09 - Befehl von oben
Cathy ging zum elektronischen Kasten, der die Morphiuminfusion regelte und drückte einige Ziffern. Sie prüfte nach, ob der Infusomat richtig anlief und drehte sich um. »Oh.«
»Tag, Liebes.«
»Jack, du gehörst hier nicht her«, sagte ihm SURGEON bestimmt.
»Wer tut das schon?«
*
»Okay, ich habe mit diesem Dr. MacGregor was angeleiert«, sagte ihnen der Stationschef, als er in seinem roten Chevy losfuhr. Er hieß Frank Clayton und war ein Grambling-Absolvent, den Clark vor einigen Jahren durch die Farm geleitet hatte.
»Dann wollen wir mal hin, Frank.« Clark prüfte seine Uhr, rechnete nach und entschied, daß Mitternacht schon zwei Stunden her war. Er grunzte. Ja, das dürfte in etwa stimmen. Erst ging es zur Botschaft zum Kleiderwechsel. Amerikanische Militäruniformen waren hier nicht allzu beliebt. Tatsächlich, warnte sie der Stationschef, traf das für fast alles Amerikanische zu. Chavez sah, daß ihnen vom Flughafen aus ein Wagen nachfuhr.
»Nicht aufregen. Den verlieren wir bei der Botschaft.«
Clayton parkte den Wagen im Hinterhof der Botschaft und brachte sie rein. Eine Minute später ging einer seiner Leute raus, startete den Chevy und fuhr direkt wieder raus. Der Beschatter fuhr ihm hinterher.
»Hemden«, sagte der CIA-Statthalter und reichte sie ihnen. »Vermutlich können Sie die Hosen anbehalten.«
»Haben Sie mit MacGregor geredet?« fragte Clark.
»Vor ein paar Stunden am Telefon. Wir fahren rüber zu seiner Wohnung, und er wird einsteigen. Ich habe einen schön ruhigen Parkplatz für unseren Plausch ausgesucht.«
»Irgendwelche Gefahr für ihn?«
»Das bezweifle ich. Die Hiesigen sind ziemlich schlampig. Falls uns jemand verfolgt, weiß ich, wie wir damit fertig werden.«
»Dann wollen wir mal, Kumpel«, sagte John. »Wir verschwenden hier Mondlicht.«
MacGregors Unterkunft war so schlecht nicht, in einem von Europäern bevorzugten Gebiet gelegen und, so meinte der Stationschef, relativ sicher. Er nahm sein Handy und wählte des Doktors Pieper an - es gab eine regionale Rufzentrale. Kaum eine Minute später öffnete sich die Tür, und eine Gestalt kam zum Wagen, stieg hinten ein und schloß die Tür eine Sekunde, bevor er losfuhr.
»Dies ist für mich recht ungewöhnlich.« Er war jünger als Chavez, bemerkte John überrascht, und auf eine etwas schüchterne Art eifrig.
»Welche Art Burschen sind Sie eigentlich genau?«
»CIA«, teilte ihm John mit.
»In der Tat!«
»In der Tat, Doktor«, sagte Clayton vom Vordersitz aus. Seine Augen prüften die Spiegel. Sie waren gut weggekommen. Nur um sicherzugehen, fuhr er an der nächsten Ecke links, dann rechts, dann wieder links.
Gut.
»Dürfen Sie das überhaupt preisgeben?« fragte MacGregor, als der Wagen wieder einbog auf das, was hier als Hauptverkehrsader galt.
»Müssen Sie mich jetzt nicht beseitigen?«
»Doc, heben Sie sich das für Spielfilme auf, okay?« schlug Chavez vor. »Das Leben ist nicht wirklich so, und wenn wir Ihnen sagen würden, wir kämen vom State Department, würden Sie uns nicht glauben, oder?«
»Wie Diplomaten sehen Sie nicht aus.«
Clark drehte sich im Beifahrersitz um. »Sir, vielen Dank dafür, daß Sie sich bereit erklärt haben, uns zu treffen.«
»Dazu entschied ich mich aus nur einem Grund - nun, die hiesige Regierung zwang mich dazu, von der korrekten Vorgangsweise bei meinen beiden Fällen abzuweichen. Für diese Richtlinien gibt es gute Gründe, wissen Sie?«
»Okay, als erstes, würden Sie uns bitte darüber alles erzählen, was Sie können?« bat ihn John und schaltete den Tonbandapparat ein.
*
»Du siehst müde aus, Cathy.« Auch wenn das durch die Plastikmaske nur schwer zu erkennen war. Sogar ihre Körpersprache war durch den Anzug getarnt.
SURGEON sah zur Uhr in der Stationszentrale rüber. Technisch gesehen, war sie jetzt außer Dienst. Sie würde nie erfahren, daß Arnie van Damm die Klinik angerufen hatte, um den zeitlichen Ablauf für dies bestens abzustimmen. Das hätte sie in Rage gebracht, und sie war jetzt schon wütend genug auf die ganze Welt.
»Die Kids begannen heut nachmittag einzutreffen. Fälle der zweiten Generation. Der da drin muß es von seinem Vater bekommen haben. Sein Name ist Timothy. Er ist Drittkläßler. Sein Vater liegt ein Stockwerk höher.«
»Rest der Familie?«
»Seine Mutter testete positiv. Sie wird jetzt aufgenommen. Er hat eine große Schwester, die bis jetzt clean ist. Wir haben sie drüben im Ambulanzgebäude hingesetzt. Die haben einen Aufenthaltsbereich für
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