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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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    Nachrichtenleitungen von CDC und USAMRIID gekoppelt und bekommen deren Daten alle mit. Dort auf der Karte sind alle Fälle markiert.« Canon zeigte hin. Jemand hatte eine große, neue Karte der USA auf Korkplatte aufgezogen. Rote Nadeln bedeuteten offenbar Ebola-Fälle. Es gab auch einen Nadelvorrat in Schwarz, dessen Zweck allzu offensichtlich war, obwohl davon noch keine gesteckt waren. Die Nadeln waren einzeln und in Paaren um achtzehn auf der ganzen Karte verteilte Städte gruppiert. Noch waren einige Staaten unberührt. Idaho, Alabama, beide Dakotas, sogar seltsamerweise Minnesota, mit seiner Mayo Clinic, gehörten zu den Staaten, die Ryans Exekutivbefehl bisher schützte - oder der Zufall, und wie konnte man das unterscheiden? Es gab mehrere Stapel bedrucktes Endlospapier - die Drucker waren jetzt alle im Einsatz. Ryan hob einen auf. Die Opfer waren nach Namen, Staaten, Städten und Beruf aufgelistet. Rund fünfzehn Prozent kamen aus der Sparte Raumpflege/Wartung, die größte Kategorie neben Verkauf/Marketing. Diese Daten kamen von FBI und CDC, wo gemeinsam Infektionsmustern nachgegangen wurde. Ein weiterer Ausdruck zeigte vermutete Infektionsorte und bestätigte die Aussage General Picketts, daß man Handelsmessen als Ziel ausgewählt hatte.
    In seiner ganzen Zeit beim CIA hatte Ryan alle möglichen theoretischen Angriffe gegen sein Land studiert. Irgendwie war diese Art nie auf seinen Schreibtisch gelangt. Biologische Kriegsführung war einfach nicht statthaft. Er hatte Tausende Stunden über Angriffe mit Kernwaffen nachgedacht: Was haben wir, was haben sie, welche Ziele, wie viele Opfer, Ziel-Optionen zu Hunderten, ausgesucht nach Aspekten von Politik, Militär oder Wirtschaft, und für jede Option das Spektrum möglicher Resultate, abhängig von Wetter, Jahreszeit, Tageszeit und anderen Variablen, bis sich nur Computer mit den Ergebnissen befassen konnten und diese schließlich nur Ausdrücke der Wahrscheinlichkeitsrechnung darstellten. Jeden Moment davon hatte er gehaßt und gejubelt beim Ende des Kalten Krieges und der dauernden Androhung vom Megatod.
    Er hatte sogar eine Krise durchlebt, die dazu hätte führen können. Die Alpträume danach; er erinnerte sich ...
Der Präsident erinnerte noch gut die Worte Thomas Jeffersons, dritter Präsident dieses Landes: »... Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. Daß zur Sicherung dieser Rechte unter Menschen Regierungen errichtet werden, die ihre gerechten Befugnisse von der Zustimmung der Regierten ableiten.« Das war hier die Missionsaufgabe. Und er sollte nicht hier Listen von Namen und Orten und Berufen von Menschen durchgehen, von denen mindestens achtzig Prozent sterben würden.
Die hatten ein Recht auf ihr Leben, auf ihre Freiheit, auf ihr Streben nach Glück. Nun, irgend jemand nahm ihre Leben. Ryan hatte die Aufhebung ihrer Freiheiten angeordnet. Verdammt sicher, daß wenige in diesem Moment glücklich waren ...
»Hier gibt's tatsächlich ein bißchen gute Nachrichten, Mr. President.« Canon reichte ihm die Wahlergebnisse des Vortages. Es schreckte Ryan auf. Das hatte er ganz vergessen. Jemand hatte die Sieger nach Beruf sortiert, und weniger als die Hälfte waren Anwälte. 27 Ärzte, 23 Ingenieure, 19 Farmer, 18 Lehrer, 14 Geschäftsleute irgendeiner Art. Ja, das war wenigstens was, oder? Nun hatte er zirka ein Drittel eines Repräsentantenhauses. Wie sie nach Washington holen, fragte er sich.
Verfügte die Verfassung nicht, daß Mitglieder des Kongresses nicht an der Reise zur Sitzung gehindert werden durften, außer wegen Verrats ...? Oder so ähnlich. Jack erinnerte sich nicht genau, wußte aber, daß die Immunität der Abgeordneten eine große Sache war.
Dann klapperte eine Telexmaschine los. Ein Spec-5 der Army ging hin.
»Flash-Verkehr vom Außenamt. Botschafter Williams aus Indien«, teilte er mit.
»Mal sehen.« Ryan ging ebenfalls hin. Die Nachricht war nicht gut. Genausowenig die nächste aus Taipeh.
*
    Die Ärzte arbeiteten in Vier-Stunden-Schichten. Auf jeden jungen Assistenzarzt kam ein älterer Abteilungsarzt. Ihre Arbeit war vorwiegend pflegerisch, und obwohl sie die zumeist gut bewältigten, war ihnen gleichzeitig bewußt, daß es nicht viel helfen würde.
    Für Cathy war es das erstemal in einem Raumanzug. Sie hatte schon rund dreißig AIDS-Patienten wegen Augenkomplikationen operiert, und das war nicht allzu schwierig gewesen. Man nahm normale Handschuhe, und die Hauptsorge war die Anzahl der Hände im

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