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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sie hatten zwei Nachfragen geschickt, die er ignorierte. Der ehemalige Gouverneur zog alle politischen Register, um die Worte der Premierministerin zu werten: ihren Ton, ihre Körpersprache - vor allem den Ausdruck in ihren Augen. Dafür gab es keinen Ersatz, eine Lektion, die Dave Williams mehrmals gelernt hatte. Was er nicht gelernt hatte, war diplomatische Wortwahl. Sein Bericht kam direkt aus der Schulter, die Schußfolgerung: Indien hatte was vor. Er vermerkte außerdem, daß die Ebola-Krise in Amerika nicht erwähnt wurde. Kein Wort der Sympathie. Das war, schrieb er, in einer Hinsicht ein Fehler, in der anderen pure Absicht.
Indien hätte besorgt sein oder Besorgnis ausdrücken müssen. Statt dessen wurde es ignoriert, und sie hatte darauf herumgeritten, von Amerika genötigt worden zu sein, ihn an die >Attacke< auf ihre Navy nicht ein-, sondern zweimal erinnert, es dann auf die Benennung als unfreundlichen Akt< ausgedehnt. Diesen Ausdruck diplomatisch zu gebrauchen kam gleich vor der Handbewegung zum Halfter. Er schloß daraus, daß Indiens Marineübung garantiert kein Versehen war. Die Nachricht, die er erhalten hatte, lautete: Ins Gesicht!
»Also, was denkst du, Rob?«
»Ich glaube, Botschafter Williams ist ein verdammt gerissener Hund, Sir. Das einzige, was er nicht sagte, konnte er nicht wissen: Wir haben dort keinen Träger. Nun haben uns die Inder auf keine Weise aufspüren können, aber's ist öffentlich, daß sich Ike gen China bewegt. Und wenn ihre Nachrichten-Offiziere halbwegs auf Zack sind, wissen sie's sicher. Darauf sticht ihre Navy in See. Und jetzt erhalten wir dies von unserem Botschafter. Sir ...«
»Laß gut sein, Robby«, sagte ihm Ryan. »Für einen Tag hast du oft genug Sir gesagt.«
»Gut. Jack, wir haben jeden Grund zu Annahme, daß China und Indien schon vorher zusammengearbeitet haben. Was also passiert jetzt? China inszeniert einen Vorfall. Er wird ärger. Wir bewegen einen Träger. Die Inder stechen in See. Ihre Flotte ist direkt im Weg für die Passage von Diego Garcia zum Persischen Golf. Der Persische Golf heizt sich auf.«
»Und wir haben eine Seuche«, fügte Ryan hinzu. Er lehnte sich am billigen Schreibtisch im Funkraum nach vorn. »Zufälle?«
»Vielleicht. Vielleicht hat die indische Premierministerin einen Haß auf uns, weil wir an ihrem Käfig gerüttelt haben. Vielleicht will sie uns nur zeigen, daß wir sie nicht rumschubsen dürfen. Vielleicht ist es kleinliche Scheiße, Mr. President. Aber vielleicht auch nicht.«
»Optionen?«
»Wir haben im östlichen Mittelmeer einen Oberflächenverband, zwei Aegis-Kreuzer, einen Burke-Zerstörer und drei Fregatten. Im Mittelmeer ist's still. Ich schlage vor, daß wir die Gruppe durch den Suez bewegen, um die Gruppe Anzio zu unterstützen. Außerdem empfehle ich die Bewegung eines Trägers vom WestLant zum Mittelmeer. Das sind 6000 Meilen; auch bei 25 Knoten sind das fast neun Tage. Wir haben fast ein Drittel der Welt, in dem wir keinen zur Hand haben, und der ungeschirmte Teil fängt an, mir Sorgen zu machen. Falls wir etwas anstellen müssen, Jack, weiß ich nicht, ob wir's können.«
*
    »Guten Tag, Schwester«, sagte Clark, der ihre Hand zärtlich nahm. Seit einigen Jahren hatte er keine Nonne gesehen.
»Willkommen, Colonel Clark. Major.« Sie nickte Chavez auch zu.
»Schönen Tag, Ma'am.«
»Was bringt Sie zu unseren Spital?« Schwester Mary Charles' Englisch war ausgezeichnet, fast als ob sie's unterrichtete, mit einem belgischen Akzent, der den beiden Amerikanern eindeutig französisch klang.
»Schwester, wir sind hier, um Sie über den Tod einer Kollegin zu befragen: Schwester Jean Baptiste«, sagte ihr Clark.
»Ach so.« Sie wies auf die Stühle. »Setzen Sie sich bitte.«
»Danke, Schwester«, sagte Clark höflich.
»Ich habe von der Krankheit gehört, die in Ihrem Land ausgebrochen ist. Das ist sehr traurig. Und so sind Sie hier, um sich über den armen Benedikt Mkusa, Schwester Jean und Schwester Maria Magdalena zu erkundigen. Doch ich fürchte, wir können Ihnen nicht sehr gut helfen.«
»Warum das, Schwester?«
»Benedikt starb, und seine Leiche wurde verbrannt nach Regierungsbefehl«, erklärte Schwester Mary Charles. »Jean wurde krank, ja, und flog ab nach Paris zur medizinischen Evakuierung, wissen Sie, zum Pasteur-Institut. Das Flugzeug stürzte jedoch ab, und alle waren verloren.«
»Alle?« fragte Clark.
»Schwester Maria Magdalena flog mit und Doktor Moudi, natürlich.«
»Wer war das?« fragte Clark als

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