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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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OP-Feld.
    Nicht jetzt. Jetzt war sie in einem großen, dicken Plastiksack, mit einem Helm, dessen Sichtscheibe sich oft von ihrem Atem beschlug, und wandte sich Patienten zu, die sterben würden, professoraler Behandlung zum Trotz.

Aber sie mußten es dennoch versuchen. Sie sah hinab auf den lokalen Index-Fall, den Campingwagen-Händler, dessen Frau im nächsten Raum lag. Zwei Infusionen liefen, eine mit Elektrolyten und Morphium, die andere Vollblut, beide gut fixiert, um den Treffpunkt von Stahl und Vene nicht zu verletzen. Nur stützende Therapie war möglich. Man hatte mal gedacht, daß Interferon helfen könnte, aber das brachte nichts.
    Antibiotika konnten Virenkrankheiten nichts anhaben. Sonst gab es auch nichts, obwohl Hunderte Leute in ihren Labors Möglichkeiten untersuchten. Bisher hatte sich keiner mit Ebola länger befaßt. CDC, die Army und einige andere Labors in der Welt hatten ein bißchen was getan, aber es waren nicht die Art Bemühungen, die anderen Krankheiten, welche >zivilisierte< Länder heimsuchten, gewidmet wurden. In Amerika und Europa lag die Forschungspriorität bei Krankheiten, die viele töteten oder viel politische Aufmerksamkeit erregten, denn die Zuteilung von Geldern aus Bundesforschungsetats war eine politische Handlung, und im Privatbereich lief sie in Bahnen, welche den reichen oder prominenten Personen, die Pech gehabt hatten, entsprachen. Myasthenie hatte Aristoteles Onassis getötet, und durch den Schub an Geldern hatte man signifikante Fortschritte erzielt. Ähnliches galt für Onkologie, wo Gelder zur Bekämpfung von Brustkrebs die für Prostatakarzinom weit überstiegen, obwohl dessen Wahrscheinlichkeit fünfmal so hoch war. Und riesige Summen flössen gegen Krebs im Kindesalter, obwohl der statistisch recht selten war - aber was gab es Wertvolleres als ein Kind? Da widersprach keiner; sicher nicht sie. Im Ergebnis waren die Mittel für Ebola und andere Tropenkrankheiten verschwindend gering, da ihnen in den Geldgeber-Ländern nicht soviel Bedeutung zugemessen wurde. Dies würde jetzt anders werden, aber für die Patienten, die das Krankenhaus jetzt füllten, nicht früh genug.
    Der Patient würgte und drehte sich nach rechts. Cathy schnappte sich den Plastikmülleimer - Nierenschalen waren zu klein und konnten überlaufen - und hielt ihn vor. Galle und Blut, sah sie. Schwarzes Blut.
    Totes Blut. Blut voller kleiner Kristallblöcke aus Ebola-Viren. Als er fertig war, half sie ihm mit einer Schnabeltasse, der Art, bei der Quetschen eine kleine Portion Wasser abgab. Gerade genug, um ihm den Mund zu befeuchten.
    »Danke«, stöhnte der Patient. Seine Haut war blaß, wo sie nicht von Unterhautblutung verfärbt war. Petechien. Wohl Lateinisch, dachte Cathy. Worte einer toten Sprache, um die Anzeichen kommenden Todes zu beschreiben. Er sah sie an, und er wußte es. Er mußte es wissen. Der Schmerz drückte gegen die Schranken der gegenwärtigen Morphiumdosierung, erreichte in Wellen sein Bewußtsein, wie die Flut gegen einen Seewall anbrandet.
    »Wie mach' ich mich?« fragte er.
»Nun, Sie sind recht krank«, führte Cathy aus. »Aber Sie setzen sich sehr gut zur Wehr. Wenn Sie sich lang genug halten, kann Ihr Immunsystem mit dieser Geschichte fertig werden, aber dazu müssen Sie für uns mächtig antreten.« Und das war nicht ganz eine Lüge.
»Sie kenn' ich nicht, 'ne Schwester?«
»Nein, eigentlich bin ich Professor.« Durch die Sichtscheibe lächelte sie ihn an.
»Seien Sie vorsichtig«, sagte er. »Dies würde Ihnen nicht gefallen, glauben Sie mir.« Er schaffte sogar, so zurückzulächeln, wie es Schwerkranke manchmal tun. Das riß Cathy fast das Herz aus der Brust.
»Wir sind vorsichtig. Tut mir leid wegen des Anzugs.« Sie brauchte es so, ihn zu berühren, zu zeigen, daß sie für ihn einstand, und durch Gummi und Plastik ging's einfach nicht, verdammt!
»Tut echt weh, Doc.«
»Legen Sie sich zurück, schlafen Sie, soviel Sie können. Ich stelle Ihnen das Morphium nach.« Sie ging auf die andere Seite, um die Tropfzahl zu erhöhen und wartete kurz, bis sich seine Augen schlössen. Dann ging sie zum Eimer zurück und sprühte ihn mit starkem aus. Der Behälter war schon getränkt damit, das Plastik damit imprägniert, und was lebend hineinfiel, würde rasch ausgelöscht.
Das Besprühen der dreißig Kubik, die er hochgebracht hatte, war wohl überflüssig, aber jetzt war Übervorsichtigkeit ein Fremdwort. Eine Schwester kam rein und gab ihr die neueste Serologie. Seine

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