere Idee hat, raus damit. Ich muß mich nach dem besten medizinischen Rat richten. Wenn dieses Ding so gefährlich ist, wie der General sagt, kann jeder Fehler Tausende Menschen - sogar Millionen - töten. Verstehen Sie?«
»Aber was ist mit den Bürgerfreiheiten?« wollte ein anderer wissen.
»Kommt eine davon vor dem Leben?« fragte Jack. »Leute, wenn mir irgendwer eine bessere Option anbietet, werde ich zuhören. Aber ich werde nicht auf Widerspruch hören, der nicht wissenschaftlich fundiert ist. Die Verfassung und das Gesetz können nicht jede Unabwägbarkeit voraussehen. In solchen Fällen sollen wir unseren Kopf benützen. Wenn es einen Mittelweg gibt zwischen dem, was ich getan habe, und etwas anderem, das unser Land am Leben - und in Sicherheit - hält, bitte. Ich wünsche mir Alternativen! Geben Sie mir etwas Brauchbares!« Es folgte ein langes Schweigen.
»Warum mußten Sie so rasch vorgehen?«
»Menschen sterben vielleicht, Sie Esel!« knurrte ein anderer Senator seinen Kollegen an. Mußte einer der neuen Ernte sein, dachte Jack.
Einer, der die Mantras noch nicht kannte.
»Aber wenn Sie sich täuschen?« fragte eine Stimme.
»Dann können Sie Ihr Amtsenthebungsverfahren einleiten, nachdem mich der Kongreß
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