09 - Befehl von oben
.. »Was sagt sie denn, Cathy?« fragte Alexandre, als er einige Seiten zurückblätterte.
»Wie sie meint, daß sie sich fühlt? Panik, in Todesangst. Schwere Kopfschmerzen, Bauchkrämpfe - viel davon halte ich für reine Streßreaktion. Kann man ihr nicht verübeln, oder?«
»Diese Werte verbessern sich alle. Leberfunktionswerte sind an die Decke gegangen, aber der Klimax war gestern nacht, und sie sinken wieder ..«
»Das ist's, was mir auffiel. Sie ringt es nieder, Alex«, sagte Dr. Ryan.
»Ich glaube, bei ihr werden wir gewinnen. Aber warum? Was ist anders? Was können wir daraus lernen? Für die anderen Patienten anwenden?«
Das löste bei Dr. Alexandre die Entscheidung aus. John Pickett hatte recht. Er mußte nach Reed.
»Dave, sie wollen mich jetzt gleich in Washington haben.«
»Los mit Ihnen«, antwortete der Dekan sofort. »Wir sind hier abgedeckt. Wenn Sie helfen können, hier den Sinn rauszufiltern, machen Sie sich auf den Weg da runter.«
»Cathy, die wahrscheinlichste Antwort auf Ihre Frage ist die einfache. Die Abwehrkraft gegen dieses Biest ist umgekehrt proportional zur Anzahl der durch den Organismus aufgenommenen Partikel. Die meisten denken, schon ein Strang bringt sie um. Das stimmt nicht. Nichts ist so gefährlich. Ebola tötet dadurch, das es das Immunsystem überwältigt, dann erst geht es auf die anderen Organe los. Wenn sie nur eine kleine Anzahl der kleinen Hundesöhne abbekam, hat ihr Immunsystem sich gewehrt und den Kampf gewonnen. Reden Sie weiter mit ihr, Cathy. Jedes Detail ist wichtig. Ich rufe in ein paar Stunden an. Wie kommen Sie alle zurecht, Leute?«
»Alex, wenn das hier in sich etwas Hoffnung birgt«, antwortete Dr. James, »werden wir's, glaube ich, schaffen.«
Zur Dekontamination ging Alexandre wieder nach oben. In Grünzeug und Maske fuhr er nach unten und ging durch die Vorhalle raus.
»Sie sind Colonel Alexandre?« fragte ein Sergeant.
»Ja.«
Der NCO salutierte. »Folgen Sie mir, Sir. Ham 'n Hummer mit Fahrer für Sie. Möchten Sie 'nen Mantel? Biß'n kühl drauß'n.«
»Danke.« Er zog den gummierten Kampfmittel-Schutzparka über.
Der hielt ihn bestimmt die ganze Strecke lang warm. Am Steuer war eine weibliche Spec-4. Alexandre bestieg den unbequemen Sitz, schnallte sich an und sagte: »Go!« Erst dann ließ er das, was er Ryan und James oben gesagt hatte, noch mal Revue passieren. Er schüttelte den Kopf, als müßte er ein Insekt verscheuchen. Pickett hatte recht - vielleicht.
»Mr. President, bitte, lassen Sie uns die Daten noch mal überprüfen. Ich habe sogar Dr. Alexandre von Hopkins zur Mitarbeit in der Gruppe runtergerufen, die ich in Reed eingerichtet habe. Für Schlußfolgerungen ist es noch viel zu früh. Bitte, lassen Sie uns unsere Arbeit tun.«
»Okay, General«, sagte Ryan verärgert. »Ich werde hier sein. Verdammt«, fluchte er nach dem Auflegen.
Im Westen war es noch dunkel, als es in der Pazifik-Zeitzone begann.
Die Beschaffung der Flugzeuge war wenigstens leicht. Jumbos der meisten großen Fluggesellschaften machten sich auf den Weg nach Barstow, California, ihre Crews für Ebola-Antikörper getestet und durch Ärzte der Army freigegeben - die Test-Kit-Versorgung kam langsam in Schuß. Auch die Luftumwälzung in den Maschinen war modifiziert worden. Beim National Training Center bestiegen Soldaten die Busse.
Für die Blaue Mannschaft war das normal, aber nicht für OpFor, wo Familien den uniformierten Soldaten beim Ausrücken von ihren Heimen aus nachblickten. Das Ziel war zur Zeit noch geheim; den Soldaten würde es erst nach dem Abheben zum sechzehnstündigen Flug mitgeteilt werden. Mehr als 10000 Männer und Frauen hieß vierzig Flüge, wobei nur vier in der Stunde von der rudimentären Einrichtung in der kalifornischen Hochlandwüste abfliegen konnten. Falls jemand fragte, würden die örtlichen Pressesprecher sagen, daß die Einheiten von Fort Irwin zur Unterstützung bei der nationalen Quarantäne ausrückten. In Washington erfuhren einige Reporter etwas anderes.
»Thomas Donner?« fragte die Frau in der Maske.
»Richtig«, erwiderte der Reporter, verstimmt, in Jeans und Flanellhemd vom Frühstückstisch weggeholt zu werden.
»FBI. Würden Sie mich bitte begleiten, Sir?«
»Bin ich verhaftet?« verlangte die Fernsehpersönlichkeit zu wissen.
»Nur, wenn Sie's wünschen, Mr. Donner«, sagte ihm die Agentin.
»Aber Sie müssen jetzt gleich mit mir kommen. Brauchen werden Sie nichts Besonderes außer Portemonnaie mit Ausweis und so«, fügte sie
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